Mit Partycharakter für die Freiheit: Organisator des allerersten CSD erklärt seine Motivation
Es ist eine Premiere im Nordlandkreis: Der CSD in Wolfratshausen am Samstag soll hunderte vereinen, die sichtbar und selbstbewusst leben wollen.
Sie wollen sichtbar und selbstbewusst leben – und werben dafür mit Regenbogenfahnen, Musik und politischen Reden bei einem Umzug. Am kommenden Samstag, 26. Juli, findet der erste Christopher Street Day (CSD) in Wolfratshausen statt. Organisator Raffael Joos will gemeinsam mit dem Sprecher des Bündnisses „Demokratie und Vielfalt“, Martin Lorenz, sowie dem jungen Aktivisten Leo Köppl die Wolfratshauser Altstadt in Regenbogenfarben hüllen.

Mit dem ersten CSD im Nordlandkreis möchten die Veranstalter ein kraftvolles Zeichen setzen: für Sichtbarkeit, für Solidarität – und für ein klares Nein zu Hass. „Die Parade soll zeigen, dass queere Menschen hier nicht alleine sind“, sagt Joos im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Notwendigkeit dafür wurde zuletzt auf erschreckende Weise deutlich: In Wolfratshausen wurden die Schokoladenmanufaktur und das Café eines homosexuellen Ehepaars Ziel rechtsextremer Angriffe. Unbekannte beschmierten mehrfach Fenster und Fassaden mit homophoben Parolen, Hakenkreuzen und unverhohlenen Drohungen: „Fuck LGBTQ“ stand da zum Beispiel. Und: „Wir kommen wieder.“ Es war ein großer Schock für die gesamte LGBTQ+-Community in Oberbayern.
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CSD in Wolfratshausen: Die queere Community feiert - im Mittelpunkt steht aber die Politik
Start- und Zielpunkt der Demonstration ist der Parkplatz an der Loisachhalle. Dort beginnt um 10.30 Uhr ein bunter, lauter und zugleich politischer Tag. „Natürlich soll der CSD auch den Partycharakter behalten“, sagt Organisationsleiter Joos. „Aber im Mittelpunkt steht ganz klar das politische Anliegen.“ Mit Redebeiträgen wollen die Veranstalter die Bedeutung dieses Tages unterstreichen. Ergänzt wird das Programm mit Musik und Essensständen. Angemeldet hat der Student 200 Teilnehmer. „Wir rechnen aber ganz optimistisch mit mehr Besuchern.“
Bunter, lauter und politischer Tag
Im Jahr 1970 zogen in New York erstmals tausende Queere lautstark über die Straßen – sie forderten Gleichberechtigung und protestierten gegen Diskriminierung. Der Tag diente als kämpferische Erinnerung an den „Stonewall-Aufstand“ im Jahr zuvor, als sich queere Minderheiten gegen eine Polizeirazzia wehrten. Der Christopher Street Day wurde zum Symbol für den Beginn der LGBTQ+-Bewegung – heute ist er weltweit ein bunter, politischer Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag. Für Joos ist der erste CSD in Wolfratshausen ein echtes Herzensprojekt: „Ich stecke mein ganzes Herzblut da rein“, erzählt er. „Ich kämpfe schon mein Leben lang gegen Ungerechtigkeiten – auch, wenn sie mich nicht persönlich betreffen.“
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Organisator will neue Tradition schaffen
Joos ist nicht Teil der queeren Community, doch setzt er sich entschlossen für deren Rechte ein. Der 32-Jährige ist schon länger politisch aktiv. Als SPD-Mitglied organisierte er verschiedene Demonstrationen mit. Mit dem CSD will er im Landkreis eine neue Tradition schaffen. „Ich hoffe, dass die Parade zu einer regelmäßigen Veranstaltung wird.“ Und dass sie dazu beiträgt, queeres Leben sichtbar zu machen.