Blues-Musiker spielt seit 20 Jahren unter Eisenbahnbrücke - Erlebnisse veröffentlicht er jetzt in einem Buch

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„Musik verbindet uns“: Seit 20 Jahren spielt Gerard Conners unter der Eisenbahnbrücke. © bb, privat

Er ist bekannt vom „Fidsche“: Der Musiker Gerard Conners aus Feldkirchen musiziert seit 20 Jahren unter einer Eisenbahnbrücke. Seine Erlebnisse hat er in eine Buch gepackt.

Feldkirchen – Vollbesetzt war der große Sitzungssaal im Feldkirchner Rathaus. Doch dieses Mal ging es nicht um Bebauungspläne oder Vereinszuschüsse, über die der Gemeinderat zu entscheiden hat. Der Blues-Musiker und Musik-Lehrer Gerard Conners stellte sein Buch „Blues mit Bridge“ vor. In und um Feldkirchen kennt ihn so gut wie jeder: Er musiziert seit 20 Jahren unter der Eisenbahnbrücke am „Fidsche“.

Wer im Sommer von der Emeranstraße zum Badesee geht oder radelt, der sieht und hört Connors unter der Eisenbahnbrücke. Seit 20 Jahren steht er da fast täglich bei schönem Wetter mit seinem Saxofon, der Mundharmonika oder der Querflöte und spielt Blues. „So wie ich ihn kenne aus meiner Heimatstadt St. Louis in Missouri – der Blues-Stadt überhaupt“, erläuterte Conners, der seit Dezember 2000 in Feldkirchen lebt, den gut 80 Blues-Begeisterten bei der Buch-Vorstellung. Er spielt unter der Brücke keineswegs nur Blues, er hört den Menschen auch zu. Viele kommen immer wieder, nicht nur, um seiner Musik zu lauschen, sondern auch um zu erzählen. Einige schütten ihm ihr Herz aus.

Vor fünf Jahren schrieb er darüber das Buch „Blues with a bridge“, jetzt ist es auf deutsch erschienen mit dem etwas eigenwilligen Titel „Blues mit Bridge“. Laut Conners verweist dies nicht nur darauf, dass er schon so lange unter der Brücke spielt. „Weil ich da oder in Tiefgaragen meine Nachbarn beim Üben nicht störe, aber ich bin nicht obdachlos oder ein Straßenmusiker! Und auch darauf, dass jeder Blues-Song neben dem Hauptthema ein zweites hat, die beiden werden über eine Bridge verbunden.“

Einen Blues sang Conners mit drei Senioren, die ihre Mundharmonikas mitgebracht hatten
Einen Blues sang Conners mit drei Senioren, die ihre Mundharmonikas mitgebracht hatten © bb

Wer auf Musik gehofft hatte, der wurde enttäuscht, außer einem Mundharmonika-Stück gleich zu Beginn und zwei kurzen Passagen, eher Schluchz-, Straßenverkehr- und Zuggeräusche mit der Querflöte und dem Saxofon, spielte Conners an diesem Abend nichts. Dafür erzählte er zunächst die Geschichte des Blues, die Musik der Sklaven auf den Feldern. „I got the blues“ könne ebenso traurig wie fröhlich sein. Und natürlich berichtete er aus seinem Buch: „Penny“ erzählte ihm, dass ihr kürzlich verstorbener Mann auch Saxofon spielte, daher käme sie regelmäßig. Sie zeigte ihm sogar ihr privates Fotoalbum. „Mustang-Sally“ kommt immer in Leder-Motorrad-Klamotten, Jake ist ein Taxler, der laute, klassische Musik über alles liebt, nun auch seinen Blues mag. Charly sucht seit Jahren am See eine Frau mit Klasse und Charme, findet aber keine. Das ältere Ehepaar kommt fast täglich und schleckt beim Zuhören immer Eis, eine Seniorin weint immerzu bei seiner Musik, weil sie sie so emotional findet. Conners erzählt die Begegnungen nicht nur, er spielt sie, fast wie ein Theater-Schauspieler. „Musik, aber speziell der Blues, verbindet uns Menschen.“

Er erinnert sich, dass auch Sony Rollins, einer der besten Tenor-Saxofonisten, ein gutes Jahr auf einer Stahl-Brücke in Manhattan übte. „Heute denkt man darüber nach, die Brücke nach ihm zu benennen. Ich spiele schon 20 Jahre unter der Eisenbahnbrücke zum See – vielleicht trägt sie ja eines Tages meinen Namen“, sagte Conners schmunzelnd. Dann gab’s doch noch Musik: Gemeinsam mit drei Senioren, die ihre „Harps“ mitgebracht hatten, spielte er und das Publikum sang: „I woke up this morning und die Schwiegermutter steht vor der Tür.“ Danach Standing Ovations, viele wollten sein Buch mit Signatur kaufen.

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