Kein Handymast in Sittenbach: Mobilfunk-Kritiker setzen sich durch

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Der Ort Sittenbach liegt in einer Senke. Der Handyempfang ist daher schlecht – und bleibt es auch. © Wagner

Um den Handyempfang in Sittenbach zu verbessern, bräuchte es in der Ortsmitte eigentlich eine Mobilfunkantenne. Der Gemeinderat und viele Bürger begrüßten daher die Initiative der Telekom, einen entsprechenden Mast aufzustellen. Am Ende aber setzten sich die Kritiker des Projekts durch.

Odelzhausen/Sittenbach – „Die Mobilfunkantenne auf dem Dach des Feuerwehrhauses in Sittenbach darf nicht gebaut werden“, verkündete Bürgermeister Markus Trinkl am Montag bei der Gemeinderatssitzung in Odelzhausen. Ein Erfolg für Marli Kugler. Schließlich hatte die Sprecherin der Bürgerinitiative Sittenbach seit mehreren Monaten gegen den Bau der Antenne mitten im Wohngebiet gekämpft. Bei einer Infoveranstaltung im vergangenen September sprach sie sich klar gegen den Bau „mitten im Wohngebiet“ aus. Für eine aktuelle Stellungnahme war sie gestern leider nicht erreichbar. Bereits im Frühjahr vergangnen Jahres konnte sie mit einer Unterschriftenaktion zahlreiche Unterstützer gewinnen, woraufhin die Gemeinde beschloss, im Ortsteil Sittenbach eine Bürgerbefragung zu diesem Thema durchzuführen. Diese bildete die Grundlage für den Gemeinderatsbeschluss.

Bis zum 12. Februar hatten alle volljährigen Bürger im Ortsteil Sittenbach die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern zur Frage: „Sind Sie dafür, dass auf dem Dach des Gebäudes der Freiwilligen Feuerwehr Sittenbach eine Mobilfunkantenne errichtet wird?“ Von 487 nahmen 264 Bürger teil. Davon stimmten 117 mit „Ja“, 146 mit „Nein“, eine Stimme war ungültig.

Bürgermeister hält viele Argument für „nicht nachvollziehbar“

„Damit ist für uns klar, dass wir das Ergebnis der Bürgerbefragung berücksichtigen werden und daran nichts mehr ändern“, erklärt Bürgermeister Markus Trinkl im Gespräch mit den Dachauer Nachrichten. Doch so ganz glücklich ist der Gemeindechef mit dem Ausgang nicht.

„Gerade die Argumente wie eine mögliche Wertminderung der Grundstücke sind für mich nicht nachvollziehbar“, erklärt er. Schließlich gebe es in München auch zahlreiche Mobilfunkantennen, und von einer Wertminderung sei dort nichts zu erkennen. Außerdem habe er bei der Informationsveranstaltung der Gemeinde im September vergangenen Jahres mit Dr. Thomas Kurz vom Bayerischen Landesamt für Umwelt mitgenommen, dass es viel schädlicher sei, das Handy in der Hosentasche zu tragen, als einen solchen Mobilfunkmasten zu errichten.

Dasselbe Bild zeichnete auch Kommunikations-Ingenieur Harald Schönpflug 2022 bei einer Informationsveranstaltung zum flächendeckenden Mobilfunkausbau im Landkreis Dachau im Landratsamt Dachau. Es sei erwiesen, dass es deutlich gefährlicher sei, wenn es in einem Ort kein Mobilfunknetz gebe. Denn Handy und Mast senden in einer Zwei-Wege-Verbindung, und je weiter der Mast entfernt ist, desto mehr Mobilfunkstrahlung sendet das Handy. „Im Prinzip ist es daher gesünder, wenn das Handy näher am Funkmast ist“, betonte Schönpflug bereits damals.

Bürger hatten sich an Gemeinde gewandt mit der Bitte um besseres Handynetz

Längst nicht alle Bürger seien gegen den Bau einer Mobilfunkantenne, die aufgrund der ungünstigen Tallage eigentlich notwendig sei, erklärt Trinkl. Bereits vor einigen Jahren war der Sittenbacher Ortssprecher und Gemeinderatsmitglied Robert Wohlmut mit dem Wunsch einiger Anwohner nach einer Verbesserung des Handyempfangs an die Gemeinde herangetreten. Daraufhin hatte sich die Gemeinde an die Telekom gewandt, die den Bau einer Funkantenne ohne Kosten für die Gemeinde durchgeführt hätte. Einzige Bedingung: dass die Antenne zentrumsnah auf dem Dach des Feuerwehrhauses errichtet wird, da der Bau eines Funkmastes weiter außerhalb zu teuer gewesen wäre.

„Natürlich bleibt einem jetzt nichts anderes übrig, als die Entscheidung der Bürgerbefragung zu akzeptieren. Dafür haben wir eine Demokratie“, sagt Wohlmut. Für ihn seien die Bedenken zur Strahlenbelastung eine Glaubens- und Philosophiefrage, zu der er sich kein Urteil erlauben möchte. Fakt sei aber, dass es in Sittenbach einige Flecken gebe, an denen die Menschen keinerlei Handyempfang haben – und „die schauen jetzt natürlich in die Röhre“. Für ihn passt diese Entscheidung zur aktuellen Diskussion rund um die erneuerbaren Energien: „Jeder will immer alles haben, aber niemand will ein Windrad vor der eigenen Haustür.“

Für Bürgermeister Trinkl und die Gemeinderäte ist das Thema Mobilfunkmast damit erledigt. „Wir werden uns jetzt nicht weiter damit beschäftigen. Die Bürger müssen damit leben, wie es ist“, sagt Trinkl. Für viele Sittenbacher bedeutet dies, dass sie weiterhin in einem Ort ohne vernünftige Mobilfunkanbindung leben.

Die Meinung von DN-Reporter Frederic Rist zu dem Thema lesen Sie hier.

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