In den USA könnten dieses Jahr 15.000 Kirchen schließen – das sind die Gründe

In diesem Jahr könnten in den USA bis zu 15.000 Kirchen ihre Türen schließen. Laut dem Nachrichtenportal "Axios" übersteigt diese Zahl die prognostizierten Neueröffnungen deutlich und könnte sich in den kommenden Jahren noch weiter erhöhen. 

Experten befürchten, dass diese Entwicklung besonders ländliche Gebiete strapazieren könnte, in denen Kirchen oft eine zentrale Rolle bei der Unterstützung der Gemeinschaft spielen, etwa durch Lebensmittelausgaben, Kinderbetreuung und Katastrophenhilfe.

Prognose: Bis zu 100.000 Kirchen-Schließungen in den nächsten Jahren

Zahlen des Pew Research Centers veranschaulichen den Wandel der religiösen Identität in den USA: Während nur noch 62 Prozent der Bevölkerung als Christen gelten, ist die Anzahl der religiös Ungebundenen auf 29 Prozent gestiegen. Gleichzeitig erfahren Megachurches mit moderner Musik und großem Angebot an Aktivitäten sowie die evangelikale Bewegung einen immer stärkeren Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. Auch Kirchen-Startups florieren und machen aus Spiritualität ein Geschäft.

Thom Rainer, ehemaliger Präsident des christlichen Verlages LifeWay Christian Resources, beschreibt im Nachrichtenportal, dass viele Kirchen mit schwindenden Mitgliederzahlen und Personalmangel kämpfen. Es sei kaum möglich, einen Vollzeit-Pastoren zu engagieren. Auch Rainer befürchtet eine Vielzahl von Kirchenschließungen. Seine Prognose wird durch Schätzungen des National Council of Churches unterstützt, welches erwartet, dass in den nächsten Jahren rund 100.000 Kirchen in den USA geschlossen werden könnten.

Panoramablick auf die Mega-Kirche in der Nähe von Houston, Texas
Panoramablick auf die Mega-Kirche in der Nähe von Houston, Texas Getty Images

Mega-Kirchen auf dem Vormarsch

Während traditionelle Kirchen überwiegend mit Problemen zu kämpfen haben, erfahren Megachurches in den USA eine andere Dynamik. Dennoch sind diese großen Kirchen nicht immun gegenüber Herausforderungen; ihre Stabilität hängt oft stark von ihren Führungsfiguren ab, und ein Skandal oder der Tod einer solchen Person könnte schwerwiegende Auswirkungen haben. 

Konfessionen auch in Deutschland unter Druck

Auch in Deutschland stehen die etablierten christlichen Religionsgemeinschaften unter Druck. Im Jahr 2024 sank die Zahl der Katholiken in der Bundesrepublik erstmals auf unter 20 Millionen. Das hat auch Auswirkungen auf kirchliche Gebäude. Diese werden oft verkauft und zur Kletterhalle oder zum Wohnhaus umfunktioniert.

Laut dem Marketing-Experten Veit Etzold sind die Kirchen daran nicht ganz unschuldig. Er bemängelt, dass ein zu starker Fokus auf Anpassung an den Zeitgeist läge. Die Kirchen leisteten sich "jeden Marketingfehler, den man nur machen kann".