Unwiderruflicher Schaden an Tesla: Elon Musk verprellt in Deutschland seine eigenen Kunden

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Noch ist Tesla besonders in deutschen Großstädten beliebt, doch die Auftritte von CEO Elon Musk sorgen zunehmend für schlechte Zahlen. Seine politischen Anhänger sitzen jedoch woanders.

Flensburg – Die Botschaft von Tech-Pionier Elon Musk war eindeutig: Er legt sein Amt nach 130 Tagen als Effizienzbeauftragter der US-Regierung unter Donald Trump nieder, um sich wieder ganz seinen Firmen zu widmen – darunter Tesla, SpaceX, Starlink, Neuralink und xAI. Doch vor allem auf Tesla dürfte künftig sein Hauptaugenmerk liegen. Der wertvollste Autohersteller der Welt steckt seit Monaten weltweit in einer tiefen Krise.

Tesla-Krise 2025: Verkaufszahlen brechen drastisch ein – auch in Deutschland unbeliebter denn je

In den ersten vier Monaten 2025 brachen die Absatzzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in Europa um 46,1 Prozent ein. Im April verkaufte Tesla nur 5.475 Autos auf dem Kontinent. Gleichzeitig stiegen die Zahlen für Elektroautos in der EU um 26,7 Prozent an. Das einstige Lieblingsmodell der Europäer, das Tesla Model Y, rutschte auf den neunten Platz ab. Laut dem Analyseunternehmen Jato Dynamics konnten die einstigen Verbrenner-Platzhirsche wie Volkswagen, BMW und Renault ihren Rückstand 2025 verringern und Tesla überholen. Vor allem die deutschen Marken punkten mit einer breiteren Modellpalette.

US-Präsident Donald Trump (r) und Tesla-CEO Elon Musk sprechen zu Reportern während Sie in einem roten Tesla Model S Fahrzeug auf dem Südrasen des Weißen Hauses sitzen.
Die Zeiten sind vorbei: Tesla-CEO Elon Musk (l.) zusammen mit US-Präsident Donald Trump in einem roten Tesla Model S Fahrzeug – von nun an liegt der Fokus des Tech-Pioniers wieder auf seiner Firma. © dpa/POOL

Dazu gehören Elektroautos und Plug-in-Hybride. Auch die Preise sind oft günstiger, was ihre Marktposition weiter stärkt. Tesla setzt dagegen weiterhin nur auf das Model Y, das seit März in einer neuen Version erhältlich ist, und das Model 3 Highland, das bereits seit 2023 angeboten wird. Diese begrenzte Modellpalette dürfte Tesla in Europa zunehmend ins Hintertreffen bringen.

BYD und Co.: Warum die Konkurrenz aus China Tesla 2025 auf dem Weltmarkt gefährlich wird

Zudem wächst die Konkurrenz aus Fernost: In Deutschland fällt die Verbreitung von chinesischen Marken wie BYD (2.100 Zulassungen) zwar noch gering aus. Doch am Weltmarkt erfreuen sich die Modelle aus der Volksrepublik großer Beliebtheit – und tragen damit maßgeblich zur aktuellen Absatzkrise von Tesla bei. So sanken die Tesla-Verkäufe weltweit im ersten Quartal um 13 Prozent. BYD feierte seit Jahresbeginn vier Rekordmonate in Folge. Im April wurden 7.231 neue Elektrofahrzeuge in Europa zugelassen, was einem Plus von 169 Prozent entspricht. Der Erfolg von BYD liegt vor allem an günstigen Preisen und einer stark subventionierten, heimischen Produktion in China, was die Marke im globalen Wettbewerb enorm beflügelt.

Auch in Deutschland hat das Tesla-Fieber deutlich nachgelassen. Nach Musks öffentlicher Wahlkampfwerbung für rechtspopulistische Parteien wie die AfD, einem angedeuteten Hitlergruß und skurrilen Auftritten an der Seite von Trump gingen auch hierzulande die Zahlen um 45,9 Prozent zurück: Im April wurden demnach nur 885 Tesla-Fahrzeuge neu zugelassen. Besonders sein Videocall mit der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel sorgten im Zuge der Bundestagswahl für massive Kritik in Politik und Medien.

AfD-Nähe von Musk: Wie sein Videocall mit Alice Weidel das Vertrauen deutscher Kunden schädigt

Diese politischen Kontroversen haben das Image von Tesla hierzulande offenbar zusätzlich belastet – auch bei deutschen Autokäufern, wie die stark gesunkenen Zulassungszahlen nahelegen. Insgesamt fahren derzeit laut Angaben des Kraftfahrtbundesamtes rund 124.400 E-Autos der US-Marke auf den deutschen Straßen. Auffällig ist zudem die Verteilung: In größeren Ballungsgebieten wie München, Berlin sowie westdeutschen Großstädten war Tesla im Januar weiterhin gut vertreten.

Den höchsten Anteil weist der Kreis Starnberg bei München auf, allerdings trotz allem nur 0,7 Prozent. Das Problem: Seine urbanen Käufer verprellt Musk mit seinen öffentlichen Auftritten, während das ostdeutsche Zielpublikum weniger an seinen Produkten als an der Werbung für die AfD interessiert ist. Im Osten Deutschlands sind die E-Fahrzeuge nämlich selten. Trotz Musks AfD-Nähe ist wohl zum einen die Kaufkraft geringer und zum anderen setzt sich die ideologische Distanz zu E-Autos durch.

Urbaner Rückhalt bröckelt: Wo Tesla noch stark ist – und wo deutsche Marken den Ton angeben

Die tschechische VW-Tochter Škoda sowie die japanischen Automarken Mazda, Mitsubishi, Nissan oder Honda dominieren mit ihren Verbrenner-Modellen hier den Markt. Zwar sind auch Audi, BMW oder Mercedes in Ostdeutschland eher selten vorzufinden, doch sind sie dafür in anderen ländlichen wie urbanen Gegenden verbreiteter. Tesla-Konkurrent VW ist mit rund 8,9 Millionen zugelassenen Autos Spitzenreiter in Deutschland.

Ende dieser Woche sendete Musk bei seiner offiziellen Verabschiedung aus dem Weißen Haus noch eine Botschaft an die Welt hinaus: Künftig werde er wieder rund um die Uhr in seinen Firmen sein – und dort in Konferenz- und Fabrikräumen schlafen. Am Anfang vermutlich verstärkt in den Gigafactorys von Tesla.

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