Aus Auto-Schleichweg wird Radl-Schnellweg
Jetzt ist es amtlich: Der bei Autofahrern vor allem aus Dachau-Süd beliebte Pendler-Schleichweg von der Dachauer Josef-Effner- bis zur Karlsfelder Alten Bayernwerkstraße wird zur Fahrradstraße; nur noch Anlieger dürfen dort mit dem Auto fahren. Im Stadtrat sind davon nicht alle begeistert.
Dachau – Am Ende hing es nur noch an der Deutschen Bahn, ob aus der Dachau-Karlsfeld-Verbindung zwischen Josef-Effner-Straße auf der einen zur Alten Bayernwerkstraße auf der anderen Seite nun endlich eine Fahrradstraße mit dem Zusatzschild „Anlieger frei“ wird. Das bedeutet: Auf der Verbindung, die parallel zur B304 verläuft und vor allem von Pendlern aus Dachau-Süd genutzt wird, haben bald die Radfahrer Vorrang. Ein Auto darf dort nur fahren, wer Anlieger ist oder ein begründbares Anliegen hat, den Weg zu nutzen.
Der Karlsfelder Gemeinderat hatte sich die Neuregelung des Verkehrs dort schon lange gewünscht, um damit dem Pendler-Schleichverkehr Einhalt zu gebieten. Die Dachauer Verantwortlichen in Bauamt und Stadtrat hatten ebenfalls längst Zustimmung signalisiert.
Schließlich ging es nur noch um einen 160 Meter langen Abschnitt auf Dachauer Stadtgebiet, der der Bahn gehört und die nun die Erlaubnis erteilte, ihr Flurstück „mittels Widmung zum beschränkt öffentlichen Weg unter Freigabe des Anliegerverkehrs“ nutzbar zu machen.
Damit, jubelte Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD), könne nun endlich eine „möglichst durchgängige und gut fahrbare Fahrradstrecke zwischen Dachau und Karlsfeld“ in Betrieb genommen werden. In seinen Augen stellt die Verbindung eine „wichtige Achse“ im Radwegenetz der Stadt dar. Den Autofahrern sei es da durchaus zuzumuten, einen rund eineinhalb Kilometer langen Umweg zu fahren – selbst wenn, das gab Koch zu, die Verbindung Josef-Effner- und Alte Bayernwerkstraße „von vielen genutzt“ werde.
Peter Gampenrieder (ÜB) sah dies anders, wobei er die Einführung einer Fahrradstraße mit all ihren Rechten für Radfahrer gar nicht in Abrede stellen wollte. Ihm ging es um das „Anlieger frei“-Schild und damit praktisch die Durchfahrtssperre für Autos: „Das ist eine aus Dachau-Süd gewachsene Verbindung!“ Nicht-Anlieger müssten sich in Zukunft also entweder „etwas ausdenken, wen sie in der Straße besuchen wollen“ und damit ein Anliegen haben, „oder sie sind illegal unterwegs“! In Dachau-Süd herrsche über die Regelung daher Unverständnis, das die Stadt bitte ernstnehmen solle. Und Gampenrieder fuhr fort: „Mir geht es nicht darum, Autofahrer gegen Radfahrer auszuspielen.“ Ihm gehe es darum, etwas, das „jahrzehntelang gut funktioniert hat“, aufzugeben.
Wolfgang Moll (Wir) gab Gampenrieder recht. Auf der Verbindung sei es nie zu Unfällen oder Problemen gekommen. „Stress gab es nur, wenn auf der B 304 ein Engpass war.“ Insofern fragte er sich, ob die neue Regelung rechtlich überhaupt haltbar sei?
Oberbürgermeister Florian Hartmann verstand die Kritik nicht. Habe man sich nicht vor Monaten gemeinschaftlich auf die Einführung der Fahrradstraße samt „Anlieger frei“-Schild geeinigt? Abgesehen davon könne die Stadt natürlich ihren Beschluss ändern – was aber im Widerspruch zu dem Willen der Karlsfelder stehe: „Das führt doch nur zu Verwirrung, wenn man aus unserer Richtung mit dem Auto durchfahren darf, aber aus Karlsfelder Richtung nicht!“
Umweltreferent Thomas Kreß (Grüne) fragte sich, ob Autofahrer vielleicht Druck auf Gampenrieder und Moll ausgeübt hätten? Er wolle diesem Druck jedenfalls nicht nachgeben und „die Flinte ins Korn werfen“!
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Der Rest des Gremiums sah es ähnlich. Die Stadt wird sich nun um die Beschilderung ihres Teils der neuen Rad-Verbindung kümmern. Im Frühjahr, so hatte es zuletzt der Karlsfelder Gemeinderat Franz Trinkl (SPD) erklärt, werde es dann, nach einer zweijährigen Planungsphase, endlich losgehen mit der Fahrradstraße!