Bundestagswahl - Fake-News entlarvt: Kein Fund von „3000 AfD-Briefwahlzetteln“ an der Elbe in Magdeburg
Nach der Bundestagswahl verbreitet sich online eine Nachricht über vermeintlichen Wahlbetrug. Es wird behauptet, dass in Sachsen-Anhalts Hauptstadt Magdeburg, wo am 20. Dezember ein Arzt saudi-arabischer Herkunft sechs Menschen bei einem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt tötete, mehr als „3000 Briefwahlzettel mit AfD-Kreuzen“ am Ufer der Elbe entdeckt worden seien.
Ein Dresdner Sicherheitsdienst soll diese angeblich gefunden haben und anschließend sollen die Unterlagen „in Dresden dem Landratsamt“ übergeben werden. Doch ist das tatsächlich der Fall?
Polizei Magdeburg kann Fund von Wahlzetteln nicht bestätigen
Die Polizei Magdeburg sowie die Wahlleitungen in Sachsen-Anhalt und Sachsen haben keinerlei Kenntnis über einen solchen Fund. Zudem gibt es zahlreiche Ungereimtheiten, die die Nachricht als erfunden erscheinen lassen.
Die Nachricht spricht von einem Fundort an der Elbe in Magdeburg. Ein Sprecher des zuständigen Polizeireviers in Magdeburg teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, dass von einem solchen Fund nichts bekannt sei. Auch die Wasserschutzpolizei, zuständig für den Bereich des Flusses, hat keine Informationen darüber.
Anfragen bei den Wahlbehörden zeigen ebenfalls, dass der Fall nicht bekannt ist. Eine Sprecherin der Landeswahlleitung von Sachsen-Anhalt erklärte, dass der Vorgang weder plausibel sei noch der Wahlleitung oder dem Kreiswahlleiter des Wahlkreises 69 (Magdeburg) bekannt sei. Das Büro des Landeswahlleiters in Sachsen bestätigte ebenfalls, dass ein solcher Fall dort nicht bekannt sei.
Widersprüche im verbreiteten Text
Der verbreitete Text weist zahlreiche Widersprüche auf, die darauf hindeuten, dass es sich um eine erfundene Geschichte handelt: „Es ist unklar, warum der Fund als 'Briefwahlzettel' beschrieben wird, da man Stimmzetteln nicht ansehen kann, ob sie aus einem Urnenwahlbezirk oder aus der Briefwahl stammen“, erklärt die sächsische Landeswahlleitung.
Zudem wird behauptet, dass die Stimmzettel „dem Landratsamt“ in Dresden übergeben werden sollten, obwohl Dresden kein Landratsamt besitzt. Auch darauf weist die Landeswahlleitung hin.
Auf den Webseiten der Städte Magdeburg und Dresden gibt es keine Mitteilungen über einen solchen Fund. Die Dresdner Stadtverwaltung erklärte in einer Meldung vom 28. Februar 2025, dass es bei der Bundestagswahl keine Auffälligkeiten gegeben habe. Eine Stadtsprecherin bestätigte dies gegenüber Faktenprüfern des Recherchezentrums Correctiv.
Unklare Behauptungen über Briefwahlunterlagen
In der Textnachricht wird weiterhin behauptet, dass „nur einzelne von über 3.000 Wahlberechtigten im Ausland“ Briefwahlunterlagen erhalten hätten. Diese Aussage passt nicht zur tatsächlichen Datengrundlage. Zur Bundestagswahl 2025 haben sich insgesamt rund 214.000 Auslandsdeutsche in ein Wählerverzeichnis eingetragen, darunter 1818 Einträge in Sachsen-Anhalt und 6009 in Sachsen, laut Angaben der Bundeswahlleiterin.
Es ist nicht möglich zu sagen, wie viele Deutsche im Ausland tatsächlich an der Wahl teilnehmen. Die Wahlbriefe werden in den zuständigen Gemeinden zusammen mit den Wahlbriefen der in Deutschland lebenden Wahlberechtigten ausgezählt. Deshalb kann die Bundeswahlleiterin keine Aussagen zur Wahlbeteiligung oder zum Stimmverhalten der Auslandsdeutschen treffen, wie ein dpa-Faktencheck zeigt.
Facebook-Nutzerin räumt Fälschung ein
Die verbreitete Nachricht geht auf einen Screenshot eines Facebook-Posts zurück. Die ursprüngliche Verfasserin, die diesen Post in der Facebook-Gruppe „AfD - Fans Deutschland“ veröffentlichte, löschte ihn am 1. März und erklärte inzwischen selbst, dass es sich um eine Fälschung handelt. Sie bittet darum, die „Screenshots nicht weiter zu verbreiten und den Sachverhalt gerade zu rücken“.
Das Original zu diesem Beitrag "Geschichte über Stimmzettel in der Elbe ist erfunden" stammt von dpa.