Nutzungskonzept fürs stillgelegte Hallenbad: „Kulturelle Bereicherung für die Gemeinde“
Ideen gab‘s schon viele. Doch nun hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit für die Zwischennutzung des stillgelegten Hallenbads im Dietramszeller Ortsteil Ascholding gestimmt.
Dietramszell – Abriss? Kino? Asylunterkunft? Ideen, was mit dem stillgelegten Hallenbad in Ascholding geschehen könnte, gab es schon einige. In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend stellte die Arbeitsgemeinschaft Baukultur ein neues Konzept vor: eine Zwischennutzung für kulturelle Zwecke – zunächst befristet auf ein Jahr.
Initiiert hat das Projekt Katja Bonnländer aus Öhnböck. Die Malerin und Videokünstlerin möchte das trockengelegte Schwimmbecken zum Atelier umfunktionieren. Im Austausch für die unentgeltliche Nutzung bietet sie der Gemeinde ein Kulturprogramm an. „Im Sommer 2024 gibt es eine fünf- bis sechswöchige Gruppenausstellung mit regionalen und internationalen Künstlern“, erklärt sie auf Nachfrage unserer Zeitung. Während dieser Zeit sind wöchentliche Führungen für Kindergartengruppen mit altersgerechten Künstlerworkshops geplant. Als „Hausaufgabe“ will Bonnländer die jungen Besucher bitten, auf mitgegebenen Fotos mit ihren Eltern und Großeltern frühere Erlebnisse im Ascholdinger Bad zu skizzieren. Daraus soll eine Fenstergalerie entstehen – „eine Art Provinz-Instagram“, scherzt Bonnländer, die selbst oft mit ihren Kindern zum Schwimmen in Ascholding war. „Zum Abschluss wollen wir ein großes Nachbarschaftsfest veranstalten, zu dem auch alle regionalen Vereine und Institutionen eingeladen sind.“
Den Gegenwert ihres Kulturprogramms beziffert die Eglingerin mit 10 000 Euro. Den größten Teil davon machen die Honorare für die Koordination und die Workshops aus, die sie für sich selbst und die ausstellenden Künstler ansetzt. Sie hofft auf eine finanzielle Förderung durch den Berufsverband Bildender Künstler. Bonnländer: „Ansonsten mache ich das alles aus Liebe.“
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Auf die Gemeinde kommen nur die Kosten für die Instandsetzung der Toiletten zu, erklärte Bürgermeister Josef Hauser den Gemeinderäten. Die belaufen sich laut Schätzung auf rund 2500 Euro. Zusätzlich rechnet er mit monatlichen Stromkosten von 80 Euro.
Leerstand des Gebäudes kostet die Gemeinde Dietramszell Geld
„Das ist eine kulturelle Bereicherung für die Gemeinde“, lobte Ratsmitglied Ludwig Gröbmaier das Konzept. „So kommt wieder Leben ins Hallenbad.“ Schließlich koste auch der Leerstand Geld. Im vergangenen Jahr waren laut Hauser 15 000 Euro für den Unterhalt im Haushaltsplan eingestellt. Ein Problem sahen einige Räte in der Nutzungsänderung für kulturelle Zwecke. Wenn diese beim Kreisbauamt beantragt wird, steigen in der Regel die Anforderungen an Brandschutz und Statik. Dies sei in der Probephase und für einzelne kleine Veranstaltungen aber nicht notwendig, argumentierte Gröbmaier. Auch Bonnländer ist optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass ich als alleinstehende Person das Bad ohne große bauliche Veränderungen als Atelier nutzen kann.“
Nicht geklärt ist, ob das Landratsamt das Ascholdinger Bad als Flüchtlingsunterkunft nutzen will. Die Gemeinde hat das angeboten, aber noch keine Rückmeldung erhalten. „Menschenleben geht vor Kultur“, sagte Rathauschef Hauser. „Wenn der Strom der Flüchtlinge nicht abreißt, könnten dort 50 Personen unterkommen.“ Er sei dagegen, das Hallenbad aus den infrage kommenden Liegenschaften zu streichen.
Mandatsträger stimmen mit breiter Mehrheit für befristete Nutzung
Mit großer Mehrheit stimmten die Räte einer befristeten Nutzung des alten Bads für kulturelle Zwecke grundsätzlich zu – unter zwei Bedingungen: Zum einen soll die Verwaltung abklären, welche baurechtlichen Anforderungen damit verbunden wären. Zum anderen legte das Gremium fest, dass die kulturelle Nutzung zu beenden ist, wenn eine Flüchtlingsunterbringung in der Immobilie notwendig wird. (cw)
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