Kürzungen im Naturschutz: Förderung von Krötenzäunen im Landkreis halbiert – Verbände in Sorge

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Aufwendige Arbeit: Brach liegende Flächen mit Spezialmaschinen zu mähen, ist ökologisch wichtig, wäre für Landwirte ohne Förderung aber nicht möglich. © Archiv/LPV Miesbach

Den Förderungen von Naturschutzmaßnahmen im Freistaat drohen Kürzungen. Die Auswirkungen sind noch unklar, aber die Sorge bei den Naturschutzverbänden ist groß. Vor allem die Jahre 2026 und 2027 bereiten Kopfzerbrechen.

Landkreis – Der Naturschutz im Freistaat fußt teilweise auf Freiwilligkeit: Statt ökologisch sinnvolle Maßnahmen vorzuschreiben, werden sie finanziell gefördert, um Anreize dafür zu schaffen. Seit einiger Zeit zeichnet sich dabei aber ein Engpass ab: Unter anderem für Krötenschutzzäune seien die Förderungen gekürzt worden, bestätigt eine Sprecherin des Landratsamts, bei dem auch die Untere Naturschutzbehörde angesiedelt ist. So wurde für die Dauer der Verhandlungen über den diesjährigen Nachtragshaushalt des Freistaats die Haushaltssperre auf 15 Prozent angehoben. Dieser Anteil der eigentlich verfügbaren Summen darf nicht verplant werden, um Kürzungen zu ermöglichen. Wie hoch diese in welchen Bereichen ausfallen, ist noch unklar.

Landschaftspflegeverband

In der Folge treibt die Naturschutzverbände im Landkreis große Unsicherheit um, allen voran den Landschaftspflegeverband (LPV) Miesbach. „Wir wissen aktuell nicht, wie viele unserer Maßnahmen wir heuer umsetzen können“, sagt Geschäftsführer Mathias Fischer.

Bereits bewilligt sei bisher nur die Streuobstförderung. Mit Neupflanzungen, Pflege, Mahd sowie der Verwertung und Vermarktung des Obstes hilft der Verband, den Rückgang von Streuobstwiesen zu stoppen. Wie für andere Projekte, sind mit der Arbeit Landwirte und regionale Firmen beauftragt, die für die Umsetzung eine Förderung erhalten.

Für die weiteren Projekte der Landschaftspflege, darunter etwa der Erhalt von Mager- und Streuwiesen, die Entbuschung, die Ernte von Samen regionaler Blühwiesen und der Amphibienschutz, müsste Fischer eigentlich jetzt die Förderanträge stellen. „Unser Hauptgeschäft findet im September statt“, erklärt er. Fürs laufende Jahr ist der Geschäftsführer des Verbands, in dem alle Gemeinden und der Landkreis selbst Mitglied sind, zwar noch hoffnungsvoll. Richtig Sorgen macht sich Fischer aber mit Blick auf die Jahre 2026 und 2027.

Schon in der Kabinettsitzung Ende 2024 wurden „weitere deutliche Konsolidierungen auf der Ausgabenseite“ angekündigt; den kommenden Doppelhaushalt erwartet Fischer dementsprechend mit Spannung. „Ein Jahr könnten wir überbrücken“, stellt er fest. Ein zweites oder drittes Jahr mit Kürzungen hätte aber fatale Folgen für die bereits geleistete Arbeit. „Viele ökologisch hochwertige Flächen, die seit Jahren gepflegt werden, würden sehr schnell wieder zuwachsen.“

Auch die 30 bis 40 Landwirte, die mit dem LPV zusammenarbeiten, hätten ein Problem: „Sie verlassen sich auf das Zusatzeinkommen“, sagt Fischer. „Es wäre schlimm, wenn wir sie verlieren oder vor den Kopf stoßen würden.“ Nach nur einem Jahr ohne Maßnahmen wären damit Existenzen und die gesamte Struktur gefährdet, warnt Fischer. „Aus unserer Sicht geht‘s um viel: Wenn man das System der Freiwilligkeit gegen die Wand fährt, hat man nichts mehr.“

Landesbund für Vogelschutz

Überregional würde das auch Projekte des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV) treffen, erklärt Gerhard Kinshofer. Der Kreisgruppenvorsitzende sieht – dank langfristigeren Naturschutzverträgen – zwar kein akutes Problem für den LBV im Landkreis. Für andere Verbände sei die finanzielle Lage aber schwierig, bestätigt er. „Es ist alles noch offen.“

Bund Naturschutz

Am kritischsten sei das für den LPV, bestätigt Manfred Burger, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz (BN) und LPV-Vorstandsmitglied. Weil die Förderung für Krötenzäune um die Hälfte reduziert worden sei, trage heuer der BN die Mehrkosten. Das geht aber freilich nicht über mehrere Jahre hinweg. „Wir sind insgesamt sehr besorgt“, betont Burger. Ähnlich wie bei der Landschaftspflege gilt auch für die eigenen Aktivitäten – etwa die Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus oder des Staudenknöterichs: „Man darf nicht nachlassen.“ nap

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