Klinik-Zukunft in Weilheim-Schongau: Das sagen die Verantwortlichen
Die Landkreisführung in Weilheim-Schongau setzt bei ihren Kliniken auf Stabilität, regionale Stärke und strategische Weiterentwicklung. Ziel ist eine zukunftsfähige Versorgung ohne Zentralisierung.
Region - Während sich im Nachbarlandkreis Starnberg die Zeichen auf eine große Krankenhausfusion (Starnberg, Herrsching und Seefeld) stellen – mit dem Ziel eines zentralen Klinikums mit rund 500 Betten – zeigt sich die Führung des Landkreises Weilheim-Schongau gelassen. Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) und Thomas Lippmann, Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH, betonen im Gespräch, dass man die Entwicklungen zwar aufmerksam verfolge, aber keineswegs eigenen Handlungsdruck sehe.
Im Landkreis Weilheim-Schongau wird auf eine Klinik-Versorgung ohne Zentralisierung gesetzt
„Die Pläne in Starnberg sind im Kontext der aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen nachvollziehbar“, so Lippmann. Diese Tendenz habe sich bereits vor geraumer Zeit abgezeichnet – daher sei im eigenen Landkreis ursprünglich ebenfalls ein Zentralklinikum angedacht gewesen. Dieser Plan wurde jedoch 2022 durch einen Bürgerentscheid gestoppt. Stattdessen habe man die Strategie angepasst und weiterentwickelt.

Schwerpunkt und Gesundheitszentrum
„Unser Fokus liegt weiterhin klar auf einer qualitativ hochwertigen, wohnortnahen medizinischen Versorgung – gerade im ländlichen Raum“, erklärt Landrätin Jochner-Weiß. Die Umstrukturierung mit dem Ausbau des Klinikums Weilheim zum Schwerpunktversorger und der Neuausrichtung des Schongauer Standorts als Gesundheitszentrum „SOGESUND“ sieht sie als zukunftsweisenden Schritt.
Auch Lippmann zeigt sich überzeugt: „Wir haben frühzeitig die Weichen gestellt und gestalten den Strukturwandel aktiv.“ Dabei orientiere man sich nicht an möglichen Konkurrenzmodellen, sondern am tatsächlichen Bedarf, den gesetzlichen Vorgaben und den vorhandenen Ressourcen.
An Strategie festhalten
Die Verantwortlichen im Landkreis sehen keinen Anlass, die eigene Strategie angesichts der Entwicklungen in Starnberg zu überdenken. Man sei vielmehr flexibel genug aufgestellt, um auf Veränderungen reagieren zu können – sei es durch Spezialisierungen, Kooperationen oder neue Versorgungskonzepte.
Dennoch bleibt man wachsam. „Natürlich überprüfen wir unsere Strategie regelmäßig und stehen im Dialog mit allen relevanten Akteuren“, betont Jochner-Weiß. Denn der Krankenhausbereich befinde sich in einem tiefgreifenden Wandel – wer da nicht in Bewegung bleibe, verliere den Anschluss.

Klinikum Penzberg ein Sonderfall
Ein Sonderfall im Landkreis Weilheim-Schongau ist das Klinikum Penzberg, das zum Verbund der Starnberger Kliniken gehört. In den Fusionsplänen von Starnberg findet dieser Standort jedoch keine Erwähnung. Eine Rückübertragung der Verantwortung an den Landkreis Weilheim-Schongau nach Ablauf der vereinbarten Frist ist bislang offen. „Aktuell lässt sich noch nicht abschließend bewerten, welche Auswirkungen sich ergeben könnten“, erklärt Lippmann. Der Austausch mit dem Landkreis Starnberg – insbesondere mit Landrat Stefan Frey (CSU) – sei aber im Gange, wie Jochner-Weiß betont.
Eine Herausforderung
Bis Ende August müssen die Krankenhausträger dem Freistaat Bayern ihre Leistungsgruppen melden – eine Maßnahme der bundesweiten Krankenhausreform. Für Weilheim-Schongau birgt dieser Schritt nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen. „Wir wollen als Schwerpunktversorger zentrale Leistungsgruppen zugewiesen bekommen, die wir auch schon heute exzellent jedem Patienten rund um die Uhr und sieben Tage pro Woche bieten“, so Jochner-Weiß. Das sei das bestmögliche Ergebnis für unseren Landkreis.
Gleichzeitig solle das Gesundheitszentrum SOGESUND in Schongau als sogenannte sektorübergreifende Versorgungseinrichtung (SÜV) eine zentrale Rolle im regionalen Netzwerk übernehmen. „Unsere Planungen und Gespräche mit den zuständigen Stellen laufen genau in diese Richtung. Wir bringen uns konstruktiv in den Prozess ein und wollen Klarheit schaffen – für die Bevölkerung, für unsere Beschäftigten und für unsere ärztlichen Partner“, so die Landrätin.
Regional, vernetzt, digital
Der Blick in die Zukunft ist geprägt von einem klaren Ziel: Ein moderner, leistungsfähiger, vernetzter Gesundheitsverbund im Landkreis – abgestimmt auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und tragfähig für die öffentliche Hand. „Kooperationen mit Universitätskliniken im Bereich Schlaganfallversorgung oder Herzchirurgie, moderne Strukturen, digitale Vernetzung – das ist unsere Vision für die kommenden zehn Jahre“, so Lippmann. Die Versorgung werde wohnortnah und hochwertig bleiben, gleichzeitig sollen die Mitarbeitenden in klaren stabilen Strukturen mit guter technischer Ausstattung, interprofessionellen Teams und Entwicklungsperspektiven – und vor allem: mit Planbarkeit und Sinnstiftung in einem versorgungsrelevanten Umfeld arbeiten, so die Landkreischefin.
Auch finanziell müsse das Konstrukt tragfähig bleiben, betont Jochner-Weiß: „Wir brauchen klare Leistungsprofile, gezielte Investitionen und den Mut zur Veränderung. Nur so gelingt uns eine Versorgung, die auch langfristig für den Landkreis finanzierbar ist.“
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