Kommt jetzt der Bau-Turbo? So will die Regierung Baukosten senken

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Die Bundesregierung bringt Maßnahmen auf den Weg, um Bauen in Deutschland günstiger und schneller zu ermöglichen. Neue Leitlinien liegen bereits vor.

Berlin – Weniger Steckdosen, dünnere Zwischendecken: Die Bundesregierung will kostengünstigeres und einfacheres Bauen ermöglichen. Das Bauministerium hat deshalb einen Leitfaden veröffentlicht, der Planern und Bauherren ermöglicht, sich auf niedrigere Baustandards zu einigen. „Bauen muss wieder einfacher und preisgünstiger gemacht werden, ohne Abstriche bei der Sicherheit“, erklärte Bauministerin Klara Geywitz (SPD). 

Schnelleres und günstiges Bauen: Bundesregierung legt Leitlinien vor

Der Leitfaden enthält Empfehlungen, wie Vereinbarungen über niedrigere Baustandards möglichst rechtssicher getroffen werden können und Beispiele für Vereinfachungen zum Beispiel bei Geschossdecken, Steckdosen und Leitungen oder Zimmertemperatur. 

Wohnungsbauverbände hatten beklagt, es werde oft nach Goldstandard gebaut, weil man andernfalls rechtliche Probleme fürchte. Das führe zu hohen Kosten, sodass die Wohnungen für Verbraucher dann kaum noch bezahlbar seien. Sie hatten gefordert, viele ungeschriebene Standards im Wohnungsbau infrage zu stellen. Die Bundesregierung reagiert darauf nun mit dem sogenannten Gebäudetyp E – wobei E für einfach oder experimentell steht. 

Die Bundesregierung bringt Maßnahmen auf den Weg, das Bauen in Deutschland günstiger und schneller zu ermöglichen. © Jan Woitas/dpa

Die Vertragspartner könnten damit beim Bauen rechtssicher von kostenintensiven Standards abweichen, erklärte Geywitz. Das kann etwa den Verzicht auf Keller, weniger Balkone oder geringere Lärmschutzvorkehrungen bedeuten. Von solchen Vereinbarungen profitierten Baubranche und Nutzer zugleich, weil Bauen preiswerter werde. Baukosten gelten als Hauptgrund, warum in Deutschland bezahlbare Wohnungen fehlen. 

Was ist der Gebäudetyp E?

Der Gebäudetyp E geht auf eine Initiative der Architektenschaft zurück und wird von einer breiten Allianz von Vertreterinnen und Vertretern des Bundes, der Länder und aus der Praxis unterstützt. Vertragspartner können durch den Verzicht auf kostenintensive Standards neue Spielräume für innovatives Planen und Bauen eröffnen. 

Neuer Gebäudetyp soll Baukosten senken und Baukrise beenden

In der Bauwirtschaft werden die Vorstöße der Bundesregierung gut angenommen. Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer sagte in einer Pressemitteilung: „Durch die Möglichkeit, mit der Einführung des Gebäudetyp E auf nicht notwendige Standards zu verzichten, können Bau- und Sanierungsprozesse nicht nur beschleunigt, sondern auch kostengünstiger und ressourcenschonender gestaltet werden.“

Auch Tim-Oliver Müller, Geschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB) begrüßt die Initiative des Bauressorts in einer Pressemitteilung. „Wir müssen wieder mehr und einfacher bauen. Deshalb ist es richtig, genau hier anzusetzen und gemeinsam mit dem Bundesbauministerium und weiteren Partnern den Gebäudetyp E in die Praxis zu bringen, ein wichtiger Lösungsansatz für bezahlbares Wohnen in Deutschland.“

Bundesregierung will Maßnahmen für „Bau-Turbo-Paket“ auf den Weg bringen

Die Bundesregierung tüftelte bereits im Jahr 2023 am „Bau-Turbo-Pakt“, um das Bauen schneller und bezahlbarer zu machen. Darin ist auch die Einführung des Gebäudetyps E enthalten. Bund und Länder hatten sich auf einen gemeinsamen Pakt zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsprozessen verständigt.

Der „Bau-Turbo-Pakt“ soll demnach dafür sorgen, dass für eine befristete Zeit in Orten mit hohem Bedarf schneller Bauvorhaben geplant und umgesetzt werden können. Damit können rasch Baulücken genutzt, Dächer bebaut oder brachliegende Flächen in Wohnraum umgewandelt werden. Ebenfalls vorgehen ist der Abbau von Bürokratie. (bohy mit Material der dpa)

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