„Einige wird’s zerbröseln“: Wirte bangen nach Mehrwertsteueranhebung um ihre Existenz

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Die Wirte im Landkreis Ebersberg müssen zum neuen Jahr die Preise anheben. Zwangsläufig, ist doch die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent gestiegen. „Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht“, sagen Ilonka und Markus Steinberger (l.) vom Glonner Marktblick. Auch Bettina Mühlbauer vom Gasthof Bichler in Emmering (r.) hat zu kämpfen. © Stefan Rossmann

Landkreisweit haben Wirte mit der Mehrwertsteuererhöhung zum neuen Jahr zu kämpfen. Viele drehen jetzt an der Preisschraube, aber es wird auch Veränderungen auf der Speisekarte geben.

Landkreis – Die Schonfrist der Ampel-Regierung ist zu Ende. Seit dem 1. Januar gilt in der Gastronomie wieder die alte Mehrwertsteuer von 19 statt sieben Prozent. Bereits im letzten Jahr hatten Wirte immer wieder vor satten Preiserhöhungen und dadurch entstehende Existenzbedrohungen gewarnt. Im Landkreis Ebersberg werden die Sorgen der Gastronomen nun real. Denn mit der Mehrwertsteuer steigt auch die Not der lokalen Wirte.

Gaspronomen beklagen: Grenze der Belastbarkeit langsam erreicht

„Einige Gastronomen wird es bald zerbröseln“, ist sich Markus Steinberger sicher. Seit einigen Jahren betreibt er schon sein Restaurant „Steinbergers Marktblick“ am Glonner Marktplatz. Aber langsam sei die Grenze der Belastbarkeit erreicht, sagt er seufzend. Wie viele andere Wirte muss auch er die steigende Mehrwertsteuer auf seine Karte draufschlagen. Konkret heißt das: Der klassische Flammkuchen kostet jetzt 12,50 Euro statt ursprünglich 11,50 Euro.

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„Eigentlich müsste der nun 14 Euro kosten“, rechnet der Wirt vor. Doch in seiner Kalkulation versucht er, die Zwölf-Prozent-Teuerung nicht in vollem Umfang auf die Gäste abzutreten. „Das Essen soll ja für alle erschwinglich bleiben“, betont Steinberger – wenngleich die Kosten für seine Gerichte damit wohl nicht gedeckt werden können.

Lokale Wirte wollen Mehrwertsteueranhebung nicht im vollen Umfang auf Gäste abtreten

Mit dieser Meinung ist Steinberger nicht allein. Auch Bettina Mühlbauer, Wirtin des Gasthofs Bichler in Emmering, versucht ihre Speisen per Mischkalkulation so erschwinglich wie möglich zu halten. „Bei den meisten Gerichten kommt nur ein bissl was drauf, bei anderen wiederum mehr“, sagt Mühlbauer. Damit die Preisanhebung für ihre Gäste nicht allzu hoch ausfällt, werden in Emmering auch die Beilagen angepasst. So fällt bei einigen Gerichten etwa der Beilagensalat weg.

Das allein reiche aber bei weitem nicht aus. „Wir müssen anpassen, anders geht es nicht“, berichtet die langjährige Wirtin. Das Schweineschnitzel bietet der Gasthof Bichler somit künftig für 14,50 Euro statt der bisherigen 12,80 Euro an. Während in Emmering und Glonn bereits die Speisekarten angepasst sind, muss in Forstinning noch kalkuliert werden. „Wir sind noch am Rumtüfteln, wie wir es am besten machen“, teilt ein Sprecher der Wirtschaft „Zum Vaas“ mit. Um eine Preiserhöhung komme man allerdings auch hier nicht herum.

Nicht nur Mehrwertsteueranhebung stellt Gastronomie vor Herausforderungen

Die Gründe dafür sind vielfältig: die Erhöhung des Mindestlohns, die zum Jahreswechsel gestiegene Lkw- Maut oder Energiepauschalen, die Lieferanten jetzt zusätzlich auf die Rechnung setzen. „Das kommt alles zur Mehrwertsteueranhebung hinzu“, heißt es aus Forstinning. Dennoch möchte das Wirtsehepaar die Preiserhöhung möglichst gering halten. „Wir versuchen, anderswo Kosten einzusparen. Der Schweinebraten soll ja nicht über 20 Euro kosten“, sagt ein Sprecher.

Wenn wir jetzt draufschlagen, kommt keiner mehr

Alles beim Alten bleibt derweil in Unterelkofen bei Grafing. Gernot Mühlbacher, neuer Pächter der Schlossgaststätte, möchte seine Preise nicht erhöhen. „Bei uns bleibt alles gleich“, sagt er. Zusammen mit Geschäftspartner Rafael Schmieschek bewirtet der junge Mann erst seit kurzem Gäste am Fuße des Schlossbergs. Dementsprechend vorsichtig ist er noch, was Preiserhöhungen angeht.

Schlossgaststätte Unterelkofen hält an bisherigem Konzept fest

„Wenn wir jetzt draufschlagen, kommt keiner mehr“, befürchtet der Mühlbacher. Für 12,90 Euro serviert er daher auch in diesem Jahr Schweinebraten und Schnitzel. Das Mittagsmenü gibt es ab 9,50 Euro. „Wir haben damit bisher ein gutes Geschäft gemacht. Wir halten an unserem Konzept fest“, betont der junge Wirt hörbar zuversichtlich.

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