„Es gibt keine Denkverbote“: Gymnasium wird zum Testlabor - als Modus-Schule ausgezeichnet
Das Gymnasium in Penzberg hat eine hohe Auszeichnung erhalten. Es wurde zur Modus-Schule ernannt, als aktuell einziges Gymnasium im westlichen Oberbayern. Als Modus-Schule kann das Gymnasium zum Beispiel neue Unterrichtsformen oder neue Schulstrukturen testen. Haben sie Erfolg, können sie von anderen Schulen übernommen werden.
Bei einem Festakt am Montag wurde dem Penzberger Gymnasium vom bayerischen Kultusministerium der Titel „Modus-Schule“ verliehen. Ein entsprechendes Schild hängt seither neben dem Haupteingang. Das Penzberger Gymnasium ist das einzige Gymnasium im Bezirk Oberbayern-West mit diesem Titel und eine von wenigen Schulen in Bayern, die diesen Status derzeit haben. Als Modus-Schule können die Penzberger in den nächsten fünf Jahren neue Unterrichtsformen testen und neue Strukturen in der Schulgemeinschaft umsetzen, solange dies die Lehrplanziele nicht gefährdet. Bewährt sich eine Innovation, können andere Schulen sie übernehmen.
Schon zwei Ideen, die nächstes Schuljahr getestet werden
Am Penzberger Gymnasium gibt es schon zwei Ideen, die im kommenden Schuljahr erprobt werden sollen. Schulleiter Matthias Langensteiner nannte beim Festakt die Leistungserhebung und den Sportunterricht. So soll die Zahl der Schulaufgaben in den einzelnen Fächern (momentan drei beziehungsweise vier) um jeweils eine Schulaufgabe reduziert werden. Die Schülerinnen und Schüler würden dadurch von Prüfungsdruck entlastet, außerdem gewinne man zusätzliche Lern- und Übungszeit, erklärte er auf Nachfrage.
Die zweite Idee: Beim Sport in der elften Jahrgangsstufe soll ab dem nächsten Schuljahr koedukativ unterrichtet werden, also Mädchen und Buben gemeinsam, wie es bereits in der zwölften und 13. Jahrgangsstufe der Fall ist. Auf diese Weise, so Direktor Langensteiner, können mehr Wahlmöglichkeiten angeboten werden, also zum Beispiel Fußball, Volleyball oder Basketball. Unterrichte man getrennt, seien oftmals die Gruppen dafür nicht groß genug. In seiner Rede sagte der Schulleiter, er lade dazu ein, weitere Ideen für die nächsten Jahre zu entwickeln. „Es gibt keine Denkverbote.“
Modus-Konzept des Kultusministeriums
Das Konzept der Modus-Schulen gibt es in Bayern seit knapp 20 Jahren. Es umfasst alle Schularten. In der Vergangenheit sind bereits erfolgreiche Innovationen in den Schulalltag bei Unterricht, Personalführung und außerschulische Partnerschaften eingeflossen. Zu Testlabors können aber nur Schulen werden, die vor der Bewerbung bei einer Evaluation, einer Bewertung durch Vertreter des Kultusministeriums, ausgezeichnet abgeschnitten haben.
Exzellente Note vor der Bewerbung
Eine derartige Evaluation war auch beim Penzberger Gymnasium der Ernennung zur Modus-Schule vorausgegangen. Sie fand im vergangenen Herbst statt. Die Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Oberbayern-West, Brigitte Grams-Loibl, berichtete beim Festakt, dass das Penzberger Gymnasium für die Gestaltung des Unterrichts eine exzellente Note erhalten habe, zum Beispiel für die effektive Nutzung der Lernzeit, für eine klare Zielorientierung und für einen sinnvollen und förderlichen Einsatz von Digitalisierung. Sie hob auch hervor, dass ein Schüler gesagt habe, sie würden von ihren Lehrern gesehen. „Der Satz ist Zucker, er passt in dieses Ergebnis hinein.“ Das alles qualifiziere das Penzberger Gymnasium, eine Modus-Schule zu sein. Dieser Status soll das Gymnasium „frei machen, zu fliegen und neue Sache auszuprobieren“.
Auf dem Olymp im Bezirk Oberbayern-West
Lob für die Auszeichnung gab es auch seitens der Stadt und des Landratsamtes. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) sagte, er könne sich vorstellen, dass dem einen oder anderen Pädagogen warm ums Herz werde, weil er normalerweise in ein enges Korsett gezwängt sei. Außerdem werde der reduzierte Prüfungsdruck bei Schülern Freude auslösen. Kreiskämmerer Matthias Brugger versicherte dem Gymnasium, es auf diesem Weg weiterhin zu unterstützen.
Der Elternbeiratsvorsitzende Dirk Hansel sagte, man könne stolz auf das Ergebnis der Evaluation sein, und rief dazu auf, die Möglichkeiten als Modus-Schule mutig zu nutzen. Die Schülersprecher Aaron Blutke und Eva Schräml sprachen beim Festakt von einem Wasserfall an Möglichkeiten. Lehrer Markus Hauer sagte als Personalratsmitglied, die Schule sei auf dem Olymp im Bezirk Oberbayern-West angekommen. Dafür seien große Anstrengungen des Kollegiums nötig gewesen. Das habe man auf sich genommen, „weil bei uns an der Schule ein besonderer Spirit herrscht“.