Es klingt nach Entschlossenheit, nach Tatkraft, nach klaren Worten: Markus Söder fordert nach der Lahmlegung von Münchens Flughafen in diesen Tagen ein „Iron Dome“ für Deutschland. Bayern müsse handeln, die Polizei müsse Drohnen abschießen können, man brauche endlich „Hoheit im Luftraum“.
Doch so eingängig die Metapher auch klingt – sie ist falsch. Und sie offenbart ein viel größeres Problem: Deutschland diskutiert über Bedrohungen mit Schlagworten, während die Realität der modernen Kriegsführung längst komplexer ist.
Iron Dome ist kein Drohnenabwehrsystem
„Iron Dome“ ist eine israelische Erfolgsgeschichte – aber nicht im Kampf gegen Drohnen. Dieses System wurde entwickelt, um Kurzstreckenraketen und Artilleriegeschosse abzufangen, die aus dem Gazastreifen auf israelische Städte fliegen. Es erkennt ballistische Flugbahnen und schießt Abfangraketen in Sekundenbruchteilen ab.
Gegen Drohnen hilft das nicht. Denn Drohnen fliegen anders. Sie sind klein, langsam, schwer zu orten, oft kaum größer als ein Vogel.
Sie können ihre Richtung ändern, tief über Felder gleiten, sich tarnen, in Schwärmen auftreten. Sie sind das genaue Gegenteil einer berechenbaren Rakete.
Die Wirklichkeit: multidimensionale Abwehr
Israel hat seit dem 7. Oktober 2023 über tausend Angriffe mit Drohnen abgewehrt. Während in München der Flugverkehr wegen einiger ziviler Drohnen tagelang lahmgelegt wurde, blieb der israelische Luftraum selbst in Zeiten massiver Angriffe weitgehend offen.
Wie geht das? Nicht mit einem „Iron Dome“, sondern mit einer multilayer Verteidigung:
- Hochauflösende Radarsysteme, die kleinste Objekte erkennen.
- Elektronische Kriegführung, die Drohnen stört, blendet oder übernimmt.
- Laserwaffen, die Ziele in Sekundenbruchteilen neutralisieren.
- Klassische Abfangraketen als letzte Verteidigungslinie.
Es ist ein Netzwerk von Technologien, das ständig weiterentwickelt wird – und das auf jahrelanger Erfahrung im Ernstfall beruht.
Bayern am Boden – Israel in der Luft
Der Vergleich ist ernüchternd:
- In München reichen wenige zivile Drohnen, um tausende Reisende am Flughafen stranden zu lassen.
- In Israel starten gleichzeitig hunderte bewaffnete Drohnen aus dem Iran, aus dem Libanon, aus dem Jemen – und sie erreichen ihr Ziel so gut wie nie.
Das ist nicht Glück. Das ist Know-how. Es ist das Resultat einer Gesellschaft, die gezwungen war, Technologie und Sicherheit zur Priorität zu machen.
Warum Deutschland Israel braucht
Söders Satz offenbart mehr als nur eine technische Ungenauigkeit. Er zeigt, wie oberflächlich wir in Deutschland über Sicherheit reden. Wir klammern uns an Schlagworte, an Symbole, an mediale Bilder – aber die konkrete Realität, die harte Arbeit hinter funktionierenden Verteidigungssystemen, bleibt außen vor.
Genau hier wird klar, warum Deutschland, Europa und die Welt Israel brauchen:
- Israel liefert Technologien, die global eingesetzt werden können – von Cybersecurity bis hin zu medizinischer Innovation.
- Israel hat gezeigt, wie man auf Bedrohungen reagiert, ohne das öffentliche Leben komplett stillzulegen.
- Israel beweist, dass Resilienz nicht durch Parolen entsteht, sondern durch Forschung, Mut und konsequente Umsetzung.
Vom falschen Bild zur echten Partnerschaft
Es geht nicht darum, Markus Söder lächerlich zu machen. Wer „Iron Dome“ sagt, will Härte signalisieren. Aber die Wahrheit ist: Härte entsteht nicht durch Worte, sondern durch Verstehen und Handeln.
Wenn wir in Deutschland den Schutz unserer Infrastruktur ernst nehmen, müssen wir nicht nur Gesetze verschärfen, sondern auch lernen, wie moderne Drohnenabwehr wirklich funktioniert. Und das heißt: den Blick nach Israel richten – nicht nur auf die politischen Schlagzeilen, sondern auf die technologischen Lösungen.
Fazit
Die Münchner Flughafenkrise ist mehr als eine Panne. Sie ist ein Spiegel. Sie zeigt, wie verletzlich unsere Systeme sind – und wie sehr wir angewiesen sind auf Partner, die weiterdenken.
Israel ist kein abstraktes Vorbild, sondern ein konkreter Partner. Und wenn wir ernsthaft über Drohnen, Sicherheit und Zukunft sprechen wollen, sollten wir weniger über „Iron Dome“ reden – und mehr darüber, was Israel wirklich leistet.
Guy Katz, ehemaliger Nachrichtenoffizier der israelischen Armee, ist deutsch-israelischer und jüdischer Professor für International Business Management an der Hochschule München. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.