Flüchtlingszahlen steigen nur noch langsam
In den Flüchtlingsunterkünften des Landkreises leben aktuell 1751 Menschen. Der Großteil davon stammt aus der Ukraine. Ab dem Frühjahr rechnen die Verantwortlichen aber wieder mit vermehrtem Zuzug aus Afrika. Um die Geflüchteten unterzubringen, braucht es es daher landkreisweit dringend weitere Unterkünfte.
Dachau – Die Zahl der Geflüchteten, die in den Unterkünften des Landkreises Dachau leben, ist seit Monaten „stabil bis leicht steigend“, wie Landratsamtssprecherin Sina Török auf Nachfrage der Heimatzeitung erklärt. Waren es demnach Ende September noch 1642 Menschen und Ende Oktober 1733, zählten die Verantwortlichen zuletzt – Mitte Januar – 1751 schutzsuchende Personen. Der Grund für diese nur noch langsame Entwicklung liegt laut Török am Winterwetter: Derzeit schafften es schlicht weniger Boote über das Mittelmeer nach Europa.
Diese Tatsache spiegelt sich auch in den Nationalitäten wider, die in den vom Landkreis betriebenen und auf den ganzen Landkreis verteilten Unterkünften leben: 24,2 Prozent der Geflüchteten stammen aus der Ukraine, 14,8 Prozent aus der Türkei und 13,6 Prozent aus Afghanistan – ihr Weg führte über Land nach Dachau.
Weitere 11,2 Prozent der Geflüchteten kamen aus Nigeria in den Landkreis, 9,6 Prozent aus dem Jemen, 3,1 Prozent aus Somalia, 2,9 Prozent aus Syrien und 2,2 Prozent aus Sierra Leone. Vor allem die Zahl der Menschen, die sich vom afrikanischen Kontinent aus in Richtung Deutschland aufmachen. dürfte ab dem Frühjahr wieder ansteigen.
Unter den Flüchtlingen im Landkreis haben die Ukrainer eine Sonderrolle. Sie dürfen, da sie sofort einen Aufenthaltstitel in Deutschland erhalten, die Erstaufnahmeeinrichtungen schnell verlassen und in eigene Wohnungen ziehen. Zu den 441 Ukrainern, die momenten in den Unterkünften des Landkreises leben, kommen daher noch 1055 weitere, die zwischenzeitlich in einer privaten Unterkunft oder einer Wohnung untergekommen sind.
Was die Verteilung der Flüchtlinge betrifft, hatte sich der Landkreis in den vergangenen Monaten bemüht, alle Gemeinden einzubinden. Das Problem hierbei ist nämlich: Eine feste Verteilungs- beziehungsweise Zuweisungsquote gibt es rechtlich bisher nur bis auf Landkreisebene. Wie der Landkreis dann die in Dachau ankommenden Busse verteilt, hängt stark an der Kooperation der Gemeinden.
Zu den Gemeinden, die lange keine Geflüchteten aufnahmen, gehörte Sulzemoos. Als ländliche Gemeinde mit schlechter ÖPNV-Anbindung hatten die Verantwortlichen im Landratsamt ihren Fokus zunächst auf andere Landkreisgemeinden gelegt. Mit der Zeit aber wurde die Suche nach immer weiteren Unterkünften drängender – und auch die kleineren Gemeinden mussten mitmachen.
Zunächst hinter vorgehaltener Hand und zuletzt auch ziemlich offen riefen Landkreisbürgermeister ihre Kollegen, die noch keine Flüchtlinge im Ort hatten, daher zur Solidarität auf. Odelzhausens Bürgermeister Markus Trinkl etwa sagte vor wenigen Tagen im Gemeinderat zur Diskussion über eine zweite Flüchtlingsunterkunft in seiner Gemeinde: „Meines Erachtens müssten momentan an anderen Stellen Unterkünfte geschaffen werden – und nicht in Odelzhausen.“
Bürgermeister Kneidl ist klar, dass der Odelzhauser Trinkl damit eine Spitze in Richtung seiner Gemeinde Sulzemoos schoss. Und er verteidigt sich: „Unsere Gemeinde hat kein freies Haus und auch keine freie Fläche. Wir haben nichts! Wir sind eine ländliche Gemeinde, bestehend aus drei Ortschaften.“ Insofern könne er dem Landratsamt weder ein leer stehendes Hotel, noch eine leer stehende Seniorenresidenz anbieten.
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Aber, das ist Kneidl wichtig zu betonen, seine Gemeindeverwaltung habe den Landkreis bei dessen Suche nach privaten Vermietern durchaus unterstützt. So lebten seit wenigen Wochen elf Ukrainer in einem aus Privathand angemieteten Objekt. Über eine weitere Immobilie liefen aktuell die Verhandlungen.
Landrat Stefan Löwl ist allerdings klar, dass er über Anmietungen von Privathäusern oder -wohnungen das Problem der dringend benötigten Erstaufnahmeeinrichtungen im Landkreis Dachau nicht wird lösen können. Nach den 600 Plätzen, die der Landkreis im vergangenen Jahr neu geschaffen hat, sollen es in diesem Jahr sogar 800 weitere Betten für Asylsuchende aus aller Welt werden. In den kommenden Monaten werden Löwl zufolge daher verstärkt Container beziehungsweise Häuser in modularer Leichtbauweise aufgestellt; das Gros davon in Dachau.
Die zum Jahresende ausgehandelte EU-Asylreform dürfte derweil nach Ansicht Löwls kurzfristig noch keine Wirkung zeigen. Die Auswirkungen der Reform würden, wenn überhaupt, „frühestens in einem Jahr“ zu spüren sein.