Die einen bejubeln ihn, die anderen gehen ihn scharf an: Der geplante Naturgarten in Viehhausen ist hoch umstritten – auch in der Redaktion des FT.
Für FT-Redaktionsleiter Manuel Eser ist der „Naturgarten“ ein Geschenk. Er spricht sich für das Projekt aus:
„Es muss fürwahr schön sein, in Sünzhausen oder Viehhausen zu wohnen. Beide Orte sind eingebettet in eine malerische Landschaft. Bald wird die Lebensqualität dort noch etwas besser werden, wenn die Region eine Attraktion bekommt, die dort perfekt hinpasst. So wie es bauplanerisch aussieht, wird der Naturgarten Schönegge nach Viehhausen kommen. Und erstmals war bei der Informationsveranstaltung am Donnerstag Rückenwind für das Projekt zu spüren. Es gab nicht nur laute Kritik, sondern auch viel warmen Applaus. Völlig zu recht.
Denn der Naturgarten ist ein Geschenk – für die Region, für Familien, für Kinder und unsere Gesellschaft. Denn er bietet alles, was wünschenswert ist: ein Angebot, das die Inklusion stärkt, das mit einem Kindergarten in Zeiten riesiger Wartelisten dringend benötigte Betreuungsplätze bietet, und das die Natur als Erlebnis erfahrbar macht. Wie kann man das ablehnen?“
Für mich ist auch die Kritik unverständlich, dass die Familie Schönegge mit dem Projekt gewerbliche Zwecke verfolgt. Na und? Jeder muss Geld verdienen. Die entscheidende Frage ist doch, auf welche Art und Weise jemand für seinen Erwerb sorgt. Hier geschieht dies in sinnstiftender Art und Weise.
Und zuletzt die Verkehrsbelastung: Im „schlimmsten“ Fall bringt die Realisierung des Naturgartens laut Initiatoren in Stoßzeiten bis zu 40 Autos mit sich. Wir sprechen hier nicht von Schwerlastverkehr und Lkw-Kolonnen, sondern von Eltern, die ihre Kinder an einen schönen Ort bringen. Das ist alles weit weg von einem Infarkt. Wenn sich alle Beteiligten dennoch um die verträglichste, mithin bestmögliche Lösung bemühen, wird der Naturgarten den Menschen noch viel Freude bereiten.
Die Interessen der Menschen in Viehhausen wiegen schwerer, findet FT-Redakteurin Andrea Beschorner. Für sie ist das Projekt einfach zu groß für das kleine Dorf:
Meine news
„Der Naturgarten Schönegge ist, mit allem was dazugehört, unbedingt unterstützens- und schützenswert. Aber: Das, wofür die Menschen in Viehhausen seit Monaten kämpfen, muss meines Erachtens über den Interessen der Familie Schönegge stehen. Klar, es ist ein ehrenhaftes Familienunternehmen, das da expandieren will, das händeringend nach einem geeigneten (!) Ort gesucht hat, an dem es weitergehen kann. Dabei stehen aber eben auch wirtschaftliche Interessen im Fokus, die das Unternehmen im kleinen Viehhausen verfolgt – auf Kosten der Idylle dort.
Jeder Mensch, der in so einem kleinen Ort lebt, hat sich bewusst dafür entschieden. Nimmt ganz bewusst auch die Einschränkungen in Kauf, die man hier täglich handeln muss: Hier findet man eben nicht die beste Infrastruktur vor, hier hat man nicht ganz praktisch alles fußläufig vor der eigenen Haustür – dafür aber Ruhe und viel Natur. Jede einzelne Hausnummer in Viehhausen ist nicht nur eine Wohnadresse, sondern ein Lebensmodell.
Ein großes Stück dieses Idylls soll nun einem Großprojekt zum Opfer fallen, das in dieser Dimension einfach völlig ungeeignet ist für so ein kleines Dorf. Es ist also legitim, dass die Betroffenen sich dem nicht beugen, dass sie nicht aufgrund von Umständen, die sie selbst nicht verschuldet haben, jetzt einfach an einem neuen Lebensmodell basteln wollen.
Hier kämpfen zwei Seiten um ihre Interessen. Doch für die eine gibt es tatsächlich keine Alternative. Wenn das Großprojekt umgesetzt wird, ist der Weiler Viehhausen Geschichte. Für die Familie Schönegge gibt es sicher irgendwo einen wirklich geeigneten Standort. Um den aber zu finden, müsste die Bereitschaft herrschen, weiter danach zu suchen.“