Dramatische Wende im Ukraine-Krieg: Putin-Soldaten geben Position auf – Ukrainer rücken vor

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Der Kampf um die Stadt Pokrowsk im Ukraine-Krieg dauert an. Russland drängt auf die Eroberung des strategischen Knotenpunkts – doch der Ukraine gelingt ein Vorstoß.

München – Bachmut, Awdijiwka, Pokrowsk. Die Geschichte des Ukraine-Kriegs fokussiert sich sei der Eskalation im Februar 2022 immer wieder auf erbitterte Kämpfe um einzelne Städte in der Ostukraine. In den vergangenen Monaten haben die Truppen von Präsident Wladimir Putin den Fokus auf die Bergbaustadt Pokrowsk in der Oblast Donezk gelegt.

Russische Streitkräfte versuchen, den logistischen Knotenpunkt einzukesseln und die ukrainischen Verteidiger zum Rückzug aus der Stadt zu drängen. In den letzten Wochen gelang es den russischen Truppen langsam, stetig und unter hohen Verlusten weiter auf die Stadt vorzurücken. Doch die ukrainischen Verteidiger geben sich nicht kampflos geschlagen – und konnten jetzt ihrerseits einen erfolgreichen Vorstoß verzeichnen.

Ukraine drängt Russland nahe Pokrowsk zurück – verlorene Position zurückerobert

Den Streitkräften der Ukraine soll es demnach gelungen sein, eine verlorene Position südlich von Pokrowsk zurückzuerobern. Das meldet der US-amerikanische Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW) in seinem täglichen Lagebericht am Montag (14. Oktober). Geolokalisierte Aufnahmen würden darauf hinweisen, dass die Truppen von Präsident Wolodymyr Selenskyj nördlich der Ortschaft Selydowe ein Vorstoß gelungen ist. Durch das jüngste Vorrücken südöstlich von Pokrowsk könnten die ukrainischen Truppen die Aufmerksamkeit der russischen Truppen zumindest vorübergehend von der Stadt ablenken.

Ukrainische Soldaten bedienen eine Haubitze nahe der Front in der Region Donezk. (Archivbild)
Ukrainische Soldaten ist nahe der Stadt Pokrowsk offenbar ein Vorstoß gelungen, bei dem eine verlorene Position zurückerobert werden konnte. (Archivbild) © IMAGO/Martin Pedaja

Kampf um Pokrowsk im Ukraine-Krieg – Putins Truppen rücken entlang der Front vor

Das russische Verteidigungsministerium und russischen Militärblogger melden derweil mehrere offensive Aktionen der eigenen Einheiten entlang der Front um Pokrowsk. Putins Streitkräfte sollen demnach die Siedlungen Mychajliwka und Zukuryne südlich von Pokrowsk erobert haben – aber auch an anderen Stellen entlang der Frontlinie sollen russische Truppen weiter vorgerückt sein.

Weiter berichtete ein Aufklärer der ukrainischen Armee am Sonntag (13. Oktober) gegenüber ukrainischen Militärbloggern, dass Russlands Streitkräfte bei der Offensive auf Pokrowsk verstärkt gepanzerte Fahrzeuge und Panzer einsetzen. Russlands Armee setze dabei vor allem gepanzerte Truppentransporter und Schützenpanzer ein – mitunter aber auch Kampfpanzer. Der namentlich nicht genannte Soldat sprach von „sehr intensiven Angriffen in unsere Richtung“.

„Dahinter ist das offene Land“: Experten schauen besorgt auf Russlands Offensive in Pokrowsk

Pokrowsk gilt als logistischer Knotenpunkt in der Ostukraine und ist deswegen von enormer strategischer Bedeutung für die Truppen der Ukraine. Die Stadt liegt an einer Kreuzung wichtiger Eisenbahn- und Straßenverbindungen und ist entscheidend für die Versorgung der ukrainischen Streitkräfte entlang der Front im Donbas.

Militäranalysten zeigen sich jedoch auch aus einem anderen Grund besorgt über die russische Offensive auf die Stadt. „Pokrowsk ist nicht nur ein wichtiger Stützpunkt für die Logistik der Ukraine. Wenn er wegfällt, führt das zu Lieferverzögerungen in anderen Gebieten. Aber es ist auch faktisch ein Stützpunkt der dritten Verteidigungslinie und dahinter ist das offene Land“, sagte Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer gegenüber der Deutschen Welle.

Ukraine stemmt sich gegen russische Offensive im Donbas – gesamter Frontlinie droht der Kollaps

Der Fall der Stadt hätte also nicht – wie zuletzt bei dem Kampf um Wuhledar – vor allem moralische Bedeutung. Während Wuhledar für die ukrainischen Verteidiger vorangig als Symbol des Widerstands gegen die russischen Eindringlinge angesehen wurde, könnte Pokrowsk die Lage in der Oblast Donezk grundlegend verändern. Das US-amerikanische Magazin Foreign Policy bezeichnete die Stadt zuletzt als „Tor zur Eroberung des restlichen Gebiets Donezk“.

Sollte Pokrowks fallen, hätten die russischen Streitkräfte im Anschluss die Möglichkeit, entweder nach Dnipro oder nach Saporischschja weiter nach Osten vorzustoßen. Der ukrainische Militärexperte Mychajlo Schyrokschow brachte die Bedeutung von Pokrowsk bereits Ende August im Gespräch mit der britischen BBC auf den Punkt: „Wenn wir Pokrowsk verlieren, wird die gesamte Frontlinie zusammenbrechen.“ Umso wichtiger könnte jeder noch so kleine Erfolg für die Ukraine entlang der Frontlinie nahe Pokrowsk sein. (fd)

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