Hochemotionale Debatte: Kritik und Applaus für geplanten Naturgarten

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Aufgeheizte Stimmung herrschte am Donnerstag beim Infoabend zum geplanten Naturgarten-Projekt der Familie Schönegge in Viehhausen. © Fischer

Bei der Infoveranstaltung zum geplanten Naturgarten in Viehhausen wurden die Initiatoren teils scharf angegangen. Es gab aber auch großen Jubel für das Projekt.

Hohenbercha - Der Infoabend zum hochumstrittenen Naturgartenprojekt in Viehhausen war überfällig. Das zeigte sich zum einen am großen Interesse, zum anderen daran, wie emotional und verbissen man die anschließende Debatte führte. Gegner und Befürworter nahmen am Donnerstagabend beim „Hörger“ in Hohenbercha kein Blatt vor den Mund. Aus dem Ruder gelaufen ist die Veranstaltung aber nicht, was nicht zuletzt der umsichtigen Moderation der Haagerin Monika Arzberger zu verdanken war.

Arzberger, die eine Agentur für Bürgerdialog und Konfliktklärung betreibt, hatte vorgesorgt und vorab Karten verteilt, auf denen die weit über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich Notizen für ihre Fragen und Argumente machen sollten. Diese würden dann später nach der Vorstellung des „Zukunftsprojekts Viehhausen“ durch die Antragsteller der Familie Schönegge zur Sprache kommen. Dass sich nicht alle darin hielten, brachte Arzberger nicht aus der Fassung.

Mit am meisten Applaus gab es für einen Befürworter des Projekts

Bereits während der Präsentationen von Erhard Schönegge und seiner Tochter Lilli Schwaiger kam es zu Einwürfen und Zwischenrufen. Aus der Fassung bringen ließ man sich davon aber nicht. Auch nicht, als man den Bauwerbern unterstellte, sie hätten sich die Zustimmung im Gemeinderat mit falschen Vorgaben „erschlichen“. Stichwort Zufahrt: Die sollte zunächst durch Sünzhausen führen, ist jetzt aber über Gremertshausen geplant.

Oder als eine Gegnerin des als viel zu groß erachteten Projektes spekulierte, die Betreiber-Familie könne sich finanziell übernehmen. Auch dass Schönegge und seine beiden Töchter die sozialen Aspekte ihres Vorhabens, sprich den Waldkindergarten und eine Kooperation mit der Lebenshilfe, nur vorschieben würden, um dieses durchzubringen, zählte zu den Aufregern der mitunter hochemotional geführten Debatte.

Erhard Schönegge vom geplanten Naturgarten in Viehhausen
Lud die Bürger ein, den bestehenden Naturgartenbetrieb in Meilendorf (Markt Nandlstadt) zu besichtigen: Erhard Schönegge. © Fischer

Aber es gab nicht nur Gegenwind. Mit am meisten Applaus gab es am Ende für Befürworter wie Georg Fink, seines Zeichens unabhängiger Sachverständiger für Reitanlagen und Stallbau in der Pferdehaltung. Dieser stellte klar, dass nach Ansicht des Landwirtschaftsamtes in Erding „alle drei Bereiche“ des geplanten Naturgartenprojektes als privilegiert anzusehen sind. Das gelte selbst für den Hofladen, da das alles ausnahmslos dem landwirtschaftlichen Betriebszweck diene.

Auch zu der von verschiedenen Seiten vehement ins Feld geführten Verkehrsbelastung bezog Fink Stellung. Thema der Debatte war unter anderem, dass die infrage kommenden Zufahrten viel zu eng seien. Bemängelt wurde, dass man erst nach dem Widerstand der Sünzhausener Bürgerinitiative „Leben – und leben lassen“ die Anfahrt über Gremertshausen in Betracht zog. Aber auch die wurde als problematisch erachtet. Viel zu eng und durchgehend nicht breit genug, wie es hieß.

Hoffeste und Verkehr bergen Konflikt

Gemeinderätin Silvia Tüllmann (FWG) machte ihre ablehnende Haltung in dem Kontext ebenfalls noch einmal deutlich. Als Grund gab sie an, dass sich gerade im Bereich der Zufahrt über Gremertshausen im Zuge eines Einheimischen-Models junge Familien mit Kindern angesiedelt hätten, was Gefahren mit sich bringe, wie Tüllmann bekräftigte. Die Verkehrssituation und die Tatsache, dass womöglich 200 Autos pro Tag obendrauf kommen könnten, bestimmte die Debatte über weite Strecken.

Lili Schwaiger vom Projekt Kulturgarten Viehhausen
Musste sich erklären: Lilli Schwaiger, Tochter von Erhard Schönegge. © Fischer

Noch dazu warf jemand die Frage auf, ob und wie viele Partys denn auf dem Zukunftshof im Jahr geplant seien. Lilli Schwaiger erklärte hierzu, dass man es sich nicht nehmen lassen werde, wie am Standort Meilendorf auch, „Erntedankfest zu feiern“. Drei Hoffeste würden es schon sein, antwortete Schwaiger.

Auch Fink räumte ein, dass „das Verkehrsthema ein kritischer Punkt“ sei. Er schlug daher vor, das Thema „gemeinsam anzugehen“ und sich zusammen eine Lösung zu überlegen. Vielleicht könne man ja eine Arbeitsgruppe bilden, an der neben Leute aus Gremertshausen auch Kranzberger und Viehhausener mitwirken. „Aus meiner Sicht wäre es jammerschade, wenn so ein tolles Projekt an einer Kurve oder an eine Engstelle scheitern würde“, fand Fink. Gemessen am Jubel, der danach im Saal ausbrach, war er mit dieser Ansicht nicht allein.

„Wo nichts ist, macht jeder Spatenstich alles kaputt“

Es gab aber auch andere Momente. Momente, in denen Erhard Schönegge, seine Tochter Lilli oder auch der teilweise mit der Planung betraute Johannes Schwaiger von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Saal scharf angegangen wurden. Beispielsweise bei besagter Frage nach der finanziellen Lage der Antragsteller. Lilli Schwaiger gab zu bedenken, dass man das Projekt nicht alleine zu schultern habe, sondern dass sich auch die „Kulturland eG“ beteiligt, die einen großen dieser Flächen kaufe. Der Rest sei finanzierbar, wie Lilli Schwaiger versicherte.

Infoveranstaltung Kulturgarten Hohenbercha Zuhörer
Skeptische Blicke gab es am Donnerstag zur Genüge. Nach dem offiziellen Ende der Infoveranstaltung wurde an den Tischen noch weiter debattiert. © Fischer

Probleme bereitete einem Teil der Anwesenden auch, dass es mit der Ruhe, die bis rund um den Weiler Viehhausen herrscht, bald vorbei sein könnte. „Wo nichts ist, macht jeder Spatenstich alles kaputt“, lautete die Einschätzung eines ortsansässigen Jägers. Dem entgegengehalten wurde, dass das geplante Projekt auch dem Allgemeinwohl diene mit Blick auf den Naturkindergarten oder dem heilpädagogischen Reiten etwa, das der Inklusion dient.

Zur Beruhigung der Gemüter trug am Ende bei, dass die Familie Schönegge die versammelten Bürger einlud, sich den bestehenden Naturgartenbetrieb in Meilendorf bei Nandlstadt einmal anzuschauen und sich dort selbst ein Bild von der Lage zu machen. Das Fazit von Arzberger fiel nach knapp drei Stunden Präsentation und Debatte positiv aus. „Sie haben ihre Meinung offen geäußert und es ist hier weder unfair noch extrem heiß oder ähnliches geworden“, urteilte die Moderatorin am Ende des Abends. Die Informationsveranstaltung war damit offiziell zu Ende, die Gespräche an den Tischen reihum aber nicht.

In einem „Pro & Contra“ kommentieren FT-Redaktionsleiter Manuel Eser und FT-Redakteurin Andrea Beschorner das Projekt auf ganz unterschiedliche Weise.

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