Letzter G 8-Jahrgang am Camerloher: Die besondere Chance genutzt
Sie gehören zu den Letzten ihrer Art: die Schülerinnen und Schüler des G 8-Jahrgangs, die nun am Freisinger Camerloher-Gymnasium ihr Abitur gemacht haben. Servus sagten jedoch nicht nur die Absolventen, sondern auch Schulleiterin Andrea Bliese.
Das sogenannte „Turbo-Abitur“ mit acht statt neun Jahren ist seit heuer Geschichte – eigentlich. Denn für Schülerinnen und Schüler, die etwa voriges Jahr durchgefallen sind, gab es in Bayern an ausgewählten Schulen noch einmal eine letzte Ausnahme. Im Landkreis Freising war dies nur am Camerloher-Gymnasium möglich, wo laut Schulleiterin Andrea Bliese ein „kunterbunter Jahrgang“ ein „wunderbares Ergebnis“ erzielte. Doch nicht nur für die Absolvia war dieser Tag ein ganz besonderer, sondern auch für Bliese selbst. Der letzte G 8-Jahrgang am Camerloher war nämlich zugleich auch ihr letztes Verabschieden von einer Abi-Klasse, bevor sie in Pension geht.
42 der 45 Schüler haben es geschafft
„Das ist schon ein sehr besonderer Jahrgang – und ein Jahrgang, den es so nie wieder geben wird“, leitete Bliese ihre letzte Absolvia-Rede ein. 45 Schülerinnen und Schüler waren angetreten, 42 haben letztendlich das Abitur geschafft, teilweise mit Traumnoten. Für Schüler, die aus den verschiedensten Gründen wiederholen mussten oder eine Klasse überspringen konnten, wurde heuer noch ein allerletztes Mal das G 8-Abitur angeboten. Durch die Rückkehr zum G 9 gab es dieses Jahr bayernweit eigentlich keine Abi-Prüfungen, außer eben an ausgewählten Schulen wie das Camerloher, an denen verkürzte Jahrgänge noch einmal antreten durften.
„Manchmal war euer Weg steinig, gepflastert durch etwa Krankheit oder Misserfolg, aber ihr habt es geschafft – und ich habe tiefen Respekt vor eurem Erfolg“, so das große Lob der Schulleiterin, die auch auf das Abi-Motto „Ein Stern, der dieses Abi trägt“ einging, aus dem Roman „Der kleine Prinz“ zitierte und betonte: „Ein Sternenhimmel braucht immer Vielfalt und Vielzahl, so wie eure Gruppe war.“
Prägnanter Ratschlag vom Landrat
Was sie sich von ihren ehemaligen Schützlingen wünsche: „Habt offene Seelen und Herzen und seid stolz auf eure Einzigartigkeit. Ihr habt die Fähigkeit, die Welt zu gestalten.“ „Das ist schon ein besonderes Kapitel der Schulgeschichte mit diesem Jahrgang“, resümierte auch Schulreferentin Monika Riesch. „Bildung ist ein mächtiges Instrument, nutzt es für Gerechtigkeit und zeigt Verantwortung für die Gesellschaft. Hinterlasst Spuren“. Der Ratschlag von Landrat Helmut Petz war hingegen kurz und prägnant und bezog sich auf den beruflichen Weg: „Es ist nicht so wichtig, was man macht. Das Entscheidende ist immer, wie man es macht.“
Schnappschuss-Reise im Zeitraffer
Einen fotografischen Rückblick gestalteten dann Lisa Brand, Alexandra May und Angelina Vincetic – eine Schnappschuss-Reise im Zeitraffer, von den ersten Schultagen am Camerloher, über die Corona-Pandemie bis zu Klassenfahrten nach Berlin oder Rom. Dabei war aber vor allem immer eine sehr große Dankbarkeit gegenüber ihren Lehrkräften zu spüren, die es laut dem Trio ja oft nicht sehr leicht gehabt hätten mit dem zusammengewürfelten Jahrgang. „Damals dachten wir uns mit unseren Babygesichtern, nur weil wir in der Hauptschule ein paar gute Noten hatten, wird es leicht“, erinnerte sich Clemens Bauer zurück, der nach einem Auslandsjahr nicht mehr in den alten Klassenverband zurück durfte und in den G 8-Jahrgang kam.
Für Gänsehaut sorgte Bauer dann mit einer leisen Botschaft an die Eltern im Raum: „Wir lieben euch, danke, dass ihr an uns geglaubt habt.“ „Ich bin durch das Abi gefallen“, gab Aaliyah Klapp zu, weshalb auch sie im Camerloher gelandet sei. Ihr Lob an die Schule war dann auch ein gewaltiges: „Hier wurde ich immer mit Respekt behandelt“.
Sie hatte aber auch noch einen Gruß an ihre ehemalige Schule dabei: „Ohne diejenigen, die uns durchfallen lassen haben, hätten wir euch alle nie hier am Camerloher kennengelernt.“