Faschingszüge in Holzkirchen und Otterfing: Mehr Barrieren an den Zufahrten

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Unbeschwert die Mäuse tanzen lassen: Damit beim Holzkirchner und Otterfinger Faschingszug ausgelassen auf den Straßen gefeiert werden kann, wird das Sicherheitskonzept nachgeschärft. Unser Bild entstand beim letzten Otterfinger Gaudiwurm 2020. © THOMAS PLETTENBERG

Der Anschlag von München wirkt nach, der Straßenfasching dort ist abgesagt. Was wird aus den Faschingszügen im Landkreis-Norden? Beide Veranstalter, die „Damischen“ am 2. März in Holzkirchen und die Burschen Otterfing zwei Tage später, halten an den Zügen fest. Allerdings: Das Sicherheitskonzept, speziell der Schutz vor Auto-Attacken, wird nachgeschärft.

Holzkirchen/Otterfing – Große Faschingszüge stehen im Landkreis-Norden nicht jedes Jahr im Kalender, aber heuer ist wieder ein Doppel-Wumms angesagt. Die Otterfinger Burschen organisieren ihren Gaudiwurm nur alle fünf Jahre, traditionell als Schlussfanfare der närrischen Saison am Faschingsdienstag. Den Marktplatzfasching des Holzkirchner Faschingsvereins De Damischen gibt es zwar jedes Jahr, selten aber in Verbindung mit einem Faschingszug. Dieses Jahr nun fahren beide, mancher Wagen wird hier wie dort zu sehen sein – schließlich steckt viel Arbeit im Bau der bunten Gefährte.

In die Vorfreude platzte vor einer Woche der Anschlag in München, als ein 24-jähriger Afghane sein Auto absichtlich in eine Gruppe Streikender steuerte. Es gab viele Verletzte, eine Mutter und ihre kleine Tochter starben. Das Muster der Attacke ist nicht neu, es gehört seit dem Attentat 2016 auf dem Berliner Breitscheidplatz zur Risiko-Abwägung von Straßenveranstaltungen. Im Lichte der jüngsten Anschläge in Magdeburg und München und angesichts des bevorstehenden Straßenfaschings hat die Polizei jedoch „die Lage neu bewertet“, wie Holzkirchens Inspektionsleiter Christian Gollwitzer auf Anfrage erklärt.

Konkret heißt das: Die Sicherheitskonzepte, die von den „Damischen“ und den Otterfinger Burschen, den Gemeinden, dem Landratsamt und der Polizei abgestimmt worden waren, werden nachgeschärft. „Wir haben Vorschläge gemacht“, bestätigt Gollwitzer, „schwerpunktmäßig geht es um den Schutz der Zufahrten zu den Zugstrecken.“ Es sind zusätzliche Auflagen, „aber da werden wir Lösungen finden“, sagt Andreas Kirschenhofer, Vorsitzender der Otterfinger Burschen. Mit Josef Sappl jun., dem Chef der „Damischen“, ist er sich einig: „Wir werden das Sicherheitsnetz noch enger knüpfen, aber wir ziehen das durch.“

Am Faschingssonntag in Holzkirchen bewegt sich der Gaudiwurm vom Herdergarten auf der Münchner Straße zum Bahnhof und zurück. Um die Zufahrten zu sperren, sollen Fahrzeuge als Blockade dienen und Betonpoller, die vom Markt angeschafft wurden. „Das Platzieren der Betonsperren ist aufwändig“, betont Bürgermeister Christoph Schmid. Der Bauhof müsse schwerstes Gerät einsetzen, um die 2,5 Tonnen schweren Klötze so zu setzen, dass die Durchfahrt erschwert ist, aber für Rettungsfahrzeuge passierbar bleibt.

Auch der Marktplatz, auf dem später gefeiert wird, muss stärker abgeschirmt werden. Schmid geht davon aus, dass der „Überfahr- und Durchfahrschutz“ bei Großveranstaltungen auch künftig strenge Auflagen erfüllen muss. Man überlege deswegen, moderne und leichter zu handhabende Sperrsysteme anzuschaffen, etwa Pitagone, die sich einige Gemeinden am Tegernsee 2023 leisteten.

Diese Sperren kippen beim Überfahren und blockieren mit ihren Widerhaken attackierende Fahrzeuge. Das Patent ist zertifiziert, in ganz Europa im Einsatz, aber nicht billig. Schmid schätzt, dass es rund 100 000 Euro kosten würde, den Marktplatz mit Pitagonen einzuhegen.

Für den Otterfinger Gaudiwurm am Faschingsdienstag leihe man sich die Betonsperren aus Holzkirchen, kündigt Bürgermeister Michael Falkenhahn an. Der Zug sammelt sich am Nordring, von dort geht es auf der Staatsstraße aufwärts bis zur Kiosk-Kreuzung und zurück. 28 Wägen und fünf Fußgruppen werden erwartet, berichtet Kirschenhofer. Während der zwei Stunden werde man mögliche Zufahrten sichern, verspricht Falkenhahn.

Die Polizei habe vorsorglich zu den zusätzlichen Sicherungen geraten, betont Gollwitzer. Eine akute Bedrohung von Veranstaltungen gebe es trotz der Anschläge nicht. „Die Lage ist grundsätzlich unverändert“, sagt Gollwitzer, „wir gehen von einer abstrakten, aber keiner konkreten Gefährdung aus.“

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