„Paveway IV“: Was hinter den neuen Nato-Bomben für die Ukraine steckt

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Großbritannien wird der Ukraine wohl schwere gelenkte Bomben für deren Kampf gegen die russische Invasion unter Wladimir Putin liefern.

Kiew - Die Verbündeten der Ukraine wollen es wissen: Während die russische Armee im Donbass auf dem Vormarsch ist, haben die USA Waffen-Lieferungen über 61 Milliarden Dollar an Kiew freigegeben. Großbritannien schnürte ein Militärpaket über 3,7 Milliarden Dollar, und das kleine Litauen gab den Ukrainern sein letztes Kampfflugzeug für die Gegenwehr gegen Wladimir Putin.

Waffen-Lieferungen für die Ukraine: Briten schicken Kiew die Bombe Paveway IV

Wesentlich schlagkräftig sind zum Beispiel die ATACMS-Mittelstreckenraketen, die Washington der ukrainischen Armee einem amerikanischen Medienbericht zufolge wohl schon vor dem endgültigen Ja des Kongress geschickt hatte. Der Zeitfaktor, wann was wo ankommt, hat im Ukraine-Krieg schließlich erhebliche Auswirkungen auf den Verlauf der Gefechte zwischen den Regionen Charkiw, Donezk und Saporischschja.

Ebenfalls hochgradig präzise - wie die ATACMS - sollen die gelenkten Luft-Boden-Bomben „Paveway IV“ sein, die London den ukrainischen Streitkräften im Rahmen seiner neuesten Waffen-Lieferungen laut Newsweek bereitstellen wird. In diesem Fall den Luftstreitkräften, die Russland immer wieder schwere Verluste zufügen - insbesondere auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Im Ukraine-Krieg im Einsatz: Eine lasergesteuerte Bombe „Paveway IV“ aus Nato-Beständen. (Symbolfoto)
Im Ukraine-Krieg im Einsatz: Eine lasergesteuerte Bombe „Paveway IV“ aus Nato-Beständen. (Symbolfoto) © IMAGO / Pond5 Images

Militärhilfen für die Ukraine: Großbritannien erhöht sein Waffenpaket deutlich

Das Vereinigte Königreich hatte seine eingeplanten Militärhilfen für die auf dem Boden schwer in Bedrängnis geratenen Ukrainer für das Jahr 2024 Anfang der Woche nochmal um 500 Millionen Pfund auf nunmehr 3,23 Milliarden Pfund erhöht. Wie unter anderem das unabhängige osteuropäische Online-Portal Nexta berichtete, sollen unter diesen Waffen-Lieferungen zum Beispiel neben 160 gepanzerten Mannschaftstransportern „Husky“ auch 1600 Angriffsbomben und Flugabwehrraketen sein. Auch der Telegraph berichtet davon.

Das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek mutmaßt, dass Paveway-Bomben geradezu ein Teil dieses Pakets sein müssen. Der große Vorteil: Die Bombe kann nach dem Auskoppeln über größere Distanzen in der Luft gleiten und sich ein Ziel selbständig suchen oder aktiv in ein solches gesteuert werden. Dafür ist die Paveway IV mit einem modernen Laserkit ausgestattet, der neben GPS sowohl einen Infrarot- als auch einen Lasersucher am Kopf der Waffe umfasst. Die Bombe kann damit auch in bewegliche Ziele gelenkt werden, wie etwa in fahrende Panzer-Konvois.

Ukraine-Krieg: Wladimir Putin lässt Städte mit gewaltigen Bomben angreifen

Ein integrierter sogenannter Aurora-Zünder des französischen Rüstungskonzerns Thales ermöglicht es indes, dass die rasant heranrauschende Bombe in der Luft über dem Ziel, beim Einschlag oder nach dem Eindringen in das Ziel explodiert - je nach vorheriger Programmierung. Somit kann die Paveway wohl auch gegen Kommando- und Kommunikationszentralen in Bunkern eingesetzt werden - in der Theorie. Denn: Der Sprengkopf hat immerhin ein Gewicht von 226,8 Kilogramm, umgerechnet 500 Pfund. Das ist viel und dürfte für Unterstände in Ruinen zerstörter Häuser, wie sie die Russen immer wieder einrichten, allemal ausreichen. Aber eben auch für Bunker?

Zum Vergleich: Moskau lässt FAB-1500-Bomben auf die Donbass-Frontstadt Tschassiw Jar fallen, die aktuell Videos und Fotos bei X (vormals Twitter) zufolge durch das brutale Kreml-Regime Putins dem Erdboden gleich gemacht wird. Wie zuvor Bachmut. Oder wie zwischenzeitlich Awdijiwka. Laut Süddeutscher Zeitung (SZ) nutzen die russischen Streitkräfte die FAB-1500 mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen seit Januar 2024 im Ukraine-Krieg in bisher nicht dagewesenem Ausmaß. „Ihr vermehrter Einsatz ist eines der größten Probleme“, erklärte der Militärexperte Michael Kofman demnach im Podcast „War on the Rocks“: „80 davon pro Tag an einer Stelle, das hat einen großen Effekt.“ Bei der vereinzelt abgeworfenen FAB-3000 soll einzig der Sprengkopf sogar 1400 Kilogramm wiegen.

Lenkwaffen der Nato: Ukrainer rüsten ihre Kampfflugzeuge gegen Russland um

Der Vorteil der Paveway gegenüber der russischen FAB-Bomben, die noch aus der Sowjetzeit stammen, ist zumindest ihre enorme Präzision. Die Ukrainer hatten bisher bewiesen, dass sie mithilfe von Pylonen an den Flügeln und am Rumpf ihrer MiG-29-Kampfjets sowie an ihren Su-24M-Frontbombern westliche Raketensysteme einsatzfähig montieren können. Dies wird mit entsprechenden Vorrichtungen nun auch für die Paveway-IV-Lenkbomben erwartet. (pm)

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