Ein Verein hilft: Der Weg aus dem Frauenhaus zum Zuhause ohne Gewalt ist schwer

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Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden, leiden oft an Traumata und Angst. Ein Verein aus Wolfratshausen versucht sie beim Neuanfang zu unterstützen. © DPA

Für Frauen in Not: Der Verein, der das Frauenhaus im Landkreis betreibt, bringt Opfer nicht nur in Sicherheit - er hilft auch bei den nächsten Schritten.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Das Frauenhaus ist ein Ort, an dem niemand landen möchte. Und vor allem möchte niemand dort lange bleiben. Darauf ist das Haus, dessen genauen Standort nur Betreiber und Bewohner wissen dürfen, auch gar nicht ausgerichtet. Trotzdem verbringen die Frauen und ihre Kinder im Durchschnitt viel mehr Zeit in der Kurzfrist-Herberge, als sie wollen. Ein Grund ist der Mietmarkt in der Region: Wohnraum ist knapp, günstiger Wohnraum so gut wie unmöglich zu finden.

Ein Neuanfang ohne Gewalt: Für Opfer ist das schwer - ein Verein aus Wolfratshausen hilft

Das Frauenhaus im Landkreis wird vom Wolfratshauser „Frauen helfen Frauen“-Verein betrieben. Die Mitarbeiterinnen arbeiten am Anschlag. 75 Frauen musste das Haus im vergangenen Jahr ablehnen, weil sie keinen Platz frei hatten. Zum einen, weil so viele Anfragen kommen. Zum anderen, weil es immer schwerer wird, die aufgenommenen Frauen in eine eigene Wohnung zu vermitteln. Dabei ist das ein wichtiges Ziel der Initiative. „Wir wollen ihnen beim Neuanfang helfen“, sagt Vereinschefin Nicoline Pfeiffer. Und eben nicht nur eine Zwischenstation bieten.

Frauenhaus im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen: Der Weg ist schwer für die Opfer häuslicher Gewalt

Die meisten Bewohnerinnen des Frauenhauses haben sich komplett von ihrem früheren Leben gelöst und nicht nur den gewalttätigen Mann verlassen, sondern auch den Freundeskreis und (soweit vorhanden) den Beruf. Fast alle erhalten Arbeitslosengeld und wären auf Wohnzuschüsse angewiesen. „Eigentlich geht es für einen Vermieter nicht viel sicherer“, weiß Pfeiffer. Trotzdem sorgen die Bedingungen bei einigen Eigentümern für Skepsis. „Wir kriegen oft nichtmal einen Besichtigungstermin“, sagt die Projektleiterin Jasmin Riedmeier.

Und selbst wenn ein Mietvertrag zustande kommt, brauchen die alleinerziehenden Mütter oder Solo-Frauen auf den ersten Metern noch eine Stütze. „Für sie ist es wieder ein Neuanfang, nachdem sie schon alles aufgegeben haben – sie hoffen, dass es der letzte ist“, sagt Nicoline Pfeiffer. Die Chefin des Frauen-helfen-Frauen-Vereins kennt viele Fälle, in denen die Opfer monatelang darauf warteten, in einem sicheren Umfeld nochmal anfangen zu können. Mit dem Second-Stage-Programm möchten die Mitarbeiterinnen des Vereins eine Hilfe bieten. Ihre Schützlinge brauchen sie dringend, denn das Leben, das sie bald führen möchten, ist völlig anders, als das, was sie kennen. „Sie kommen aus einer ständigen Angst“, sagt Pfeiffer. Und teilweise aus sozialer Isolation.

Frauenhaus verlassen: „Sie müssen lernen, wieder auf eigenen Beinen zu stehen“

Der nächste Schritt macht einigen Betroffenen Sorgen. Riedmeier: „Sie müssen ihren geschützten Bereich Frauenhaus verlassen, lernen wieder auf eigenen Beinen zu stehen“, und das nach den traumatischen Erfahrungen. Das Second Stage-Programm hilft deshalb nicht nur bei der Wohnungssuche, bei der Bewerbungsmappe und den Gesprächen mit einem künftigen Mieter. Der Verein begleitet die Frauen auch nach dem Auszug aus der Einrichtung im Alltag.

Zu etwa zehn Prozent wird das Programm vom Freistaat Bayern gefördert. Den Rest der Kosten müssen die Initatorinnen finanzieren. Ein Spendenvolumen von etwa 10 000 Euro braucht das Programm jährlich. Diese Gelder machen erste Erfolgsgeschichten möglich.

Neuanfänge für Frauen und Familien: „Frauen helfen Frauen“

Eine zweifache Mutter zum Beispiel, die ohne einen Job, verängstigt und mit riesigen Zukunftssorgen in das Frauenhaus gekommen war und heute mit einer neuen Anstellung und einer Mietwohnung ein neues Leben führt. „Es ist mit dem Projekt gelungen, der Frau einen Neuanfang zu schenken“, sagt Riedmeier im Gespräch mit unserer Zeitung. Die ehemalige Frauenhausbewohnerin „lebt jetzt eigenständig – und frei von Gewalt und Angst“. Was für die meisten Menschen selbstverständlich ist, müssen sich manche Familien erst erarbeiten – unterstützt vom Wolfratshauser Frauen-helfen-Verein.

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