Mehr Netto vom Brutto: Lindner will Steuerzahler entlasten – wer ab wann und wieviel profitiert
Entlastung für alle: Finanzminister Christian Lindner (FDP) verspricht eine Reform der Steuer-Tabellen in Deutschland. Doch wer profitiert ab wann?
Berlin – Die SPD will Entlastung, die FDP auch: Knapp ein Jahr vor der Bundestagswahl 2025 überschlagen sich die Regierungspartner mit neuen Plänen zur Steuerreform. So will Finanzminister Christian Lindner (FDP) die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland stärker entlasten als bislang geplant. Dies sei ein „Gebot der Fairness“, zitierte die Bild-Zeitung den Chef der Liberalen am Montag (14. Oktober). Doch wer bekommt ab wann mehr Netto vom Brutto? Die Verteilung der Gelder könnte in der Koalition noch für ordentlich Sprengkraft sorgen.
Steuerreform der FDP: Lindner verspricht Entlastung in Deutschland
Mit seinem Plan zur Steuerreform ist Christian Lindner (FDP) jetzt erst einmal vorgeprescht. Wie das Blatt berichtet, hat der Bundesfinanzminister dem Ampel-Kabinett seine Pläne am Wochenende vorgelegt, mit denen er vor allem der kalten Progression entgegenwirken will. Angesichts der hohen Inflation in den vergangenen Jahren soll nun verhindert werden, dass Gehaltssteigerungen aufgefressen werden und am Ende weniger im Geldbeutel der Deutschen übrig bleibt. Für seinen Plan habe er auch bereits die Unterstützung des Kanzlers Olaf Scholz, teilte Lindner mit.
Mehr Brutto vom Netto – ab wann? Lindner plant neue Freibeträge in Deutschland ab 2025
Doch ab wann könnten die Arbeitnehmer mit der Entlastung rechnen? Lindners vorgelegter Steuerprogressionsbericht sieht im Wesentlichen zwei Maßnahmen vor. Zum einen ist die Erhöhung des Grundfreibetrags angedacht. Dieser soll bereits ab dem Jahr 2025 um 312 Euro auf 12.096 Euro steigen und im Jahr 2026 auf 12.348 Euro angehoben werden. Diese Anpassung soll sicherstellen, dass Arbeitnehmer mehr von ihrem Einkommen behalten können, ohne dass es durch die kalte Progression aufgezehrt wird.
Steuerfreibetrag – was steckt dahinter?
Christian Lindner (FDP) will die Freibeträge bei der Steuer ändern. Doch was heißt das? Dahinter verbirgt sich folgendes Prinzip: Wer weniger als den Freibetrag verdient, zahlt keine Steuern. Und auch wer darüber hinaus verdient, zahlt bis zu diesem Betrag keine Steuern, der Freibetrag wird also auf das Gesamteinkommen erstmal abgezogen, bevor auf den Rest dann der Steuersatz angewandt wird. Ganz vereinfacht gesagt: Wer ab 2024 zum Beispiel 14.000 Euro im Jahr verdient, muss dann nur auf die übrigen 1904 Euro Abgaben zahlen.
Lindners Steuerreform sieht Änderung bei Kinderfreibetrag und Kindergeld vor
Auch der Kinderfreibetrag steht im Fokus der Reform. Er soll im kommenden Jahr um 60 Euro auf 6672 Euro und 2026 auf 6828 Euro steigen. Diese Erhöhung fällt stärker aus, als ursprünglich nach der Nullrunde beim Bürgergeld 2025 vorgesehen war. Lindner erklärte dazu der Bild: „Wir sind uns einig, dass wir an den alten Zahlen festhalten wollen.“
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Zusätzlich plant Lindner eine Anpassung des Kindergelds. Dieses soll 2025 zunächst um fünf Euro auf 255 Euro monatlich und 2026 auf 259 Euro steigen. Diese Maßnahmen sollen einen spürbaren Unterschied zwischen Arbeitseinkommen und Sozialleistungen schaffen. „Es muss einen spürbaren Unterschied zwischen Arbeitseinkommen und Sozialleistung geben“, unterstrich der Finanzminister.
Für Lindner ist die Erhöhung der Freibeträge aber eigentlich nur ein Aufschlag für eine große Steuerreform. Eigentlich will die FDP im großen Stil den Abbau der kalten Progression über eine Anpassung der Einkommenssteuertarife angehen und für eine Entlastung von allen Steuerzahlern sorgen – also Gering- wie Spitzenverdiener. Doch da spielen bislang die beiden übrigen Partner der Ampel-Koalition nicht mit. Einigen konnten sich die Liberalen mit SPD und Grünen vor allem auf die Freibetrags-Stellschraube. Bereits in diesem Jahr wurden die Grenzen rückwirkend zum 1. Januar 2024 angepasst. Inwieweit dabei die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitierten, zeigt die folgende Tabelle vom Bund der Steuerzahler:
Steuerreform 2024: Tabelle zeigt, wer in Deutschland wie profitiert
Singles / Alleinerziehende | + 34 Euro |
Ehepaar ohne Kinder | + 68 Euro |
Ehepaar mit 1 Kind, 8000 Euro brutto im Monat | + 138 Euro |
Ehepaar mit 2 Kindern, 8500 Euro brutto | + 206 Euro |
Ehepaar mit 3 Kindern, 9000 Euro brutto | + 268 Euro |
Die Tabelle zeigt bereits, dass die Einspareffekte durch veränderte Freibeträge überschaubar sind. Das dürfte auch bei einer erneuten Erhöhung ab 2025 nicht anders sein. Das zeigt ein Rechenbeispiel vom Focus. Demnach wird bei einer vierköpfigen Familie wohl nicht ein allzu großes Plus im Geldbeutel auftauchen. Bei einem Monatseinkommen von 5000 Euro brutto, blieben 2025 rund 21 Euro mehr übrig, hieß es. Jedoch müsse dabei noch berücksichtigt werden, dass parallel ab dem kommenden Jahr auch die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung steigen werden. Das bedeutet: Das Plus wird wieder aufgefressen.
Zoff in der Ampel-Koalition: FDP und SPD streiten über Steuerreform in Deutschland
Vor diesem Hintergrund müssen die Deutschen wohl auf weitere Steuererleichterungen hoffen. Doch ob es in dieser Legislaturperiode noch zu einem großen Wurf kommen wird, bleibt abzuwarten. Denn anders als die FDP will die SPD Spitzenverdiener in Zukunft nicht entlasten, sondern stärker zur Kasse bitten. Am Wochenende legte der Vorstand der Sozialdemokraten dazu ein erstes Strategiepapier vor. Zwar richtet sich dies auf die Zeit nach der Bundestagswahl 2025. Doch es gilt darüber hinaus als fraglich, ob die SPD in den kommenden Monaten einen weiteren Lindner-Plan noch mittragen wird. (jkf)