Bürgerversammlung Dießen: scheinbar Endloses auf der Agenda
„Wir sind dran“, ist eine oft gehörte Antwort von Bürgermeisterin Sandra Perzul, wenn sie zum aktuellen Stand von sich in die Länge ziehenden Projekten gefragt wird. Was wie eine Ausrede klingt, hat in der Regel triftige Gründe.
Dießen – Bei der Bürgerversammlung in Dettenhofen konnte Perzul zu einigen Projekten ausführlich Stellung nehmen. Wie zum Dauerthema des ehemaligen Gasthofs „Drei Rosen“, auf dessen Gelände bezahlbarer, aber kein sozialer Wohnraum entstehen soll. Hier sind rund 24 Einheiten vorgesehen – von der Ein-Zimmer- bis zur Fünf-Zimmer-Wohnung von 40 bis 105 Quadratmeter.
Warum nach außen hin scheinbar nichts vorangeht, liegt laut Perzul am Wohnraumförderungsprogramm des Freistaats, aus dem Dießen einen satten Zuschuss für die Planungs- und Baukosten bekommt. Voraussetzung ist aber ein zeitraubender Planungswettbewerb unter Architekten, der gerade ausgelobt wird. Mit allen Genehmigungsverfahren und der Bauzeit ist vor Ende 2028/Anfang 2029 nicht mit der Fertigstellung zu rechnen.
Weil das zu lange dauert und Wohnungen dringend gebraucht werden, hat der Gemeinderat beschlossen, am Waffenschmiedweg in St. Georgen 17 für Normalverdiener bezahlbare Mietwohnungen von einem Bauträger zu kaufen. Sie werden gerade gebaut und sollen schon im zweiten Quartal kommenden Jahres bezugsfertig sein. Von den 7,4 Millionen Euro Kosten übernimmt der Freistaat drei Millionen.
Für die Allgemeinheit von großem Interesse war der aktuelle Stand bei der über 40 Jahre alten Mehrzweckhalle, die schon länger wegen eklatanter Mängel nur sehr eingeschränkt nutzbar ist. Laut der Bürgermeisterin wurde endlich ein Fachbüro gefunden, das die Kosten der drei in Frage kommenden Varianten konkret ausarbeiten wird: Die Minimalsanierung nur für Sport und Schulsport, die Totalsanierung für die Nutzung wie früher für Sport, Versammlungen und Veranstaltungen aller Art vom Rosenmontagsball bis zum Skibasar oder sogar Abriss und Neubau. Da jede Variante Millionen kosten wird, könne man laut Sandra Perzul derzeit keinerlei Prognosen abgeben.
Der Sommer ist da und die Leute drängt es nach draußen. Da war die Frage nach dem versprochenen Erholungsgelände in St. Alban zwischen Seerestaurant und Strandbad nur verständlich. Die Gemeinde hatte das 9.000 Quadratmeter große Traumgrundstück mit der Absicht gekauft, es zu ertüchtigen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Als Grund für die Verzögerung nannte die Bürgermeisterin im Boden gefunden Altlasten wie Teerbrocken. Wegen der Kontaminierung musste der Oberboden entfernt und zum Trocknen für die Laboruntersuchungen mit Planen abgedeckt werden. Zeitnah sollen die Erdhaufen jetzt entfernt werden. Erst dann kann Landschaftsarchitektin Johanna Vogl beginnen, das Gelände mit Neupflanzungen und einer geänderten Wegeführung zu gestalten. Auch Sitzbänke, Himmelsliegen und Fahrradständer sollen zum Besuch einladen. Ob das in dieser Saison noch alles realisiert wird? Eher unwahrscheinlich.
Natürlich kam auch die Frage nach den leidlichen Huber-Häusern auf. Hier beginne laut Sandra Perzul in Kürze ein „Interessenbekundungsverfahren“, bei dem sich mögliche Nutzer mit Konzept und vor allem Kapitalnachweis bewerben können. Da die Sanierung Millionen kosten wird, dürfe man den Komplex nicht einfach so in Blaue hinein verpachten. Schlechte Karten also für die „Freie Kunstanstalt“, die in den Huber-Häusern ein Kulturzentrum etablieren wollte.
Bei drei weiteren Bürgerversammlungen wird Sandra Perzul Rede und Antwort stehen: 20. Juni, Obermühlhausen, Gasthof Wegele; 26. Juni, Kramerhof Riederau; 27. Juni, Dießen, Wirtshaus am Kirchsteig. Beginn jeweils um 19.30 Uhr.
Weniger Dießener zur Jahreswende
Zum 31. Dezember 2023 hatte die Marktgemeinde 10.750 Einwohner. Davon leben 7.421 in Dießen, 1.927 in Rieden, 723 in Dettenschwang, 358 in Dettenhofen und 321 in Obermühlhausen. Der Anteil ausländischer Mitbürger beträgt 1.111, darunter 144 Ukrainer. Die Gesamteinwohnerzahl ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 64 zurückgegangen.
Meine news
Für Ordnung und Sauberkeit
Im Rathaus, Bauhof, Wasserwerk, in den Kindergärten, der Carl-Orff-Schule, bei der Feuerwehr und im Jugendtreff beschäftigt die Gemeinde 118 Mitarbeiter. Davon sind 33 in der Verwaltung sowie 46 im Sozial- und Erziehungsdienst tätig. 39 Arbeiter sorgen dafür, dass in der Gemeinde alles sauber ist und funktioniert.
Geldquelle Steuer sprudelt kräftig
Im Jahr 2023 hat Dießen 19,15 Millionen Euro Steuern eingenommen. Darunter 8,97 Mio. Einkommen- und 4,80 Mio. Gewerbesteuer sowie 1,2 Mio. Grundsteuer und 580.000 Euro Zweitwohnungssteuer. Vom Land kamen Schlüsselzuweisungen in Höhe von 2,29 Millionen Euro.
Fleißige Ratsmitglieder
Bürgermeisterin Sandra Perzul und die 25 Gemeinderatsmitglieder haben im letzten Jahr 36 Mal getagt. 17 Mal trafen sich die Volksvertreter zu Gemeinderatssitzung, Sondersitzungen und Workshops. Der Bau- und Umweltausschuss tagte elfmal, der Finanzaus fünfmal und der Rechnungsprüfungsausschuss zweimal. Der abgespeckte Ferienausschuss kam einmal während der Urlaubszeit zusammen.