Russland mobilisiert wohl im Panzer-Lager – nur noch schlechte Ausrüstung übrig?

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Russlands modernste Panzer sind erschöpft. Nun greift Putin auf die alten Sowjetbestände zurück. Was das für den Ukraine-Krieg bedeuten könnte.

Moskau – Gemäß dem „Institute for the Study of War“ (kurz ISW) werden die modernen russischen Panzer langsam knapp. Die besten Panzer der russischen Armee sind wohl bereits entweder an der Front im Einsatz oder von der Ukraine zerstört worden.

Dara Massicot, ein leitendes Mitglied der „Carnegie Endowment for International Peace's Russia and Eurasia Program“ ist der Auffassung, dass Russland sein bestes Equipment schon aufgebraucht habe und sich nur noch „schlechtere“ oder „unbrauchbare“ Ausrüstung in Putins strategischen Reserven befindet. Das übrige Inventar der Russen schwinde drastisch angesichts des nunmehr zweijährigen Ukraine-Kriegs. Um den aktuellen Verschleiß an der ukrainischen Front zu kompensieren, setzt Russland vor allem auf alte Panzer der Sowjetära.

Russische Panzer-Reserven teilweise aufgebraucht – Putin schickt alte Panzer an die Front

Einer Analyse von Satellitenbildern zufolge hat Russland bisher gut 25 bis 40 Prozent seiner Panzer-Reserven aus Open-Air-Lagereinrichtungen aufgebraucht. Das ISW kann diesen Bericht zwar nicht unabhängig bestätigen, dennoch kann man daran ablesen, dass der Panzerverschleiß enorm ist. Russland hat aktuell nicht die Kapazitäten, um genügend neue Fahrzeuge zu produzieren, damit die aktuellen Materialverluste von neuen Panzern ersetzt werden können. Vor allem modernisierte, alte Panzer müssen herhalten.

Ein russischer Panzer feuert im Ukraine-Krieg in der Region Kupjansk auf feindliche Stellungen. © Russian Defence Ministry/Imago

Trotz Kriegswirtschaft: Putins Panzerwerke kommen mit der Produktion nicht hinterher

Laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes hatte Russland vor Beginn des Kriegs im Februar 2022 insgesamt 2987 Panzer. Nach zwei Jahren Krieg wurden von den ukrainischen Streitkräften insgesamt 1725 zerstört, 145 beschädigt, 205 zurückgelassen und 544 von den Ukrainern gekapert.

Die russische Panzerindustrie läuft auf Hochtouren, um die Verluste annähernd ersetzen zu können. Die Uralvagonzawod Fabrik im Süden Russlands produziert neue T-90M Panzer. Vier weitere Einrichtungen modernisieren die alten Sowjetpanzer, um sie kriegstüchtig an die Front zu schicken. Selbst wenn man den russischen Zahlen Glauben schenkt, hat Wladimir Putin Stand Februar 2024, weniger Panzer als er noch zwei Jahre zuvor hatte – trotz Kriegswirtschaft.

Ukrainische Analyse zeichnet düsteres Bild: Weit weniger Panzer als bisher angenommen

Laut den offiziellen russischen Zahlen hätte die Armee des Kreml aktuell noch knapp 2400 Panzer in petto. Eine Analyse der in Kiew ansässigen Militärnachrichtenseite Militarnyi zeichnet ein ganz anderes Bild. Die russische Kriegsindustrie hätte lediglich 390 Panzer pro Jahr produzieren können. Abzüglich der Verluste würde das bedeuten, dass gerade einmal 1180 Panzer – also nur knapp die Hälfte – in der russischen Armee Einsatz bereit sind.

Bisher vermittelte Putin den Eindruck eines langatmigen Russlands, das durch unermüdliche Kriegsproduktion den Westen überdauern kann. Und jüngste Erfolge im Ukraine-Krieg für Putin, wie das blockierte US-Hilfspaket im Repräsentantenhaus oder die Eroberung der ukrainischen Stadt Awdijiwka, gaben dem russischen Machthaber recht. Wie es tatsächlich um die Reserven der Russen steht, ist ungewiss. Jedenfalls ist sicher, dass auch Putins Grundstock langsam knapp wird. (SiSchr)

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