Gemeinderat diskutiert über Geothermie-Projekt: MAN pumpt weniger Grundwasser ab

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Dachau
  4. Karlsfeld

Kommentare

Das Luftbild zeigt die beiden Werke von MTU (links und Mitte) sowie MAN an der in der Bildmitte horizontal querenden Dachauer Straße. Auch MTU will sein Werk auf Geothermie umstellen. © MAN

Die Gemeinde Karlsfeld und die MAN wollen wie berichtet bei einem Geothermie-Projekt heißes Wasser aus 2000 Metern Tiefe holen. Doch der Bus- und Lastwagenhersteller braucht auch Grundwasser aus 20 bis 30 Metern Tiefe. Darum drehte sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung alles.

Karlsfeld – Wie berichtet, wollte der Konzern statt wie früher fünf nun zehn Millionen Kubikmeter des elf Grad Celsius kühlen Grundwassers pro Jahr im Süden des Werks abpumpen. Die MAN nutzt das Wasser über ein Wärmetauscher-System. Dabei wird es um sechs Grad erwärmt und dann im Norden, also in unmittelbarer Nachbarschaft zu Karlsfeld, wieder in den Boden zurück gepumpt.

Da Karlsfeld ohnehin einen sehr hohen Grundwasserstand hat, der immer wieder zu feuchten oder gar überfluteten Kellern und Tiefgaragen führt, löste dieses Vorhaben einen Sturm der Entrüstung aus. Ja, die Gemeinde Karlsfeld reichte sogar eine Klage gegen das von der Landeshauptstadt München genehmigte Projekt ein. Denn die Karlsfelder befürchteten, dass durch das massive Zurückpumpen das Grundwasser in den Bereichen um die MAN herum um 80 Zentimeter ansteigen könnte. Das wiederum könnte speziell bei Starkregen in der Region fatale Folgen für die Anwohner haben.

Bernhard Dietl, bei der MAN für Infrastrukturplanung zuständig, gab jedoch jetzt in der Sitzung Entwarnung: „Das Problem ist gelöst.“ Wie der Hydrologe Claudio Starace vom Münchner Ingenieurbüro Knorr erläuterte, habe MAN das System seiner Brunnen auf dem Werksgelände neu strukturiert. Dadurch sei es gelungen, die benötigte Grundwassermenge auf nur noch ein Drittel (3,2 Millionen Kubikmeter pro Jahr) zu senken. Außerdem staut MAN laut Starace das Wasser auf und schützt so die Gemeinde Karlsfeld. Dazu funktionierte das Unternehmen einen Sickerbrunnen, der das erwärmte Wasser zurück pumpen sollte, ganz einfach zu einem Förderbrunnen um, der Wasser im Boden ansaugt und somit den Grundwasserspiegel senkt.

Sickerbrunnen wird zum Förderbrunnen umfunktioniert

Von den 3,2 Millionen Kubikmetern will MAN nur noch 2,45 Millionen versickern lassen und den Rest, also 0,75 Millionen Kubikmeter, in den Würmkanal ableiten. Wie Jonas Hürten vom Wasserwirtschaftsamt München betonte, dürfe sich der Kanal dabei auch im Hochsommer wegen des Fischbestandes nicht auf über 23 Grad Celsius aufwärmen. Durch das Rückflusswasser erwärme sich der Würmkanal lediglich um 0,2 Grad Celsius. Sollte sich die Temperatur im Kanal der 23-Grad-Marke nähern, so Claudio Starace, stoppe MAN das Einleiten des Wassers.

Der Grundwasserspiegel könne, so Starace weiter, nur noch um höchstens zehn Zentimeter ansteigen. In einem eigens dazu erstellten Modell habe sich gezeigt, dass die Karlsfelder damit „kaum bis gar nichts mehr merken“ würden. Das Ganze werde ständig kontrolliert und die Daten der Messstellen an das Wasserwirtschaftsamt München übermittelt. Das Wasserrechtsverfahren sei nunmehr eröffnet.

Der Hydrologe betonte, die Vorstellung dieses neuen, mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmten Sachstandes im Gemeinderat sei keineswegs Folge irgendeines Zwangs, sondern diene ausschließlich dem „gemeinschaftlichen Verhältnis“ von MAN und der Gemeinde Karlsfeld. Auch der von der Gemeinde beauftragte Münchner Rechtsanwalt Mathias Reitberger bestätigte, die Sache sei aus juristischer Sicht „gut gelaufen“.

Keine negativen Auswirkungen auf Karlsfelder Trinkwasserbrunnen

„Danke, dass Sie uns ernst genommen haben“, sagte CSU-Fraktionssprecher Bernd Wanka. „Es war berechtigt, dass wir uns auf die Hinterbeine gestellt haben.“ Sein Kollege Adrian Heim vom Bündnis für Karlsfeld meinte: „Die Reduzierung ist das, was wir wollten.“ Eine Frage aber hatte er noch: „Was passiert, wenn MAN kein Wasser in den Würmkanal ableitet?“ Staraces Antwort: „Das Grundwasser an der Stelle der Einleitung würde sich eineinhalb bis zwei Grad Celsius erwärmen.“ Doch diese „Wärmefahne“, so Starace, vermische sich rasch mit dem übrigen Grundwasser und habe damit keinen weiteren Einfluss auf die Natur. Das gelte auch für die anderen Karlsfelder Gewässer.

Um die Auswirkungen auf die Trinkwasserbrunnen der Gemeinde sorgte sich Thomas Nuber (Bündnis 90/Die Grünen). Doch Claudio Starace stellte kurz und bündig fest, da gebe es keine. Mechthild Hofer (Bündnis für Karlsfeld) bat darum, die Monitoringberichte für das Wasserwirtschaftsamt auch der Gemeinde zu übermitteln. MAN wolle offen mit dem Thema umgehen, so Bernhard Dietl, der versprach, das zu veranlassen. Reinhard-Dietmar Sponder

Auch interessant

Kommentare