Energie in Bürgerhand: So funktionieren die Genossenschafts-Solar-Projekte
Im Landkreis München sind viele Solar-Projekte genossenschaftlich organisiert. Jetzt folgen Windanlagen. Und wie es funktioniert, erklären hier Menschen, die sich jetzt schon beteiligen.
Landkreis – Die Energieversorgung in der Hand vieler Menschen, statt einzelner Investoren. Diese Idee verbreitet gerade großen Charme rund um den Hofoldinger Forst, wo Bürger und Unternehmen aus Sauerlach, Aying und Otterfing mit ihrem privaten Kapital in drei Windräder investieren und an der Rendite beteiligt werden. Das Interesse war gestern so enorm, dass die Bürger gleich am ersten Tag die nötigen sechs Millionen Euro für das Projekt investiert haben.
Für Windenergie in Bürgerhand gibt es inzwischen auch im Höhenkirchner Forst und im Forstenrieder Park Ansätze. Doch nicht nur dort können Bürger Anteile zeichnen. Im Landkreis München sind die Bürgerenergiegenossenschaft (BENG) mit Sitz in München und die Bürger-Energie Unterhaching (BEU) schon seit über zehn Jahren aktiv. Bisher treiben sie vor allem Sonnenstrom-Projekte voran: Photovoltaik-Freiflächenanlagen, wie die an der Autobahn A8 bei Unterhaching, kommunale Dächer auf Schulen, Kindergärten, Wertstoffhöfen oder Mieterstromanlagen auf Mehrfamilienhäusern.
Privates Kapital für schnellere Energiewende
Christian und Brigitte Bräutigam haben bei allen sechs in Kirchheim betriebenen Bürger-PV-Anlagen mitgemacht und über die BENG Anteile gezeichnet. Die Zuteilung wurde unter allen Interessenten aufgeteilt. „Weil die Beteiligungsangebote regelmäßig stark überzeichnet waren, haben wir jeweils nur wenige Anteile erhalten“, sagt Christian Bräutigam.
Er und seine Frau gehören zu den 750 Mitgliedern: „Eine Investition bei der BENG finden wir gut, weil es die lokale Energiewende fördert und Bürger sich beteiligen können“, sagt Bräutigam: „Die Energiewende wird viel schneller gelingen, wenn privates Kapital der vielen grundsätzlich interessierten Bürger über genossenschaftlich organisierte Projekte wie bei der BENG zielgerichtet und unkompliziert eingesetzt werden kann.“ Der 60-jährige Elektroingenieur ist überzeugt, „dass es dann an Geld nicht fehlen wird.“ Das setze mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen nebenbei auch wirtschaftlich die richtigen Impulse, meint Betriebswirtin Brigitte Bräutigam: „Weniger Abhängigkeit von großen, schwer beherrschbaren Stromversorgern, dafür mehr Teilhabe der Bevölkerung, die dabei ruhig auch moderate Erträge erwirtschaften darf.“
„Sind nicht nur ein Investorenclub“
Künftig wollen BENG und BEU auch Bürgerbeteiligung für Windprojekte organisieren. Gemeinsam mit der Bürgerenergiegenossenschaft Fünf-Seenland haben sie sich für das Windprojekt im Forstenrieder Park beworben, denn das sei für eine Genossenschaft zu groß, sagt Wolfgang Geisinger, Vorstandsvorsitzender der BEU: „Wir beabsichtigen, das Projekt mit den vier Gemeinden umzusetzen.“ Schäftlarn, Pullach, Neuried und Baierbrunn wollen links und rechts der Autobahn A95 bis zu sechs Windräder errichten. „Dazu soll es Ende Februar eine Bürgerinformation geben“, so Geisinger. Die BEU will zudem für die Windenergie im Höhenkirchner Forst die Bürgerbeteiligung organisieren. In Konkurrenz stehen die Genossenschaften nicht: „Der Markt ist so groß und bietet so viel Platz, dass wir nebeneinander gut existieren können.“ Wichtig ist Geisinger: „Wir sind nicht nur ein Investorenclub. Mitglieder bringen sich auch ein.“ Etwa indem sie Anlagen betreuen oder die Wiesen der Freiflächenanlagen mähen.
Katharina Habersbrunner ist stellvertretende Vorsitzende der BENG, die vor allem in München und den Landkreisen München, Ebersberg und Starnberg für die Energiewende unterwegs ist. Die BENG hat mehr als 30 Solar-Projekte auf Dächern umgesetzt und will nun auch die Flächen von überdachten Parkplätzen nutzen, um Strom zu produzieren. „Mit 100 Euro Geschäftsanteil wird man Mitglied, wählt den Aufsichtsrat mit und kann Nachrangdarlehen für Projekte ausgeben“, erklärt Habersbrunner.
Mit einer Verzinsung von 3,5 Prozent habe sich die Kalkulation in den vergangenen Jahren bewährt: „Die Dividenden lagen in den vergangenen Jahren immer bei 7,5 Prozent.“
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