Englands reichster Jungunternehmer will auswandern: "Habe den Eindruck, das Land will keine Einwanderer"

Herman Narula, Mitgründer und CEO des Tech-Unternehmens Improbable, plant laut der britischen Tageszeitung „The Telegraph“ den Umzug in die Vereinigten Arabischen Emirate. Der 37-Jährige, dessen Vermögen auf rund 700 Millionen Pfund (etwa 810 Millionen Euro) geschätzt wird, reagiert damit auf Pläne der Regierung, eine sogenannte „Exit Tax“ einzuführen. Diese soll Kapitalgewinne besteuern, wenn wohlhabende Personen ihren Wohnsitz ins Ausland verlagern.

Unternehmer kritisiert Steuerpläne und warnt vor Abwanderung von Start-ups

„Ich möchte Großbritannien eigentlich nicht verlassen – aber ich will mir die Option offenhalten“, sagte Narula dem „Telegraph“. Die geplante Steuer sei „verantwortungslos“ und habe „viele Menschen bereits dazu gezwungen, das Land zu verlassen“. Er warnt, die Regelung könne Investoren abschrecken und die britische Start-up-Szene schwächen.

Mit einem Vermögen von rund 700 Millionen Pfund gilt Herman Narula als reichster britischer Selfmade-Unternehmer unter 40.
Mit einem Vermögen von rund 700 Millionen Pfund gilt Herman Narula als reichster britischer Selfmade-Unternehmer unter 40. Getty Images

Der in Indien geborene und in Cambridge ausgebildete Unternehmer lebt seit Jahrzehnten in Großbritannien. Dennoch denkt er über eine Auswanderung in die Vereinigten Arabischen Emirate nach. 

Die politische Unsicherheit und die Diskussion über die geplante Steuer hätten ihn dazu bewogen, seine Zukunft im Ausland zu planen. „Der Eindruck, den ich habe, ist, dass das Land keine Einwanderer will – vor allem keine, die Unternehmen gründen“, sagte Narula gegenüber „The Telegraph“.

Kritik an britischer Steuerpolitik und Folgen für Tech-Branche

Auch andere Gründer kritisieren die Pläne. Mehr als 1000 Unternehmerinnen und Unternehmer unterzeichneten laut „The Telegraph“ einen offenen Brief an Finanzministerin Rachel Reeves. Darin warnen sie vor einer „Abwanderung von Talenten und Start-ups“ und sehen die britische Wirtschaft in Gefahr. 

Was ist die „Exit Tax“?

  • Geplant ist eine Steuer auf unrealisierte Kapitalgewinne, etwa aus Aktien oder Firmenanteilen.
  • Sie greift, wenn eine Person ihren steuerlichen Wohnsitz ins Ausland verlegt.
  • Die sogenannten Gewinne werden dabei als „fiktiver Verkauf“ behandelt.
  • Diese „Exit Tax“ würde sofort besteuert, statt erst bei einem tatsächlichen Verkauf.

Warum Unternehmer Europa verlassen und wohin sie ziehen

Der Fall von Tech-Milliardär Herman Narula ist kein Einzelfall. Auch in Deutschland wächst die Zahl jener Unternehmer, die über einen Wegzug nachdenken. Ein Steuerexperte erklärt, warum selbst Reformversprechen vieler Regierungen kaum Vertrauen schaffen – und welche Länder 2025 besonders attraktiv sind.