Besonderer Adventskalender: So tun Rathausmitarbeiter Gutes in ihrer Freizeit

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Vor dem Adventskalender am Gröbenzeller Rathaus: Bürgermeister Martin Schäfer (r.) ist beeindruckt vom Werk von Wirtschaftsförderin Daniela Mühlbauer (l.) und Ehrenamtskoordinatorin Lina Bischoff (M.). © Guido Verstegen

Am Sonntag ist der 1. Dezember. Traditionell werden da die ersten Türchen der Adventskalender geöffnet. Meistens ist Schokolade dahinter. Nicht so beim XXL-Adventskalender vor dem Gröbenzeller Rathaus.

Gröbenzell – Es ist ein Adventskalender der anderen Art, und er steht für den Auftakt eines besonderen Vorhabens: Als einzige bayerische Gemeinde ist Gröbenzell für die Programmlaufzeit 2024 bis 2026 neu in das deutschlandweite Netzwerk „Engagierte Stadt“ aufgenommen worden. Gröbenzell will so das Ehrenamt stärken und gibt ihm gleich 24 Gesichter. Denn hinter den Türchen verstecken sich Mitarbeiter aus dem Rathaus. Sie liefern mit ihren guten Taten Ideen für ehrenamtliches Wirken.

„Vieles würde gar nicht existieren, wenn sich niemand ehrenamtlich engagieren würde“, sagt Lina Bischoff im Pressegespräch. Die Ehrenamtskoordinatorin hat Gröbenzell zum Teil des Netzwerks gemacht und in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsförderin Daniela Mühlbauer die Aktion ins Leben gerufen.

Bautechniker aus Afghanistan

Im Adventskalender vor dem Rathaus und auf der Internetseite der Gemeinde öffnet sich am 1. Dezember das erste Fenster – die Bilder dahinter sind in Kooperation mit der Fotobude entstanden. Die Agentur „Feicht.Media“ nahm sich der Online-Umsetzung an. Bischoff erklärt: „Die Beispiele zeigen, dass ein Ehrenamt nicht nur von großer Bedeutung für die Gesellschaft ist, sondern eben auch Spaß bringt.“ 20 Mitarbeiter und vier Gemeinderäte haben sich freiwillig gemeldet.

Ramish Baha motivierte die eigene Not zum Helfen: Der heute 27-Jährige kam 2013 mit seiner Familie aus Afghanistan nach Deutschland, lebte zunächst in Kempten und arbeitet seit einem Jahr als Bautechniker (Hochbau) für die Gemeinde. „Mir war es sehr wichtig, zurückzugeben, was ich bekommen habe.“ Er unterstützt seit 2016 geflüchtete Menschen als Dolmetscher und hilft bei der Diakonie München sowie beim Roten Kreuz – bei Arztbesuchen, Behördenterminen oder Elterngesprächen in Schulen/Kindergärten. „Ich konnte damals kein Deutsch, und die Sprache ist doch so wichtig. Ehrenamtliche haben mir geholfen, sie zu lernen.“

Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) findet es schön, zu sehen, wie das umfangreiche Projekt von Bischoff wächst und gedeiht. „Und es ist bemerkenswert, wie viele im Rathaus auch im Ehrenamt unterwegs sind.“

Kaninchen auf Theke gestellt

Da ist zum Beispiel Sabine Wolf, die seit 2018 für die Gemeinde arbeitet, aktuell als Assistentin in der Bauverwaltung tätig ist und sich im Verein „Bayern rockt Kaninchenhilfe“ engagiert. „Vor Jahren wurde mir hier im Rathaus ein Kaninchen auf die Theke gestellt. Eine Frau rief an, dass sie ihr Kaninchen vermisse – das war’s aber nicht, und ich hab’s mit nach Hause genommen“, erzählt die 54-Jährige. Heute hat sie eine feste Pflegestelle und päppelt Kaninchen auf. „Sie leiden still, und wenn ein Kaninchen nicht frisst, ist es in einer Nacht tot. Wenn man mit ihm nicht regelmäßig zum Tierarzt geht, wird es nicht älter als sechs Jahre – wenn man es richtig pflegt, können es bis zu 13 Jahre sein.“

Zu Besuch im Altenheim

Katrin Roßbach erinnerte sich an die Zeit, als ihre Großeltern im Pflegeheim waren und besucht nun Senioren im Altenheim St. Anton. „Zuletzt habe ich eine Frau ein Dreivierteljahr lang betreut, sie war dement und ist dann gestorben. Sie kann jetzt in ein anderes Leben, habe ich gedacht, am 24. Dezember hätte sie Geburtstag“, erzählt die 39-Jährige, die als Teamleitung in der Buchhaltung tätig ist.

Kerstin Koppmann, sie leitet seit 1. Oktober die Bücherei, konnte sich ein Leben ohne ihr Lieblingskino nicht vorstellen – im Dezember 2023 schloss das 70 Jahre alte Kurtheater in Tutzing seine Pforten, ein Verein zur Rettung des Lichtspielhauses gründete sich. Die 53-Jährige hilft jetzt als Kino-Engel rund um die Vorstellungen im neuen Kulturtheater. „Es gibt auch die Technik-Engel oder die Back-Engel“, sagt die 53-Jährige lachend.

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