Baustelle zwischen Schongau und Peiting: Nicht jeden juckt die Straßensperrung

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Manche Autofahrer passieren die Vollsperrung relativ unbeeindruckt. © Herold

Die Vollsperrung der Peitinger Straße in Schongau ist ein Dauerthema – nicht nur bei genervten Autofahrern. Sondern durchaus auch bei der Polizei.

Schongau – Stau auf der Umgehung pünktlich zur Rushhour morgens und abends, genervte Autofahrer, dreiste Baustellen-Durchschummler und mutige Rollerfahrer auf dem Radweg: Die Kreisverkehr-Baustelle bei der UPM-Abzweigung und die damit verbundene Vollsperrung der Straße zwischen Schongau und Peiting kostet Nerven. Unter anderem auch bei der Schongauer Polizei. Die hat aktuell alle Hände voll zu tun, um vor Ort für Ordnung zu sorgen, wie Polizeichef Herbert Kieweg auf Anfrage der Schongauer Nachrichten bestätigt.

Täglich sind Polizeistreifen vor Ort im Einsatz, um „punktuelle Kontrollen“ durchzuführen. Vor allem am ersten Tag waren noch viele Autofahrer an der Absperrung gestrandet. Dies hätte sich im Wochenverlauf deutlich verbessert. Das war‘s dann aber auch schon mit den guten Nachrichten. Denn tatsächlich sind in Sachen Baustellen-Durchquerung der Kreativität offenbar keine Grenzen gesetzt: „Es sind immer noch welche dabei, die einfach durch die Baustelle fahren“, so Kieweg. Einige der Autofahrer hätte man auch schon verwarnt. Im Klartext: Das kostet. Und zwar nicht wenig. Das illegale Befahren einer Rettungsstraße schlägt mit 50 Euro zu Buche.

Radfahrer und Rollerfahrer ignorieren Regeln

Und auch die wenigsten Radfahrer wollen sich daran halten, dass im Baustellenbereich wegen der Enge der Gasse abgestiegen und geschoben werden muss. „Das wird ganz gern missachtet“, stellt Kieweg fest. Auch in dieser Sache hätte es längst dutzende Belehrungen gegeben, die im Zweifel irgendwann in einer Verwarnung münden. Kostenpunkt: 25 Euro. Auch für kreative Rollerfahrer, die sich auf dem Gehweg durch die Baustelle mogeln, wird es teuer: 50 Euro kostet das, wenn man so von der Polizei erwischt wird.

Radfahrer müssen hier am Gehweg aus Sicherheitsgründen eigentlich absteigen.
Radfahrer müssen hier am Gehweg aus Sicherheitsgründen eigentlich absteigen. © Herold

Verwirrend für einige Autofahrer: Wer die Vollsperrung nicht auf dem Schirm hat und von Weilheim kommend bei Peiting-Ost abfährt und in Richtung Schongau möchte, der erfährt erst an der Münchner Straße nach dem Bahnübergang 17, dass es über die Peitinger Straße kein Durchkommen nach Schongau gibt. Wem es so ergeht, der gondelt erst mal quer durch Peiting, um wieder an der Füssener Straße auf die Umgehung zu kommen. Was wiederum tatsächlich für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in der Marktgemeinde sorgt.

Kein Hinweis bei der Umgehung

Warum nicht bereits auf der Umgehung auf die Sperrung hingewiesen wird, erklärt Martin Blockhaus, der im Bauamt Schongau zuständig für die Riesen-Baustelle ist. Schongau sei lediglich über die B 17 ausgeschildert. Egal, ob man von Weilheim oder Oberammergau komme. „Und wenn nichts angeschrieben ist“, dann benötige man auch keinen Hinweis auf eine Umleitung. Blockhaus räumt ein, dass die erste Woche tatsächlich „ein wenig problematisch“ sei, aber danach hätten sich zumindest die Einheimischen an die neue Situation gewöhnt. Leicht gemacht hat es sich Blockhaus nicht, stundenlang ist er alles mit dem Auto abgefahren und hat überprüft, wo es zwicken könnte.

Zwicken tut‘s aktuell auch bei allen, die von der Ammersee-Gegend in Richtung Schongau fahren. „Mir fehlt eine Beschilderung aus Richtung Rott“, schreibt uns eine Leserin. Denn: Wer westlich von Rott Richtung Herzogsägmühle nach Schongau fährt – so leitet das Navigationssystem, es ist der kürzeste Weg – erfährt nichts von einer Sperrung der Peitinger Straße. „Böses Erwachen an der Märchenwaldkreuzung, wenn man dort dann über Peiting die Umgehung nach Schongau fahren muss, statt rechts abzubiegen.“ Über die zehn Kilometer mehr seien das einfach, ärgert sich die Leserin.

Erst vor der Schloßberghalle an der Münchner Straße und am Kreisel finden sich in Peiting Hinweise auf die Vollsperrung.
Erst vor der Schloßberghalle und am Kreisel finden sich in Peiting Hinweise auf die Vollsperrung. © Herold

Ein weiterer Leser bedauert, dass langsam fahrende landwirtschaftliche Fahrzeuge nun auf der Umgehung oft lange Kolonnen hinter sich herziehen würden und so waghalsige Überholmanöver provoziert würden. Seine Frage: Kann die Straße nicht auch für landwirtschaftliche Fahrzeuge freigegeben werden? „Viel zu gefährlich“, winkt Martin Blockhaus ab. „Wir haben dort jetzt schon viel zu viel Verkehr.“ Denn bereits jetzt sei die Baustelle für Bus- und Baustellenverkehr freigegeben.

Auch für Rollerfahrer gilt: Die Straße ist gesperrt. Wer hier erwischt wird, zahlt 50 Euro Bußgeld.
Auch für Rollerfahrer gilt: Die Straße ist gesperrt. Wer hier erwischt wird, zahlt 50 Euro Bußgeld. © Herold

Nicht auszudenken, wenn sich nun auch noch landwirtschaftliche Fahrzeuge durch das Nadelöhr quetschen würden. „Die Sicherheit der Schulkinder und der Bauarbeiter steht für uns an erster Stelle“, sagt Blockhaus und mahnt zur gegenseitigen Rücksichtnahme, „auch, wenn ich weiß, dass es jetzt gerade für alle ein bisschen schwierig ist“.

Stau nach Unfall auf der Umgehungsstraße

Ein bisschen schwierig wurde es übrigens auch am Donnerstagnachmittag, und zwar auf der Umgehungsstraße. Dort passierte das, was viele fürchten: Ein einfacher Auffahrunfall gegen 15.30 Uhr bei Peiting-West verursachte einen langen Rückstau bis nach Schongau, und auf der Gegenfahrbahn bis weit hinter Peiting. Dank der Peitinger Feuerwehr, die den Verkehr regelte, war der Stau laut Polizeichef Herbert Kieweg – der stand selbst in ebendiesem Stau – nach einer Dreiviertelstunde aufgelöst.

Auch für Rollerfahrer gilt: Die Straße ist gesperrt. Wer hier erwischt wird, zahlt 50 Euro Bußgeld.
Bei einem Auffahrunfall auf der Umgehung kam es am Donnerstag zu einem enormen Rückstau. © Herold

Konkrete Gedanken über die Folgen der Sperrung hat sich unser Leser Johann Bloos aus Peiting gemacht. Zugrunde gelegt hat er seiner Berechnung, dass geschätzt 3000 Autos pro Tag zwischen Peiting und Schongau verkehren – viele auch hin und zurück. Regulär bedeutet das: vier Kilometer à fünf Minuten Fahrtzeit.

Die zusätzlichen Kilometer pro Autofahrt beziffert er auf sechseinhalb. Macht bei 3000 Fahrzeugen pro Tag 19 500 Kilometer zusätzlich. In 180 Tagen kommen so mehr als dreieinhalb Millionen Zusatz-Kilometer zusammen. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von sieben Litern Benzin beläuft sich der zusätzliche Sprit-Bedarf auf 1365 Liter. In 180 Tagen kommt man laut Bloos so auf 245 700 zusätzliche Liter.

Radfahrer müssen hier am Gehweg aus Sicherheitsgründen eigentlich absteigen.
Radfahrer müssen hier am Gehweg aus Sicherheitsgründen eigentlich absteigen. © Herold

Ganz abgesehen von der zusätzlichen Umweltbelastung kostet den Bürger die Umleitung nicht nur Nerven, sondern auch Zeit und Geld. Den zusätzlichen Zeitaufwand beziffert Bloos auf acht Minuten pro Fahrt. Macht bei 3000 Fahrzeugen 400 Stunden – in 180 Tagen kommen so 72 000 Stunden zusammen. Die Mehrkosten für die Bürger belaufen sich laut der Berechnung des Peitingers auf rund 2400 Euro pro Tag, in 180 Tagen kämen so mehr als 432 000 Euro zusammen. Bloos: „Für die Tankstellen von Schongau und Peiting sicher eine begrüßte Umsatzsteigerung.“

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