So viele Katzen wie seit zehn Jahren nicht im Starnberger Tierheim

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Muss so viele Katzen betreuen wie lange nicht: Tanja Wieber, die Leiterin des Starnberger Tierheims. © Andrea Jaksch

Ausgesetzt, abgegeben oder entlaufen: Rund 50 Katzen beherbergt das Starnberger Tierheim derzeit. So viele wie seit mindestens zehn Jahren nicht. Die Leiterin weist auf die hohe Belastung der Einrichtung hin. Ein neues Katzenhaus scheitert bislang an einer kuriosen bürokratischen Hürde.

Wer sich dieser Tage eine Katze anschaffen möchte, für den ist das Starnberger Tierheim eine gute Anlaufstelle. Denn die Auswahl ist so groß wie wohl noch nie, auf jeden Fall wie seit über zehn Jahren nicht mehr. 49 Katzen, darunter 25 Jungtiere, beherbergt die Einrichtung am Franziskusweg derzeit. Das berichtet Tierheim-Leiterin Tanja Wieber auf Nachfrage des Starnberger Merkur. Zuvor hatte sich Claudia Bläser, Vorsitzende des Tierschutzvereins Starnberg und Umgebung, an die Redaktion gewandt und von einer „sehr starken Katzenschwemme“ gesprochen. Wieber betont: „Wir sind voll bis unters Dach. Zwei Quarantäne-Boxen haben wir noch frei. Danach müssen wir einen Aufnahmestopp verhängen.“

Von einer Überlastung des Tierheims will dessen Chefin noch nicht sprechen. Von einer starken Belastung aber sehr wohl, nicht nur, was den Platz angeht. „Überstunden sind angesagt“, sagt sie mit Blick auf die Mitarbeiter und sich selbst. Und sie lässt durchblicken: Auf Dauer geht das nicht gut.

Begonnen habe alles im April. An einer Tankstelle an der Starnberger Hauptstraße lagen drei Katzenkinder im Gebüsch, sie trugen noch die Nabelschnur, erzählt Wieber. „Eines war leider schon tot. Die anderen beiden haben wir mit der Flasche großgezogen.“ Anschließend habe sich eine ehrenamtliche Helferin der Tiere angenommen, bis sie schließlich ein neues Zuhause bei einer Familie fanden. Seit April habe der regelmäßige Zustrom nicht mehr aufgehört. Wieber kann viele Geschichten erzählen – etwa von der Familie, der eine Katze zulief und dann fünf Junge bekam. „Die waren überfordert.“ Oder von den zwei Katern, um die sich die Gautinger Polizisten dieser Tage kümmerten und dann ins Tierheim brachten. Sie seien übrigens nicht ausgesetzt, sondern einige Tage zuvor als vermisst gemeldet worden, stellt Wieber klar.

Sehr viele Funkatzen, auch trächtige

Unter den „sehr vielen Fundkatzen“ seien auch einige trächtig gewesen, der Nachwuchs kam dann im Tierheim zur Welt. Außerdem würden einige Tiere aus schlechter Haltung stammen, Wieber nimmt das Wort „Katzen-Messies“ in den Mund. Und sie bedauert, dass die Besitzer in den seltensten Fällen ausfindig gemacht werden können. Ihr Appell an die Halter: sogenannte Freigänger, die leicht entlaufen können, chippen oder tätowieren, in einer Datenbank registrieren und auch kastrieren lassen.

Von optimalen Bedingungen sind die vielen Katzen im Tierheim weit entfernt. In dem 47 Jahre alten Katzenhaus gibt es nicht einmal fließendes Wasser. „Wir tragen es in Gießkannen zu den einzelnen Unterkünften“, sagt Leiterin Wieber. Dazu kommt: Katzenhaus, Quarantänestation, Krankenstation und Vermittlungsstelle liegen über das gesamte Gelände verstreut. „Wir hätten gerne alles an einem zentralen Ort“, betont Wieber.

Ein Wunsch, den der Tierschutzverein schon lange hegt, der aber seit Jahren nicht in Erfüllung geht. „Scheitert neues Katzenhaus an 50 cm?“, titelte der Starnberger Merkur im Januar 2021. Hintergrund: Der Franziskusweg sei als Erschließung zu schmal, um den rechtlichen Ansprüchen an einen Neubau zu genügen, hieß es damals im Stadtrat. Noch immer hänge das Projekt an jener bürokratischen Hürde, sagt Wieber nun auf Nachfrage. Vizebürgermeisterin Angelika Kammerl, die sich mit dem Thema befasst, sagt allerdings, es gehe um etwas anderes: Einem Grundstückseigentümer gehöre ein Teil des Weges. Bei Vermessungen sei einst festgestellt worden, dass die Grundstücksgrenzen anders verlaufen als eigentlich öffentliche Wege wie der Franziskusweg. „Wir sind in Verhandlungen mit dem Eigentümer, waren aber noch nicht erfolgreich“, sagt Kammerl. Ihrer Aussage nach wurde der Stadt ein Grundstückstausch angeboten, der aber im Sinne der Bevölkerung nicht infrage komme. Die Vizebürgermeisterin überlegt, Landrat Stefan Frey zu bitten, sich beim Thema Katzenhaus mit einzuschalten.

Herbstfest mit buntem Programm

Das Starnberger Tierheim lädt Tierfreunde für Samstag und Sonntag, jeweils von 10 bis 16 Uhr, zum Herbstfest ein. Neben einem Kinderprogramm, einem Flohmarkt und einer Tombola sind Tierschutzstände aufgebaut. Vertreten sind unter anderem die Kitzrettung aus Andechs, Mäuseasyl München, die Katzenkastration des Vereins Tasso sowie Schützer von Igeln, Bienen und Eichhörnchen. Dazu kommen eine Ernährungsberatung, Tierversicherer und -ärzte. Und es wird Flag-Football gespielt. Die Starnberg Argonauts führen den kontaktlosen Sport an den beiden Tagen, jeweils von 14 bis 16 Uhr, vor. Die DLRG-Rettungshundestaffel erklärt zwischen 10 und 14 Uhr, was „Mantrailer“ und „Wasserorter“ im Einsatz leisten. Die Falknerei Off bringt Greifvögel mit, für Essen und Getränke ist auch gesorgt. Die Zufahrt zum Tierheim ist gesperrt. Parkmöglichkeiten gibt es an der Straße Am Schlosshölzl.

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