Feuchte Dämmung und rostige Schrauben im Neubau des Hallenbads

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Die Dämmung unter der Blechfassade des Bads erwies sich bei den jüngsten Untersuchungen als Schwachstelle. Grund: Sie ist nicht dampfdicht. © Stefanie Zipfer

Im Werkausschuss gab es ein Update zum Dachauer Hallenbad-Neubau. Die Details der aufgelisteten Mängel waren – wieder einmal – erschütternd.

Dachau – Die einzigen Menschen, die in den vergangenen Tagen auf dem Gelände rund um die Dachauer Hallenbad-Baustelle gearbeitet haben, waren zwei Kollegen der Stadtwerke. Sie hängten die Tempo-30-Schilder an der Ludwig-Dill-Straße, welche die Baustellen-Verantwortlichen vor einigen Wochen in der Voraussicht eines baldigen Weiterbaubeginns des Bades aufgestellt hatten, wieder ab.

Dachaus größte und teuerste Baustelle

Denn mittlerweile ist klar: Eine Verkehrsregelung rund um die Baustellenaus- und -einfahrt wird so schnell nicht nötig sein. Anders als in den vergangenen Monaten erhofft, wird es nämlich nicht so schnell nicht weitergehen auf Dachaus größter und teuerster Baustelle. Erst zum Jahresende, vermutlich ab November, werden dort wieder Bauarbeiten stattfinden.

Bekannt wurde diese schlechte Nachricht am Dienstag im Werkausschuss, wo Architekt Sebastian Neuhaus vom Büro Krieger Architekten einen Sachstandsbericht zu dem Millionenprojekt gab. Zur Erinnerung: Neuhaus’ Büro hatte die Baustelle übernommen, nachdem sich die Stadt und der bisherige Architekt Wolfgang Gollwitzer im September 2022 nach siebenjähriger Bau- und Planungszeit gegenseitig die Zusammenarbeit aufgekündigt hatten.

Neuhaus und seine Kollegen sind seitdem damit beschäftigt, den Ist-Zustand des im Prinzip von oben bis unten mangelhaften Rohbaus zu untersuchen und Lösungen zu erarbeiten. In regelmäßigen Abständen steht Architekt Neuhaus den Stadträten dazu Rede und Antwort, zuletzt eben am Dienstag. Thema der Sitzung: die Gebäudehülle und die große Glasfläche am Dach.

Die gute Nachricht vorneweg: Die Blechfassade als Ganzes muss wohl, trotz zahlreicher Mängel, nicht zurückgebaut werden. Neuhaus: „Wir hoffen, die Gebäudehülle lassen zu können und eine Lösung zu finden, damit keine Feuchte nach außen tritt.“

Feuchtigkeit gelangt in die Dämmung

Besagte Feuchte nämlich erwies sich laut Neuhaus im Zuge der zuletzt erfolgten Thermographie und eines sogenannten Blower-Door-Tests als das große Problem der Bad-Außenhaut. Zum einen tritt an einigen Fugen Luft und Wärme nach außen. Und zum zweiten, wesentlich schlimmer: Das Gebäude ist nicht dampfdicht, da der frühere Architekt nicht dafür gesorgt hatte, das Holz – das mit Feuchte umgehen kann – überall mittels einer sogenannten Dampfsperre von der Dämmung zu trennen. Die Folge ist laut Neuhaus, dass so Feuchte in die Dämmung gelangt und langfristig die Gefahr bestanden hätte, „dass in ein paar Jahren Kondensat in der Konstruktion ist und die Dämmung schimmelt“. Neuhaus sprach von eindeutigen „Planungsfehlern“. Eine Lösung des Abdichtungsproblems, vermutlich mithilfe von Folien, gelte es nun in den kommenden Wochen zu finden, wobei der Architekt am Dienstag schon mal vorsorglich ankündigte: Die Lösung werde „sicher ein paar Euro kosten“.

Ein kurioses Detail der an kuriosen Details nicht armen Bauhistorie des Bades: Bei der Sichtung der Baustellenfotos fielen den neuen Architekten Holzrahmen rund um die Türen und Fenster auf. Die Rahmen, glauben Neuhaus und Co., „sollen wohl einen Anschluss darstellen. Aber die waren nirgendwo gezeichnet oder ausgeschrieben. Diese Konstruktion kannte keiner!“ Ließe man die Rahmen in ihrem jetzigen Zustand, bestünde das Risiko, „dass das irgendwann anfängt zu modern oder zu faulen“. Sein Team und eine Bauphysikerin wollen sich des Themas aber annehmen und das Problem „heilen“, wie Neuhaus versprach.

Befestigungsschrauben, die nicht korrosionsbeständig sind

Anders als die Gebäudehülle ergab die als Oberlicht dienende riesige Glasfläche über der künftigen Schwimmhalle nur vergleichsweise kleine Auffälligkeiten, die einen aber dennoch den Kopf schütteln lassen. So wurden Befestigungsschrauben verbaut, die laut Neuhaus nicht korrosionsbeständig sind. Damit bestehe die Gefahr, dass „Schwimmbadatmosphäre“ in die Schrauben eintritt und die Schrauben anfangen zu rosten. Neuhaus musste selber schmunzeln, als er berichtete, dass die zuständige Baufirma behauptet habe: „Wir haben 154 Schrauben und 30 Riegel eingebaut, die man aber eigentlich hätte weglassen können.“

Peter Gampenrieder (ÜB) fand denn auch, „dass sich hier ganz viele nicht mit Ruhm bekleckert haben. Der Architekt und der Planer, aber auch die ausführenden Firmen.“ Seine Frage lautete daher: „Wer kommt denn dafür auf?“ Oberbürgermeister Florian Hartmann erklärte, wie schon so oft, dass die Sache „anwaltlich aufgearbeitet“ werde. Hauptsächlich gehe die Stadt gegen den Architekten, also Wolfgang Gollwitzer, vor: „Er ist unser Haupt-Ansprechpartner.“ Aber klar, auch die Firmen hätten Mängel anzeigen müssen.

Architekt Neuhaus ergänzte dazu, dass er und sein Team sich „intensiv damit beschäftigen, wer wann was versäumt hat“. Ins Detail wollte er nicht gehen, „das wäre tagesfüllend“. Aber er sicherte zu: „Die Aufarbeitung läuft!“

Technische Anlagen wurden noch nicht überprüft

Günter Dietz (CSU) wollte am Ende wissen, wie es eigentlich um die technischen Anlagen im Keller stehe. Anders als der Rest des Bads ist die Haustechnik längst fertig eingebaut und wartet nun seit Jahren im feuchten Keller darauf, in Betrieb genommen zu werden. Fachmann Neuhaus konnte diese Frage aus dem Stand nicht beantwortet, versprach aber: „Ich nehme diese Frage mit!“ Eine Antwort werde er dann bei seinem nächsten Sachstandsbericht geben. Den Sitzungsteilnehmern war anzusehen, dass sie sich auf diese Antwort nicht freuen.

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