Gefahr für deutsche Autobauer - „Deutsche hinken hinterher“: US-Händler lästern und freuen sich auf Trump-Strafzölle

„Ich würde mich natürlich riesig freuen, wenn ich dann mehr Cadillacs verkaufen kann“:  Vor Donald Trumps angekündigten Einfuhrzöllen auf „Made in Germany“-Produkte reibt sich der US-Autohändler jetzt schon die Hände.

Unmittelbar nach seinem Wahlsieg verkündete der designierte Präsident: Gleich am ersten Tag seines Amtsantritts werde er zehn- bis zwanzigprozentige Schutzzölle auf alle Waren aus der EU, Mexiko und Kanada beheben sowie zusätzliche zehn Prozent auf Produkte aus China. Die Einfuhrzölle betreffen auch in den USA hergestellte Produkte, in denen im Ausland gefertigte Teile verbaut werden.

„Deutsche Autofirmen sollen amerikanische Autofirmen werden. Ich will, dass sie ihre Fabriken hier aufbauen“, rief Donald Trump kurz vor den Wahlen auf einer Rallye in Savannah (Georgia). Sein Angebot: „Ich werde euch die niedrigsten Steuern geben und die niedrigsten Energiekosten, den geringsten bürokratischen Aufwand und die wenigsten Regeln und Vorschriften. Aber nur, wenn ihr eure Waren hier in Amerika produziert. Und dafür auch Amerikaner für die Arbeit einstellt. Wenn ihr das nicht macht, werdet ihr einen saftigen Preis dafür zahlen, nämlich sehr einschneidende Einfuhrzölle.“

„Die Deutschen hinken ja ohnehin ein bisschen hinterher“

In Deutschland bangt die ohnehin schon schwer angeschlagene Autoindustrie . Schließlich gilt Amerika als führender Importeur von Kraftfahrzeugen „Made in Germany“ – gefolgt von China und Großbritannien.

Doch in den USA könnten Einfuhrzölle auf deutsche Fahrzeuge zu höheren Verkaufszahlen amerikanischer Autos führen. Für viele Amerikaner zählt vor allem Cadillac als US-Marke für Luxusautos.

Joshua Lauderman, Verkaufsmanager eines Cadillac-Händlers in Jacksonville (Florida), äußerte sich im Gespräch mit FOCUS online vorsichtig optimistisch: „Was letztendlich aus Trumps geplanten Schutzzöllen wird, weiß man natürlich noch nicht sicher. Es könnte ja auch sein, dass das alles nur Verhandlungsstrategien sind und er blufft.“

Dennoch erhofft er sich steigende Verkaufszahlen: „Natürlich würde ich mich riesig freuen, wenn das dazu führen würde, dass ich dann mehr Cadillacs denn je verkaufen kann.“ Weiter meinte Lauderman: „Die Deutschen hinken ja ohnehin ein bisschen hinterher, was E-Autos angeht. Momentan tun sie sich wirklich schwer. Auch deshalb bin ich sehr zuversichtlich.“

Trump: „Die Deutschen sind schlecht, sehr schlecht.“

Bereits 2017 sorgten Trumps Äußerungen über die deutsche Autoindustrie für Schlagzeilen. „Die Deutschen sind schlecht, sehr schlecht. Schaut euch die Millionen von Autos an, die sie in den USA verkaufen. Damit werden wir Schluss machen“, meinte Trump während seiner ersten Amtszeit im Weißen Haus.

Kurz vor seinem zweiten Amtsantritt machte er neue Versprechen: Der designierte Präsident will deutschen Autoherstellern beachtliche Steueranreize sowie niedrige Energiekosten und wenige Vorschriften bieten – allerdings nur dann, wenn sie ihre Fahrzeuge auch auf US-amerikanischem Boden produzieren.

„Dann habt ihr Zugang zu dem besten und größten Markt auf dem Planeten“, rief Trump kurz vor den Wahlen auf einer Rallye in Georgia. Sollte es die deutsche Autoindustrie allerdings wagen, ihre Autos aus Deutschland in die USA zu importieren, drohen heftige Einfuhrzölle, warnte Trump.

BMW-Werk in South Carolina ist größter Auto-Exporteur der USA

Auf diese Weise würden bereits bestehende Arbeitsstellen nicht nur in den USA bleiben, so Trumps Argumentation. „Wir werden auch anderen Ländern ihre Jobs wegnehmen. Wir werden ihnen ihre Fabriken wegnehmen und Tausende und Abertausende Unternehmen und mehrere Billionen Dollar an Wohlstand wieder zurück in die guten alten USA bringen.“ 

Tatsächlich stellen BMW, Mercedes und Volkswagen ohnehin schon zahlreiche ihrer Automodelle in den USA her. Viele dieser Fahrzeuge sind nicht nur für den nordamerikanischen Markt bestimmt, sondern werden auch exportiert.

So etwa gilt das BMW-Werk in Spartanburg (South Carolina) bereits seit mehreren Jahren als größter Auto-Exporteur der USA. Die Fabrik in Spartanburg hat 11.000 Angestellte und exportierte im vergangenen Jahr SUV im Wert von über zehn Milliarden Dollar.

Unternehmen werben mit Panik-Kampagnen

Während amerikanische Produkte von Trumps Schutzzöllen auf importierte Waren profitieren dürften, befürchten viele Verbraucher höhere Preise. In US-Supermärkten stammt ein Großteil des Obst- und Gemüseangebots aus Mexiko. Kanada gilt als Hauptlieferant für Erdgas. Von „Made in China“-Produkten im Einzelhandel ganz zu schweigen.

In Panik-Kampagnen warnen Unternehmer seit Trumps Wahlsieg: Ab 2025 wird von ausländischen Autos über iPhones, Fernseher und Möbel bis hin zu Kühlschränken, Fahrrädern und Kleidung alles teurer. Ihre Werbung: „Kauft jetzt, bevor die Schutzzölle in Kraft treten!“