Baumfällaktion in Krähenkolonie
Die Gemeinde Seefeld hat in Hechendorf sechs alte Buchen fällen lassen. Die bis zu 25 Meter hohen Bäume waren in einem schlechten Zustand – wohl auch, weil Saatkrähen in ihnen brüteten und ihr Kot den Bäumen schadet. Weil die Saatkrähe geschützt ist, musste die Regierung von Oberbayern die Fällung genehmigen.
Hechendorf – Seit vielen Jahren gibt es in Hechendorf eine Saatkrähenkolonie. Sie ist nach der Kolonie in Gilching die zweitgrößte mit 136 Brutpaaren (2023), in Gilching sind es 427. Die meisten Nester befinden sich in Hechendorf am S-Bahnhof und am Behelfsparkplatz der Gemeinde unterhalb der TSV-Turnhalle an der Inninger Straße. Der Parkplatz allerdings konnte zuletzt nicht mehr genutzt werden, weil ein Teil der von den Krähen bewohnten Bäume einen kranken Eindruck machte. „Wir haben sie daher von einem Fachmann begutachten lassen, das hat den Eindruck bestätigt: Sie sind als schwer geschädigt aufgefallen“, sagte gestern Christoph Drewes vom Bauamt in Seefeld. Diese Woche erteilte die Regierung von Oberbayern die Genehmigung für eine Fällung der insgesamt sechs Buchen, in denen sich in der vergangenen Saison bis zu zwölf Krähennester befanden. Eine Ausnahme, weil die Saatkrähe geschützt ist.
Für die Aktion musste die Gemeinde auf die Schnelle eine Gartenbaufirma beauftragen, denn der Fällbescheid war bis zum 28. Februar befristet. Ausgeführt hat die Aufgabe die Firma Sanktjohanser, die auch die Begutachtung vorgenommen hat und beispielsweise für die Pflege der Lindenallee zuständig ist. „Die Leute meinen immer, uns gefällt das. Aber das sind bis zu 100 Jahre alte Bäume, das mache ich nicht gerne“, sagte Stefan Sanktjohanser.
Gartenbaufirma untersuchte Bäume mit einer Drohne
Mit einer Drohne hatte sein Mitarbeiter Carsten Buth zuvor die Bäume abgesucht. Denn wer unter diesen Umständen fällt, also alte Buchen mit Nestern der geschützten Saatkrähe, tut dies unter besonderen Auflagen. Dazu gehört, vorher die Nester abzusuchen. „Da war zum Glück noch nichts drin, die Krähen haben noch nicht losgelegt“, sagt Buth. Untersucht habe er mit der Drohne auch die Hohlräume in den Bäumen. Fehlanzeige. „Wenn da etwas gewesen wäre, hätten wir die Stämme stehen lassen müssen“, sagt Buth.

Die Bäume seien von oben nach unten verfault und abgestorben, erklärte Drewes. Das habe sich schon vom Boden aus erkennen lassen an abgespreizter Rinde und Totholz. Ein möglicher Grund dafür sei der scharfe Kot der Krähen, die seit vielen Jahren in den Bäumen brüten. „Der Kot ist ätzend, das Problem kennt man auch von großen Kormoran-Kolonien“, weiß Drewes.
Saatkrähen stehen unter Schutz
1977 wurde die Saatkrähe unter Schutz gestellt, seither erholen sich die Bestände. Weil die Saatkrähe jedoch in der Feldflur weiterhin oft gestört und verfolgt wurde, siedelt sie sich immer häufiger im direkten Umfeld des Menschen an. Dort ist sie auch nicht gerade beliebt: „Das sind schon zwei, drei Monate, in denen es hier wirklich laut ist“, sagt Drewes. Vergrämungsmaßnahmen wie beispielsweise zuletzt am Friedhof bei St. Vitus in Gilching führten jedoch meist nur zu einem Umzug der Kolonien. In Hechendorf sei dies nicht zu befürchten. „Ich gehe davon aus, dass sie sich hier umverteilen und keine Splitterkolonie bilden. Sie finden auf diesem Gelände noch andere alte Buchen, die hoch genug sind.“

In der Gemeinde Seefeld gilt eine Baumschutzverordnung. Kranke Bäume dürfen zwar gefällt werden, doch die Gemeinde wird sie durch die Pflanzung von sechs Edelkastanien mit einem Stammumfang von 16 bis 18 Zentimetern ersetzen. Edelkastanien gelten als sogenannter Klimabaum. Sie sind wärmeresistent und auch nicht so sonnenbrandgefährdet wie die Buche. „Wir werden das hier mal ausprobieren.“
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Drewes ist froh, dass das mit den Fällungen noch rechtzeitig geklappt hat. Denn am Wochenende trägt der TSV Oberalting in der Turnhalle in Hechendorf sein traditionelles Jugendhallenturnier aus. „Nun kann der Parkplatz dafür gefahrlos genutzt werden.“ Von den Saatkrähen ließen sich bei der Aktion gestern keine Exemplare blicken.
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