Schon wieder Biber auf Spittelmühlkreuzung – Was tun?

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Biber in der Nacht Kaufbeuren 2024
Hier schon wieder kurz vor dem Abtauchen: Der Biber hat die Augsburger Straße überquert und ist bereit beim Forettle-Center wieder in den Kanal zu hüpfen. © Foto: DLRG Füssen

Rein zufällig ist der Technische Leiter der DLRG Füssen, Dominik Schneider, am Sonntagabend auf einen Biber gestoßen, weil er sich in der Nähe der Kaufbeurer Spittelmühle etwas zum Abendessen holen wollte. An der stark befahrenen Augsburgerstraße begleitete der das Tier über die Fahrbahn zum nahegelegenen Mühlbach. Warum solche Begegnungen längst zum Kaufbeurer Bieber-Alltag gehören, weiß der Experte Stefan Schopf.

Kaufbeuren – Zwischen sechs und sieben Uhr abends, traf Schneider den Biber beim Infoscreen an der Kreuzung an, als dieser sich über die Augsburgerstraße auf den Weg in Richtung Mühlbach machen wollte. Zusammen mit mehreren Passanten und unter ständiger Beobachtung des Feierabendverkehrs, gelang es Schneider, das Tier auf die andere Straßenseite zu eskortieren: Einer setzte sich dem Biber direkt auf die Fersen, die beiden anderen sicherten den Weg des Tieres nach rechts und links ab. Auch die Polizei wurde verständigt.

Drüben angekommen begleitete Schneider den Biber weiter an der Mühle vorbei, wo dieser recht orientiert dem Mühlbach entgegenstrebte und schließlich unter einem Zaun hindurch ins Wasser verschwand.

Dergleichen Begegnungen sind an dem stark befahrenen Verkehrsknotenpunkt keine Seltenheit, weiß man in Kaufbeuren. Doch warum ist das so, was will der Biber an der vierspurigen Straße, die für ihn nichts Interessantes bietet? Die Antwort liegt gewissermaßen unter der Kreuzung, weiß der Kaufbeurer Biberexperte Stefan Schopf zu berichten.

Biber reagiert auf „Vollsperrung“

Beim Kanal an der Spittelmühle befindet sich ein großer Rechen, der verhindern soll, dass Treibholz oder auch Biber in die Turbine des Wasserkraftwerks geraten. Der Biber kann also laut Schopf gar nicht anders, als an dieser Stelle den Wasserlauf zu verlassen und sich auf die Straße zu begeben.
Dabei ist dieser Rechen nicht der einzige in diesem Bereich, so der Bieberbeauftragte. Auch bei der Espermühle unterhalb der V-Markt-Tankstelle gebe es so einen Rechen, wie auch weiter unten bei der Weberei Momm.

„Bieber-Schnellweg“ Mühlbach

Die Biberfamilien leben an der Wertach, nördlich von Kaufbeuren und südlich von Hirschzell. Der Mühlbach bietet den Tieren eine Art Passage, über die sie relativ schnell das für sie todbringende Stadtgebiet durchqueren können um zu weiteren Biotopen zu kommen.

In nächster Zeit, erklärt Schopf werde es erwartungsgemäß zu weiteren Sichtungen und Begegnungen kommen, denn da kommt bei den Bibern neuer Nachwuchs zur Welt, was zur Folge hat, dass etliche zweijährige Bieber ihr familiäres Zuhause verlassen und sich einen neuen Lebensraum suchen müssen. Dabei verirren sich die unerfahrenen Tiere auch schon mal in ein Bootshaus oder eine Garage.

Ganzjährig ist der Biber bevorzugt in der Dämmerung unterwegs. Wer ihn schützen will, sollte im Bereich der Spittelmühle und auch sonst bevorzugt in den Abendstunden ein waches Auge auf ihn haben.

Zum Hintergrund:

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist der Biber streng geschützt. Nach starker Bejagung im 19. Jahrhundert ist seine Population durch Wiederansiedlung und strenge Schutzmaßnahmen in Deutschland wieder stark verbreitet. Auch in Bayern ist der Biber mittlerweile wieder großflächig vorhanden.  – Das gilt aber nicht für seinen Lebensraum. Zu ewiger Wanderschaft gezwungen marodieren die Tiere auf dem Land und teilweise in den Städten. Sie fressen Nutzpflanzen, oder nutzen sie als Baumaterial für ihre Dämme. Sie unterhöhlen Ufer oder vernässen Nutzflächen. Bedeutende Schäden entstehen beim Untergraben von Dämmen oder Deichen.

Ein Ende der Problematik scheint nicht in Sicht, denn alle geeigneten Biotope sind bereits mit Biberfamilien voll besetzt.

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