Tutzing ist gut gerüstet für Klinik-Reform

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Freude beim Richtfest für den Erweiterungsbau des Tutzinger Benedictus-Krankenhauses (v.l.): Bürgermeister Ludwig Horn, Artemed-Mitarbeiterin Janine Gaßmann, Artemed-Geschäftsführer Prof. Rainer Salfeld, Bezirksgeschäftsführer Dr. Max von Holleben, Zimmerermeister Thomas Gerg, Schwester Rachel Feller und Klinikgeschäftsführer Andreas Stoffel. © Andrea Jaksch

Notaufnahme, Intensivstation und zusätzliche Betten: Das kommt im neuen Anbau des Benedictus-Krankenhauses Tutzing unter. Die Artemed-Gruppe investiert dafür rund 15 Millionen Euro, etwa die Hälfte bekommt sie als Fördermittel vom Freistaat Bayern.

Tutzing - Nach dem Spatenstich ging es schnell: Seit Jahresbeginn baut die Artemed-Gruppe ans Tutzinger Benedictus-Krankenhaus an, und am späten Mittwochnachmittag war Richtfest für das dreigeschossige, unterkellerte Gebäude. Darin sollen eine größere Notaufnahme unterkommen und mehr Intensivbetten. Geplant wird allerdings schon länger, etwa seit 2020.

Ein Richtfest ist immer ein Anlass zur Freude. Meist ist die Baustelle unfallfrei verlaufen, und alle sind voller Vorfreude auf das neue Gebäude. Diese Aufbruchstimmung war auch im Rohbau des Erweiterungsbaus deutlich zu spüren. Dazu kam der Respekt vor dieser Investition in einer Zeit, in der Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Krankenhauslandschaft umbauen will. Angst vor der Zukunft war in Tutzing nicht zu spüren. „Wir fürchten die Reform nicht“, sagte Artemed-Bezirksgeschäftsführer Dr. Max von Holleben am Rande des Festes. „Wir erfüllen jetzt schon alle strukturellen Anforderungen.“ Diese Tatsache zeige, dass das Benedictus-Krankenhaus Tutzing in der Vergangenheit in die richtigen Themen investiert habe.

In Tutzing ist das die Notfallversorgungsstruktur, die mit dem Neubau weiter ausgebaut werden soll. Im Erdgeschoss ist die erweiterte und „deutlich modernere zentrale Notaufnahme vorgesehen“, wie von Holleben in seiner Ansprache sagte. „Die brauchen wir dringend für die Region.“ In den ersten Stock kommt die Intensivstation mit einer Intermediate Care Station, ins zweite Obergeschoss eine Krankenstation, die die Bettenzahl vergrößert. Außerdem ist geplant, in dem neuen Haus die Stroke- und die Chest-Pain-Unit unterzubringen. Das zweite Obergeschoss ist etwas kleiner als das erste, das dadurch entstehende Flachdach wird begrünt, wie der Tutzinger Geschäftsführer Andreas Stoffel sagte. Auf dem Neubau sei eine Dachterrasse für Mitarbeiter und Patienten mit Blick auf den See vorgesehen. Insgesamt geht es um 1800 Quadratmeter Nutzfläche, die neu entstehen.

Die Notaufnahme ist ein Luxus für einen Ort mit 10 000 Einwohnern.

Tutzings Bürgermeister Ludwig Horn gab seinem Respekt für diese große Investition Ausdruck. „Das erfordert Mut in Zeiten, die nicht einfach sind.“ Er danke für diese Investition in Tutzing. „Gerade die Notaufnahme ist ein Luxus für einen Ort mit 10 000 Einwohnern – vielen Dank.“

Der Sinn des Neubaus sei es, die Menschen noch besser versorgen zu können, sagte von Holleben auf Anfrage nach der Feier. „Wir hätten das Projekt auch abblasen können“, sagte er freimütig. „Aber wir sehen für Tutzing sehr positiv in die Zukunft. Das Haus steht an der richtigen Stelle und ist ein super Krankenhaus.“

In Tutzing werden pro Jahr nach Angaben der Klinik rund 7000 stationäre Fälle behandelt, rund 16 000 Patienten kommen ambulant. In beiden Bereichen handle es sich bei etwa 60 Prozent der Fälle um Notfälle, so von Holleben. Es gibt Abteilungen für Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Gefäßchirurgie sowie Allgemein- und Viszeralchirurgie. Zudem verfügt das Benedictus-Krankenhaus über eine Kardiologie, eine Gastroenterologie, eine Abteilung für Innere Medizin und Neurologie. Derzeit hat die Klinik 200 Betten, fünf Operationssäle, zwei Herzkatheter-Messplätze sowie moderne CT- und MRT-Bildgebung, eine Stroke-Unit zur Versorgung der Schlaganfälle, eine Chest-Pain-Unit für die Herzinfarktversorgung und eine Intensivstation. Es gibt zwei Dialyse-Plätze für stationäre Patienten. Die Dialyse für die ambulanten Patienten ist im Frühjahr 2021 weggefallen, weil sich der Betreiber des Nierenzentrums zurückgezogen hatte.

„Wir bieten eine Hochleistungsmedizin mit einer großen Portion persönlicher Zuwendung“, sagte Geschäftsführer Stoffel beim Richtfest. Er dankte den Handwerkern, aber auch den Mitarbeitern und Patienten, die den Baulärm und die Einschränkungen mitmachten. „Der Herzkatheter ist direkt hinter der Baustelle und war stark beansprucht.“

Noch ist der Neubau im Rohbau. Im Lauf des kommenden Jahres soll er bezugsfertig werden. Wie er am besten genutzt und aufgeteilt wird, darüber machten sich die Mitarbeiter gerade viele Gedanken, sagte Stoffel. Den Richtspruch sprach Zimmerermeister Thomas Gerg aus Wackersberg. In Reimform dankte er Bauherrenschaft und Handwerkern und erbat Gottes Segen für das neue Haus.

Mehr Kapazitäten bedeutet auch mehr Personalbedarf. „Wir bauen kontinuierlich Personal auf“, gab Stoffel Auskunft. Aktuell habe die Intensivstation drei Räume plus einen Schockraum, künftig seien es fünf plus Schockraum. Die Zahl der Intensivbetten steige von acht bis neun auf dann zwölf. Personal zu finden, sei derzeit kein Problem, so der Geschäftsführer.

„Wir übernehmen viele Schüler aus unserer Pflegeschule“, sagte er. Von Holleben sprach von „Zulauf an Personal“, der ihn sehr freue. „Das ist toll, weil es so schwer ist, Personal zu rekrutieren“, sagte er. „Viele ehemalige Mitarbeiter kommen auch wieder zurück. Das zeigt, dass die Stimmung bei uns gut ist.“

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