Putin endlich stoppen? „Es ist leichter, als man denkt“
Im MUT-Talk mit Tijen Onaran spricht der Sicherheits- und Militärexperte Nico Lange über mögliche Strategien, um Wladimir Putin zu stoppen – und überrascht mit einer klaren Einschätzung: „Es ist leichter, als man denkt.“
Er vergleicht die Herausforderung mit alltäglichen Ängsten, etwa vor Behördengängen oder Zahnarztbesuchen: „Diese dunkle Wolke, die da über einem schwebt, verschwindet oft, sobald man sich der Sache stellt. So ist es auch mit Putin.“
Militärexperte: Putin unter Druck zu setzen, ist „eine lösbare Aufgabe“
Für Lange ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine kein unlösbares geopolitisches Dilemma. „Wenn man sich mal die Frage anguckt, was bräuchte man eigentlich, um die Russen militärisch unter Druck zu setzen in der Ukraine, dann ist das keine dunkle Wolke. Dann ist das eine lösbare Aufgabe.“ Der Westen – insbesondere Deutschland – habe jedoch zu lange gezögert. „Wir hätten das Problem schon lösen können, wenn wir der Ukraine schneller geliefert hätten, was sie braucht, und wenn unsere Industrieproduktion früher hochgefahren worden wäre.“
Lange fordert eine klare Abschreckungsstrategie: „Man hätte Putin signalisieren müssen: Stell dich auf den Kopf – wir produzieren mehr als du und geben alles der Ukraine. Du hast keine Chance.“ Diese Haltung müsse sich jetzt durchsetzen. „Es ist ein lösbares Problem. Wir sollten uns nicht einreden lassen, Russland gewinne sowieso und man könne nichts tun. Diese Überlegung ist immer falsch.“
„Die werden immer mehr haben als ich“: 3 Schritte sind gegen Putin jetzt entscheidend
Auf die Frage nach konkreten Schritten nennt Lange drei zentrale Punkte:
- Erstens müsse Europa endlich begreifen, dass die Sicherheit der Ukraine und die Sicherheit Europas untrennbar miteinander verbunden sind. „Das sind keine zwei unterschiedlichen Fragen. Wir müssen Europa sichern – und das geht über die Ukraine.“ Länder wie Dänemark hätten das bereits erkannt.
- Zweitens müsse die Bundesregierung unter Kanzler Merz zügig eine klare sicherheitspolitische Position einnehmen: „Sie muss sich den Nord- und Osteuropäern anschließen. Nicht alle müssen führen, aber man darf nicht länger zögern.“ Auch bei der militärischen Unterstützung sieht Lange Deutschland in der Pflicht: „Wir müssen jetzt sagen: Wir liefern Taurus. Wir handeln mit der Mehrheit, die wir haben. Und wir tun das sicherheitspolitisch Notwendige.“
- Drittens betont Lange die Notwendigkeit, die europäische Rüstungsproduktion massiv hochzufahren. „Deutschland und Europa müssen die Produktion bei entscheidenden Verteidigungsgütern jetzt schnell und unbürokratisch steigern. Es muss bei Putin ankommen: Die werden immer mehr haben als ich. Die werden immer stärker sein.“
„Wenn man das tut, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Putin wirklich an den Tisch kommt“
Dieses Signal der Stärke sei essenziell für eine glaubwürdige Abschreckung. „Wenn man diese Schritte geht, muss man die militärische Auseinandersetzung vielleicht gar nicht führen, weil klar ist: Leg dich nicht mit uns an, du wirst verlieren.“
Lange ist überzeugt: „Wenn man das jetzt tut, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Putin wirklich an den Tisch kommt – ohne Spielchen, ohne neue Forderungen. Wir können noch jahrelang rumzögern oder es jetzt richtig machen. Damit wir endlich zu einem Ende kommen.“
Den ganzen Talk mit Nico Lange sehen Sie hier auf FOCUS online und auf Spotify.