Bei BayWa geht es jetzt Schlag auf Schlag: Kommt jetzt der Befreiungsschlag zur Abwehr der Insolvenz?

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Die BayWa muss sich aktuell vor der Insolvenz retten. © IMAGO/Ardan FUESSMANN

Der angeschlagene Konzern BayWa steht Insidern zufolge vor einem Befreiungsschlag, der die Insolvenz abwenden könnte. Zudem habe man sich von einer Finanzchefin getrennt.

München – Der angeschlagene Agrarkonzern BayWa steht Insidern zufolge vor einem Befreiungsschlag. Das Münchner Unternehmen verhandle mit dem Minderheitsaktionär der Erneuerbare-Energien-Tochter BayWa r.e., dem schweizerischen Infrastruktur-Investor EIP, über einen Verkauf von weiteren 20 bis 30 Prozent der Anteile, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen am Dienstag (23. Juli) der Nachrichtenagentur Reuters.

Energy Infrastructure Partners (EIP), die vor drei Jahren 49 Prozent an dem Wind- und Solar-Projektentwickler BayWa r.e. für 530 Millionen Euro erworben hatten, kämen damit auf eine Mehrheit von 70 bis 80 Prozent, sodass die BayWa die bisherige Tochter nicht mehr konsolidieren würde. Die WirtschaftsWoche hatte zuerst über die Pläne berichtet.

BayWa will sich vor der Insolvenz retten – und trennt sich von Energie-Sparte

Beim Kaufpreis müsse die BayWa allerdings deutliche Abstriche gegenüber der Bewertung aus dem Jahr 2020 machen, sagte einer der Insider. Über den genauen Preis und die Transaktionsstruktur werde noch heftig gerungen. Ein zweiter Insider sagte, EIP könnte auch mehr als 80 Prozent übernehmen. Die BayWa AG wollte sich dazu nicht äußern, EIP war für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen.

Mit dem Verkauf würde der Münchner Handelsriese einen Großteil der Projektrisiken von BayWa r.e. los, die die BayWa AG zunehmend belasteten. Zudem könnte sie ohne das kapitalintensive Geschäft ihre Eigenkapitalquote steigern und damit die Banken beruhigen, die wegen der angespannten Finanzierungslage ein Sanierungsgutachten gefordert haben.

BayWa trennt sich von Finanzchefin „zur Leistungssteigerung auf Vorstandsebene“

Behalten will die BayWa den Insidern zufolge das Solarhandelsgeschäft, an dem EIP nicht interessiert ist. Eigentlich hatten die Partner den Handel mit Solarpaneelen und Wechselrichtern verkaufen wollen. Inzwischen leidet die Sparte aber massiv unter der chinesischen Konkurrenz, die den Markt zu Dumpingpreisen überschwemmt. Die BayWa habe auf die Handelsbestände bereits Abschreibungen vorgenommen.

Zuvor waren erste personelle Konsequenzen aus der Schieflage des hochverschuldeten Unternehmens bekannt geworden. Die Finanzchefin der BayWa r.e., Mihaela Seidl, ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten, wie aus einem Reuters vorliegenden Memo im Intranet hervorgeht – aus persönlichen Gründen, wie es dort heißt. Ihre Aufgaben werden vorübergehend von Vorstandschef Matthias Taft übernommen, bis ein Nachfolger gefunden ist. Ein Sprecher der BayWa AG sprach von „notwendigen Personalmaßnahmen zur Leistungssteigerung auf Vorstandsebene“.

Die Erneuerbare-Energien-Projekte der BayWa r.e. gelten als ein Grund für die finanziellen Engpässe der BayWa. Seit kurzem ist bei dem Agrarhändler der Restrukturierungs-Experte Michael Baur von der Beratungsfirma Alix Partners an Bord. Die BayWa r.e. galt lange als zuverlässiger Gewinnbringer für die BayWa. Seit einiger Zeit laufen die Geschäfte aber schlechter. Einige Projekte seien nicht gut gemanagt worden, berichtete das Handelsblatt. Und wegen der steigenden Zinsen sei es zum Teil schwieriger geworden, die Projekte nach Fertigstellung zu verkaufen. (wal/reuters)

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