Sulzemoos bekommt keinen Friedwald
Mit einer Gegenstimme hat der Gemeinderat Sulzemoos den Antrag von Paul Schmid aus Wiedenzhausen auf Errichtung eines Friedwaldes aus mehreren Gründen abgelehnt, aber zugleich auch mögliche Lösungen aufgezeigt.
Sulzemoos – Die letzte Ruhe unter Bäumen finden – für viele Menschen ist das eine schöne Vorstellung. Auch für den ehemaligen Vizebürgermeister Paul Schmid (74) aus Wiedenzhausen, der sich mit einem entsprechenden Antrag an den Gemeinderat gewandt hatte. Die Verwaltung solle prüfen, ob die Einrichtung einer Waldbestattung in einem sogenannten Friedwald in Sulzemoos möglich ist und wenn ja, die Machbarkeit, die Kosten und die erforderlichen Verfahrensschritte aufzeigen.
Bei einem Friedwald, einem Bestattungswald, wird die Asche eines Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne direkt an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Dabei besteht bei dieser Form der Bestattung die Möglichkeit, die Namen der Verstorbenen mit einem Schild am Baum oder durch eine Beschriftungstafel am Eingang zum Friedwald bekannt zu machen.
Paul Schmid schlägt in seinem Antrag vor, zusätzlich einen Ort zur besinnlichen Sammlung anzubieten. „Zu dem Thema sollte auch die Öffentlichkeit, insbesondere die kirchlichen Organisationen, Bestatter und die Seniorenbeauftragten gehört werden“, fordert er weiter.
„Der Paul hat grundsätzlich recht. Die Bestattungskultur hat sich verändert. In den Friedhöfen werden immer mehr Gräber aufgegeben. Die Zahl der Urnenbestattungen nimmt zu“, sagte Bürgermeister Johannes Kneidl zum Antrag seines ehemaligen Gemeinderatskollegen. „Dass wir über so etwas reden, ist sicherlich zeitgemäß. Die Frage ist aber, ob die kleine Gemeinde Sulzemoos so etwas umsetzen kann“, gab er zu bedenken.
Denn neben einem Wald müsse noch die gesamte Infrastruktur eines Friedhofs geschaffen werden, darunter der Rückzugsort, die Aussegnungsmöglichkeit, sanitäre Anlagen, Parkplätze, Straßen und einen Stromanschluss. Damit verbunden sei auch die Frage nach den Kosten. „Wenn wir das in Eigenregie umsetzen würden, müssten wir die Kosten umlegen. Aus wirtschaftlicher Sicht hat das wenig Potential, so wünschenswert es für den Einzelnen ist“, fand Kneidl.
Gemeinderat Andreas Wallner fügte hinzu, dass auch für den Wald ein großer Pflegeaufwand anfallen würde, da es sich nicht um einen herkömmlichen Nutzwald handle.
Doch aus Sicht des Rathauschefs scheitert der Antrag bereits an einem Problem: „So begrüßenswert der Antrag ist, ich wüsste nicht, wo es bei uns ein geeignetes Grundstück gibt“, meint Kneidl. Ein gemeindliches Waldstück komme nicht infrage, da es über einen Kilometer von der nächsten Straße entfernt liege. Und bei Sulzemoos komme nur der Wald an der A8 in Betracht – ein reiner Nutzwald. „Ich sehe keine Möglichkeit dafür“, so das Fazit des Gemeindechefs.
Vizebürgermeister Wolfgang Huber sah den wirtschaftlichen Aspekt kritisch: „Der Aufwand für die Gemeinde steht in keinem Verhältnis zu den wenigen Leuten, die von dieser Möglichkeit Gebrauch machen würden. Es ist ja niemand an die Gemeinde gebunden, wenn er sich im Wald bestatten lassen möchte. Wir haben im Landkreis Dachau entsprechende Möglichkeiten“, meinte Huber.
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Annegret Braun, schlug vor, sich bei der Gemeinde Hebertshausen zu erkundigen, wie der dortige Bestattungswald umgesetzt wurde. „Wenn wir geeignete Flächen hätten, würden wir uns natürlich bei anderen Gemeinden umschauen“, entgegnete Johannes Kneidl und fügte hinzu, dass man natürlich auch den Zusammenschluss mit anderen Gemeinden prüfen werde, falls sich eine entsprechende Initiative ergeben sollte. Martin Fieber sah ebenfalls das Aufwand-Nutzen-Verhältnis kritisch. Er schlug vor, die vorhandenen Erweiterungsflächen der Friedhöfe zu nutzen, dort einen Baum zu pflanzen und darunter eine Urnenstele oder Urnengräber zur errichten. Eine Idee, die auch Johannes Kneidl befürwortete. „Man könnte dann am Baum Tafeln anbringen und es wäre auch denkbar, dass sich die Gemeinde an der Baumpflanzung beteiligt“, so Kneidl.
Als weitere Alternative verwies er darauf, dass am Friedhof in Sulzemoos an der Schlossmauer kleine Urnen-Erdgräber angeboten werden. Er schlug vor, den Antrag abzulehnen und bei allen Kirchenverwaltungen anzufragen, was hinsichtlich einer Baumpflanzung umsetzbar wäre. Alle Gemeinderäte außer Annegret Braun schlossen sich diesem Vorschlag an.
cst