Bürger ärgern sich über geplante Vollsperrung der Peitinger Straße – „Beste Lösung“ sagen Behörden

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Noch kann ohne eine Sperrung gearbeitet werden in der Peitinger Straße, ab dem kommenden Dienstag ist die Verbindung zwischen Peiting und Schongau zu. © Hans-Helmut Herold

Der Ärger über die geplante Vollsperrung der Peitinger Straße ist bei vielen Bürgern groß. Alle beteiligten Stellen – vom Bauamt über Polizei bis zur Feuerwehr – sind sich aber einig: Es ist die beste und sicherste Lösung. Rechnet man die Zeit mit, die man sonst im Stau stehen würde, sowieso.

Die Peitinger Straße wird ausgebaut und saniert, die Zufahrt zur Papierfabrik bei der Friedrich-Haindl-Straße komplett neu gestaltet. Hierfür wird, wie berichtet, ab Dienstag, 25. Juni, die Peitinger Straße komplett gesperrt. Bis Weihnachten kann niemand mehr auf diesem Wege Richtung Peiting fahren, außer es handelt sich um Anlieger, Rettungskräfte und Feuerwehr im Einsatz. Der Bus darf fahren. Der Zugverkehr ist von der Sperrung ohnehin nicht betroffen.

Nicht alle Bürger reagieren mit Verständnis auf die Vollsperrung

Nicht alle Bürger reagieren mit Verständnis auf die Vollsperrung. Im Gegenteil: In den sozialen Medien kommentieren Nutzer teilweise mit beißender Ironie, teilweise mit einer Menge Sarkasmus, auch mit großer Verärgerung. Der Kreisverkehr an dieser Stelle habe lediglich unternehmerischen, aber kaum verkehrstechnischen Nutzen, heißt es da etwa. Andere bemängeln die lange Zeit der Sperrung und „freuen“ sich schon darauf, wieder einmal im Stau stehen zu können bzw. für eine eigentlich kurze Strecke mal wieder lange Umwege in Kauf nehmen zu müssen.

Wie schon beim Pressetermin erläutert, zieht die Stadt aus den vorangehenden Baustellen an dieser Stelle, wie etwa an der Lechkanalbrücke, Konsequenzen. Es gab große Rückstaus sowohl in Schongau als auch in Peiting, als der Verkehr einspurig an der Baustelle vorbeigeleitet wurde. „Da dieses Mal die Baustellenampel in Schongau noch weiter Richtung Norden rücken müsste, würde man ein ganzes Viertel, die Lechvorstadt, komplett abschneiden“, so Martin Blockhaus vom Bauamt.

Im Rathaus wird derzeit viel telefoniert

Im zweiten Stock des Rathauses wird derzeit viel telefoniert wegen dieses Themas, weiß Stadtbaumeister Sebastian Dietrich aus eigener Erfahrung. „Auch der Kollege sitzt den ganzen Tag am Telefon, aber im Gespräch mit den Leuten kann man viel erklären und sie auch meistens überzeugen.“ Dietrich macht noch einmal klar: Alle Fachstellen seien sich einig gewesen, dass eine Vollsperrung die beste Lösung sei – insbesondere mit Blick auf die Anwohner, die ohnehin schon einiges mitmachen müssten. Und ja, es dauere für den Autofahrer länger über die Umgehungsstraße von Schongau nach Peiting. Aber nicht sehr viel. „Wir haben ausgerechnet, es sind sieben Minuten mehr von Rathaus zu Rathaus, bei einer Ampelschaltung ist man 15 oder 20 Minuten länger gestanden“, schätzt Dietrich.

Gesperrt bleibt die ganze Zeit über, es soll, entgegen den Behauptungen in Facebook-Gruppen, keine Öffnung zwischendurch geben. Bis August wird der Bereich ab der Kanalbrücke westwärts inklusive Kreisverkehr gebaut. Direkt im Anschluss folgt der Abschnitt Richtung Lechwirt.

Feuerwehr muss einsatzfähig sein

Schongaus Feuerwehrkommandant Werner Berchtold erinnert sich noch gut an die Baustelle in der Peitinger Straße mit halbseitiger Sperrung. „Der Rückstau war enorm, zu Zeiten von Berufsverkehr ging gar nichts mehr, da gab es einen Stillstand“. Er bestätigt, dass es mehrfach Schwierigkeiten gegeben habe bei Einsätzen: „Es kam keiner mehr zu uns ins Feuerwehrhaus, und wir sind dann ja nicht mehr einsatzfähig.“

Man habe die Vollsperrung nicht beantragt, sie sei für die Feuerwehr aber besser. Wenn es jetzt zu einem Einsatz kommt und ein Kollege z.B. vom Arbeitsplatz in Herzogsägmühle rasch ins Feuerwehrhaus fahren müsse, dürfe er ausnahmsweise auf der Notspur durch die Baustelle. „Aber das gilt nur, wenn Gefahr besteht für Menschenleben oder große Sachwerte“, stellt Berchtold klar. Das müsse man im Zweifelsfall nachweisen können. „Wer trotzdem durchfährt, bekommt riesige Probleme.“ „Und wir nutzen ebenfalls die Umgehungsstraße, wenn es sich um kleine Einsätze handelt oder wir zurückfahren ins Feuerwehrhaus.“ Berchtold appelliert an die Vernunft der Bürger. „Wenn alle aufeinander Rücksicht nehmen, ist das doch handelbar. Die Zeit der Baustelle geht auch wieder vorbei.“

Dass es zu unvorhersehbaren Ereignissen auch auf der B17 oder B 472 kommen kann mit stundenlangen Vollsperrungen, hatte sich gerade erst wieder am vergangenen Wochenende gezeigt. In den frühen Morgenstunden des Sonntags war ein 21-jähriger Autofahrer aus Hohenpeißenberg bei Peiting-Ost verunglückt und starb kurz darauf im Krankenhaus. Die Unfallstelle blieb für mehrere Stunden komplett gesperrt, weil ein Gutachter erst seine Untersuchung abschließen musste und hierfür auch die Feuerwehr benötigte, die den Bereich ausleuchtete.

Umleitungsschilder liegen bereit

So schlimm muss es aber nicht einmal kommen, für eine Vollsperrung: Es reiche schon ein Lkw, der quer zur Fahrbahn stehe und aufwändig geborgen werden müsse, so der Feuerwehrkommandant. „Dann haben wir ein massives Problem, denn wir müssen großräumig umleiten, und das können wir von der Feuerwehr gar nicht leisten“, weiß Berchtold.

Aber auch hierzu hat man sich bereits Gedanken gemacht, wie Schongaus Polizeichef Herbert Kieweg erklärt. „Über die Straßenmeisterei muss eine großräumige Umfahrung organisiert werden, eine andere Möglichkeit gibt es nicht – wir müssen ja über den Lech“, so Kieweg. Klaus Riedl, Verkehrsexperte bei der Schongauer Polizei, war bei den Gesprächen mit der Stadt Schongau und dem Straßenbauamt eingebunden.

Auch Polizei sagt: „Vollsperrung ist die richtige Entscheidung“

Um gewappnet zu sein für eine im kommenden halben Jahr sicherlich nötig werdende Umleitung, würden alle notwendigen Verkehrsschilder bereits mit Beginn der Vollsperrung bereitgelegt. Diese könnten dann von der Straßenmeisterei rasch aufgestellt werden. Die Umleitung führt über Burggen, Bernbeuren, Lechbruck und Steingaden und dann weiter in die jeweiligen Richtungen. „Ein massiver Verkehrsstau wird sich sicherlich trotzdem nicht vermeiden lassen“, ist sich Riedl sicher. „Aber eine Vollsperrung ist die richtige Entscheidung.“

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