Desaster für Putin-Flotte: Völlig wirkungslos im Ukraine-Krieg – Einheiten wie „gelähmt“
Russlands Schwarzmeerflotte musste im Ukraine-Krieg schwere Verluste einstecken. Kiew sieht Putins Schiffe im andauernden Konflikt sogar als unbrauchbar an.
München – In wenigen Bereichen zeigte sich die russische Übermacht im Ukraine-Krieg so deutlich wie bei der Marine. Während die russische Schwarzmeerflotte über mehr als 50 Schiffe verfügt, ist die ukrainische Marine seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 quasi nicht mehr existent. Dennoch gelang es den ukrainischen Streitkräften im Laufe des Konflikts immer wieder erfolgreiche Angriffe auf die russische Flotte durchzuführen und sogar deren Schiffe zu versenken. Die Verluste für die Marine von Präsident Wladimir Putin sind dabei offenbar so umfangreich gewesen, dass die Flotte jetzt nicht mehr entscheidend in den Krieg eingreifen kann. Putins Marine im Schwarzen Meer soll „gelähmt“ sein.

Nach wiederholten Verlusten im Ukraine-Krieg – Putins Schwarzmeerflotte „praktisch gelähmt“
Das bekräftigte der Sprecher der ukrainischen Marine, Kapitän zur See Dmytro Pletenchuk, im ukrainischen Fernsehen. „Ich kann sagen, dass die russische Flotte ungeachtet des Bereitschaftsgrads und der Stärke ihrer Einheiten keinen Einfluss auf den Verlauf der Feindseligkeiten in unserem Kriegsgebiet haben kann“, zitiert das Portal Ukrainska Pravda den ukrainischen Offizier.
Zwar könnte Russland theoretisch Verstärkungen für die Flotte über Binnengewässer ins Schwarze Meer verlegen, führte Pletenchuk weiter aus. Die russische Militärführung könnte die verbleibenden Einheiten im Schwarzen Meer jedoch nicht effektiv verwalten. „Die Schwarzmeerflotte ist in der Asowschen Schwarzmeerregion praktisch gelähmt“, schloss der Marinesprecher seine Erklärung.
Auch wenn die Behauptungen von Pletenchuk nicht unabhängig verifiziert werden können, wäre diese Entwicklung mit Blick auf die Ereignisse der vergangenen Monate denkbar. So hatte Russland bereits im Rahmen der Marine-Übung „Okean-24“ keine im Schwarzen Meers stationierten Schiffe einbezogen – wohl aus Angst vor ukrainischen Angriffen. Das meldete das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Lagebericht zum Ukraine-Krieg am Sonntag (13. Oktober). Okean-24 wurde vom 10. bis zum 16. September abgehalten und war die erste Übung der russischen Marine seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022.
Verluste im Schwarzen Meer: Ukraine geht mit Drohnen und Raketen gegen Russlands Kriegsschiffe vor
Die Entscheidung, die Schwarzmeerflotte nicht in die Übung miteinzubeziehen, dürfte auch wegen diverse Angriffe auf russische Schiffe in der ersten Jahreshälfte gefallen sein. Der Ukraine war es bei wiederholten Operationen im Schwarzen Meer gelungen, mehrere russische Schiffe zu beschädigen oder sogar zu versenken. Dabei operieren die ukrainischen Streitkräfte vor allem mit Seedrohnen wie der Magura V5, welche sich unbemerkt russischen Schiffe nähern und dann Sprengladungen zünden können.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat die Ukraine nach Angaben des Generalstabs 28 Kriegsschiffe verloren. Auch wenn die Zahlen nicht unabhängig bestätigt werden können – weil Russland sich zu seinen Verlusten bedeckt hält – häuften sich seit Februar 2022 die Meldungen über zerstörte russische Schiffe im Schwarzen Meer. Der prominenteste Vorfall dabei war im April 2022 die Versenkung des Lenkwaffenkreuzers „Moskwa“, der als Flagschiffes der russischen Marine agierte. Im September 2023 gelang der Ukraine dann auch ein direkter Raketenschlag gegen das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in der Hafenstadt Sewastopol auf der Krim. Die Bilder des rauchenden Gebäudes nach dem Treffer gingen um die Welt und wurden für die Ukraine auch zu einem moralischen Erfolg.
UK-Verteidigungsinister sieht Putins Schwarzmeerflotte als „praktisch inaktiv“
Bereits im März 2024, nachdem die Ukraine in einem nächtlichen Angriff zwei weitere russische Kriegsschiffe schwer beschädigt hatte, verbreiteten sich erste Meldungen über die eingeschränkte Operationsfähigkeit der Schwarzmeerflotte.
Meine news
Grant Shapps, damals noch britischer Verteidigungsminister unter Rishi Sunak, schrieb in einem Beitrag auf X: „Russland befährt das Schwarze Meer seit 1783, ist aber nun gezwungen, seine Flotte auf den Hafen zu beschränken. Und selbst dort sinken Putins Schiffe.“ Die russische Schwarzmeerflotte bezeichnete Shapps in seinem Beitrag als „praktisch inaktiv“.
Schiffe von der Krim abgezogen: Ukraine feiert überraschenden Erfolg im Schwarzen Meer
„Im vergangenen Jahr haben wir gesehen, wie die Ukraine – ein Land, das kaum über eine Marine verfügt – die russische Schwarzmeerflotte durch eine Kombination aus Drohnen und Langstreckenraketen in die Knie zwang“, zitierte das US-Portal Newsweek im Juli den britischen Admiral Sir Tony Radakin über das Vorgehen der Ukraine. Putin hat als Reaktion darauf einen Großteil der Schiffe aus Sewastopol abgezogen.
Größere Kriegsschiffe wurden in den Hafen von Noworossiysk auf dem russischen Festland verlegt. Kleinere Boote machen jetzt vor allem in Feodossija nahe der Straße von Kertsch fest. Somit zieht die russische Marineführung ihre Schiffe aus der Reichweite der ukrainischen Drohnen und Raketen ab – kann sie dadurch aber auch nicht mehr für Angriffe auf die ukrainischen Hafenstädte Odessa und Mykolajiw nutzen.
Auch wenn der überraschende Erfolg der ukrainischen Streitkräfte im Schwarzen Meer sowohl strategisch als auch moralisch große Auswirkungen auf das Kriegsgeschehen im Süden der Ukraine haben könnte, spitzt sich die Lage im Landesinneren für Kiews Truppen weiter zu. Dort nimmt Russland vor allem den logistischen Knotenpunkt Pokrowsk ins Visier, wo die Ukraine jetzt ihre Anstrengungen und Truppen bündeln muss. (fd)