Er ist bester Spenglermeister Oberbayerns
Der beste Spenglermeister Oberbayerns kommt aus Moorenweis. Jakob Schöttl hat die Abschlussprüfung mit der Traumnote 1,8 bestanden und damit seinen gesamten Jahrgang hinter sich gelassen – unter anderem mit einem Meisterstück, das mehr einem Kunstwerk gleicht als einem Werkstück.
Moorenweis – Auf einen Ziersockel in Form eines Taufbeckens hat der 28-jährige Jakob Schöttl zwei verschiedene Sonnenuhren gesetzt – eine große über die gesamte Oberfläche und ein kleine mit gebogenem Ziffernblatt. 40 Stunden hatte er in der praktischen Prüfung Zeit, das Wunderwerk aus gekanteten und gerundeten, nach innen gefalzten Blechen zu bauen. Grundlage waren zwei Quadratmeter Kupferblech und eine unendliche Tüftelei.
Nun steht die Sonnenuhr im ersten Stock der Firma Leib, wo Jakob Schöttl seine Ausbildung absolvierte (die er ebenfalls als Bester abschloss), wo er seine Gesellenjahre verbrachte und wo er nun als frisch gebackener Meister weiterhin arbeiten wird. Den Abschluss habe er vor allem für sich selbst gemacht, erzählt der gebürtige Moorenweiser. Er wollte lernen, was es in seinem Handwerk zu lernen gibt – „den Job abschließen“, wie er sagt. „Mit Spaß an der Arbeit.“
Aber um ganz nach oben zu kommen, braucht es mehr als Geschick und Freude am Handwerk. „Ehrgeiz“, nennt der 28-Jährige als wichtigsten Antrieb. „Man muss Lust haben sich fortzubilden, und interessiert sein. Sonst ist manches sehr trocken.“
Zu den Inhalten der Meisterausbildung gehören nämlich auch Fächer wie Rechnungswesen, Steuer-, Bau- und Arbeitsrecht sowie Berufs- und Arbeitspädagogik.
Spengler ist er geworden, weil er draußen arbeiten wollte, an der frischen Luft. In Bewegung sein, mit den Händen etwas schaffen.
Arbeiten in 80 Meter Höhe
Als 15-Jähriger begann er die Ausbildung bei der Firma Leib. Dort kannte man ihn schon von einem Praktikum her. „Danach hab’ ich geschaut, dass der Kontakt nicht abriss“, erzählt Schöttl. In den Schulferien fragte er an, ob er sich nützlich machen könne.
Als Spengler arbeitet Schöttl an Gebäuden vom Sockel bis zum Dach. Fassaden, Gauben, Loggien und Kamine – überall braucht es Bleche. „Aber der größte Teil der Arbeit findet auf dem Dach statt.“ Das erste Mal da oben zu stehen, sei faszinierend gewesen, erinnert sich der 28-Jährige. Das war irgendwo in München, auf einem achtstöckigen Gebäude. „Über die Dächer der Stadt zu schauen, ist schon sehr schön.“ Manchmal geht es sogar noch höher hinaus – auf Kirchtürme wie den des Klosters St. Ottilien, der von der Firma Leib im Rahmen einer umfassenden Sanierung neu eingedeckt wurde. Arbeiten in 80 Meter Höhe – daran gewöhne man sich, versichert Schöttl, der in seiner Freizeit Trompete und Flügelhorn in der Blaskapelle Moorenweis spielt und deren Zweiter Vorsitzender ist.
Urkunde und Medaille kamen leider per Post
Über seinen Erfolg bei der Meisterprüfung hat er sich sehr gefreut. Umso enttäuschender, dass die Meisterfeier der Handwerkskammer für München und Oberbayern nicht stattfinden konnte: Die große Veranstaltung fiel dem Schnee-Chaos Anfang Dezember zum Opfer. Einen Nachholtermin gab es nicht. Schöttls Urkunde und die Goldmedaille für den „Best-Meister Oberbayern“, die er auf der Bühne von einem hochrangigen Vertreter aus Handwerk oder Politik entgegengenommen hätte, kamen lieblos mit der Post.
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Doch vielleicht gibt es noch eine weitere Auszeichnung. Im Wettbewerb „Meisterstück des Jahres“ der Fachzeitschrift „Baumetall“ ist Schöttls Sonnenuhr unter die neun besten Arbeiten aus ganz Deutschland gekommen. Der Sieger wird demnächst bekannt gegeben.