„Aus dem Dach wächst ein Ast“: Beliebtes Fotomotiv in Oberbayern muss saniert werden
Errichtet wurde der Holzsteg über die Loisach 1988. Fast vier Jahrzehnte nagten Wind und Wetter an dem beliebten Fotomotiv. Nun muss die Brücke saniert werden.
Wolfratshausen – Die Idee des damaligen Bürgermeisters Erich Brockard gefiel nicht jedem Stadtrat. Auch viele Bürger hielten das Vorhaben für Geldverschwendung. Wozu braucht‘s zwischen Johannis- und Andreasbrücke eine weitere Loisachüberquerung? Doch Brockard blieb beharrlich – und 37 Jahre nach dessen Errichtung ist der Sebastianisteg aus dem Wolfratshauser Stadtbild nicht mehr wegzudenken.
Doch am Holzbauwerk zwischen dem Rathaus auf der westlichen Uferseite und dem Wirtshaus Flößerei im Osten hat der Zahn der Zeit genagt. An einer Sanierung führt kein Weg vorbei.
Bis auf den Tag wird kolportiert, dass der Sebastianisteg 1989 gebaut worden sei. Diese Jahreszahl findet sich auf einer Holztafel, die an der Stirnseite des Stegs im Osten prangt. Brockard persönlich, heute im Allgäu lebender Altbürgermeister der Loisachstadt, räumte diese Falschmeldung schon vor rund sieben Jahren handstreichartig aus der Welt. Er spendierte dem pittoresken Bauwerk eine große Metalltafel. Auf der ist zum einen zu lesen, dass der Steg im Jahr 1988 entstand – und zum zweiten schuf sich Brockard mit dem unübersehbaren Hinweis, wem die Konstruktion zu verdanken ist, ein weiteres Denkmal. Sein Amtsnachfolger Klaus Heilinglechner hält die Tafel zwar für überdimensioniert, wollte aber Brockard die Bitte, sie in der Mitte des Stegs ans Geländer zu schrauben, nicht abschlagen.
Brücke trägt Namen des Schutzpatrons der Gebirgsschützenkompanie
Ihren Namen verdankt die Holzbrücke der Gebirgsschützenkompanie (GSK) Wolfratshausen, die den Stadtrat davon überzeugen konnte, sie auf den Namen des Schutzpatrons der GSK, der Heilige Sebastian, zu taufen. Nicht verhindern konnte der um 288 nach Christus hingerichtete Märtyrer, dass Wind und Wetter dem äußerst beliebten Fotomotiv seit fast vier Jahrzehnten zusetzen.
(Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
„Das Dach des Sebastianistegs ist schon längere Zeit nicht mehr das beste“, berichtet Bürgermeister Heilinglechner auf Nachfrage unserer Zeitung. Zwar sehe die bemooste Dachfläche auf der Nordseite des Stegs „eindrucksvoll aus“, doch die Holzschindeln „sind kaputt und an einer Stelle wächst bereits ein Ast aus dem Dach“, so der Rathauschef. Um die Standsicherheit der Holzbrücke nicht zu gefährden, sei es notwendig, das Dach zu erneuern. Heilinglechner: „Die Erneuerung erfolgt wieder, wie gehabt, mit Schindeln – der Steg verliert dadurch nichts von seinem Charme.“

Kunstmeile: Steg soll auch heuer illuminiert werden
Der Stadtrat hat für die Arbeiten, die heuer durchgeführt werden sollten, 150 000 Euro bereitgestellt. „Diese Finanzmittel werden in das Haushaltsjahr 2026 übertragen“, sagt der Bürgermeister. Der Grund für die Verschiebung ist die inzwischen zehnte Kunstmeile, die vom 26. September bis 12. Oktober in der Flößerstadt stattfindet (wir berichteten). Die Loisachquerung wurde in den vergangenen Jahren in die Kunstausstellung integriert. 2019 zum Beispiel begleiteten Vogelstimmen die Spaziergänger und Radfahrer. Für die kombinierte Licht- und Toninstallation zeichneten Marianne Wirth-Grabow, Mitglied des Vereins Lebendige Altstadt Wolfratshausen, der die Kunstmeile organisiert, und der damalige Kulturreferent des Stadtrats, Alfred Fraas, verantwortlich. Ähnliches, so der Bürgermeister, sei auch für die Kunstmeile in diesem Herbst geplant.
Holzbrücke muss für Sanierungsarbeiten gesperrt werden
Da der Sebastianisteg für die Zeit der Sanierungsarbeiten gesperrt werden muss, hätte die Illumination „sofort nach Ende der Kunstmeile wieder abgebaut werden müssen“, gibt Heilinglechner zu bedenken. „Das wäre schade.“ Denn in der Regel konnten sich die Wolfratshauser und auswärtige Besucher über den Tag der Finissage hinaus an dem Schauspiel erfreuen. Eine Sanierung ab November sei aufgrund des zu erwartenden Herbst-/Winterwetters „nicht sinnvoll“, konstatiert der Rathauschef. Ergo lautete die Entscheidung: Die Dachdecker rücken erst im nächsten Jahr an. (cce)