EM-Quartiere: Deutscher Gruppengegner schlägt Lager im Allgäu auf – folgt ein weiteres Team?
Drei Allgäuer Gemeinden wollten während der Fußball-Europameisterschaft, die vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland stattfindet, eine Nationalmannschaft bei sich beherbergen. Inzwischen hat der Großteil der teilnehmenden Teams ihre Bleibe gefunden – eine davon auch im Allgäu.
Allgäu – Bierhoffs Golden Goal 1996, Hrubeschs Doppelpack zum Titel 1980 – das waren für den deutschen Fußball große Momente bei Europameisterschaften. Aktuell ist von EM-Euphorie wenig zu spüren, und das, obwohl das Turnier diesen Sommer sogar im eigenen Land stattfindet. Während Bundestrainer Julian Nagelsmann noch gut vier Monate Zeit hat, die Nationalelf sportlich auf Kurs zu bringen, laufen im Hintergrund die Vorbereitungen – auch im Allgäu, wo sich drei Standorte beim DFB dafür beworben hatten, eine der 23 Gast-Mannschaften beherbergen zu dürfen.
Aus den Bewerbungen hatte Deutschlands Fußball-Verband 2021 eine Art Reisekatalog zusammengestellt, in dem 56 „Basecamps“ mit Hotelangebot und örtlichem Trainingsgelände aufgelistet sind. Aus diesem konnten die Teilnehmerteams nach erfolgreicher Qualifikation wählen. Aufgeführt waren auch Bad Wörishofen, Oberstaufen und Weiler im Allgäu.
Inzwischen haben 20 von 23 Mannschaften „gebucht“. Nur die drei Sieger der Quali-Play-offs, die Ende März ermittelt werden, fehlen noch. Damit ist auch klar: „Basecamps“, die bislang keine Zusage eines Teams bekommen haben, dürften sich wohl kaum mehr Chancen ausrechnen, insbesondere im Süden Deutschlands: Denn zwei der drei Quali-Nachzügler werden ihre Gruppenspiele Ende Juni im Norden Deutschlands austragen – nur der Nachrücker in Gruppe E (Bosnien, Island, Ukraine oder Israel) dürfte sich bei der Camp-Wahl aufgrund seiner Gruppenspiele in München, Düsseldorf und Stuttgart Richtung Süden orientieren.
Riesige Vorfreude in Weiler im Allgäu
Die einzige Allgäuer Gemeinde, der bereits eine Zusage ins Haus geflattert ist, ist Weiler im Allgäu. Team Ungarn, das gab der Landesverband im Januar bekannt, werde sich ab 10. Juni in Schwaben niederlassen – was vor allem mit der Nähe zum Spielort Stuttgart begründet wurde. Man hoffe im Allgäu auf eine „ungestörte und professionelle“ Turniervorbereitung, so der Verband.

Mit diesem in guten Kontakt steht seit einigen Wochen der Markt Weiler-Simmerberg. Bürgermeister Tobias Paintner erklärt gegenüber unserer Zeitung: „Die ersten Abstimmungstermine mit dem ungarischen Fußballverband waren sehr positiv. Wir denken, dass das ungarische Team und Weiler im Allgäu sehr gut zusammenpassen und als deutscher Gruppengegner wird es sicher die gleiche Aufmerksamkeit geben, wie wenn eine größere Mannschaft aus einer anderen Gruppe hier wäre“, sagt Paintner. „Die Stimmung ist sehr positiv und wir freuen uns natürlich für die Kinder, die Jugend und die restliche Bevölkerung, so eine Mannschaft mit vielen bekannten Bundesligaspielern bei uns zu haben.“
Zur EM plant die Marktgemeinde neben Public Viewing auch gemeinsame Aktionen mit Schulen, sozialen Einrichtungen und Vereinen. Das sei auch explizit der Wunsch der Ungarn gewesen, freut sich der Bürgermeister.
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Oberstaufen muss aufgeben
Vorzeitig die weiße Fahne im Bewerbungsverfahren gehisst hat dagegen Oberstaufen. Ende Januar sei man vom DFB informiert worden, dass inzwischen alle qualifizierten Teams eine Bleibe gefunden haben, erklärt Oberstaufens Tourismusdirektorin Constanze Höfinghoff auf Anfrage. Die Hoffnungen in die drei Play-off-Teams setzen will man nicht mehr – dass die Entscheidung hier erst Ende März fällt, sei für das in die Planungen involvierte Hotel zu kurzfristig, sagt Höfinghoff. „Der DFB hat beim Lindner Parkhotel angefragt, ob sie die geblockten Hotelkontingente länger als geplant freihalten könnten. Das ist dem Hotel nicht möglich, was völlig verständlich ist“, meint die Tourismuschefin.
Dennoch habe sich das Werben um einen EM-Teilnehmer gelohnt: „Das Projekt hat Impulse verstärkt, den Kunstrasenplatz und auch den Fußballplatz zeitnah in einen Top-Zustand zu bringen, was zum Teil schon umgesetzt wurde“, so Höfinghoff.
Daumendrücken in Bad Wörishofen
Anders Bad Wörishofen: „Wir sind noch am Ball“, betont Bürgermeister Stefan Welzel. Sechs Nationen („mehrere Top-Teams“) waren zum Besuch in der Unterallgäuer Kneippstadt – zwei wären während der EM gerne geblieben, mussten sich aufgrund ihrer Spielorte im Norden und Westen aber umorientieren. Gelobt worden seien die exklusive Nutzung des Parkhotels, das Sportgelände und die gute Anbindung an Stuttgart, München und den Allgäu Airport, berichtet Welzel.
Gemeinsam mit dem städtischen Betriebsleiter Sport, Christian Strohmenger, schielt er nun darauf, wer in Gruppe E nachrückt – sportlich traut Welzel den Schritt am ehesten Israel und der Ukraine zu. Das würde wohl auch Parkhotel-Chef Alois Hillebrand gefallen, er hat durch Hilfsaktionen im Kriegsgebiet einen besonderen Bezug zur Ukraine. Für Bad Wörishofen heißt es Ende März Daumendrücken.
Die EM-Quartiere im Überblick:
• Deutschland: Herzogenaurach (Bayern)
• Ungarn: Weiler im Allgäu (Bayern)
• Schottland: Garmisch-Partenkirchen (Bayern)
• Schweiz: Stuttgart (Baden-Württemberg)
• Spanien: Donaueschingen (Baden-Württemberg)
• Italien: Iserlohn (Nordrhein-Westfalen)
• Kroatien: Neuruppin (Brandenburg)
• Albanien: Kamen (Nordrhein-Westfalen)
• England: Blankenhain (Thüringen)
• Dänemark: Freudenstadt (Baden-Württemberg)
• Serbien: Augsburg (Bayern)
• Slowenien: Wuppertal (Nordrhein-Westfalen)
• Niederlande: Wolfsburg (Niedersachsen)
• Frankreich: Paderborn (Nordrhein-Westfalen)
• Österreich: Berlin
• Belgien: Ludwigsburg (Baden-Württemberg)
• Rumänien: Würzburg (Bayern)
• Slowakei: Mainz (Rheinland-Pfalz)
• Portugal: Harsewinkel (Nordrhein-Westfalen)
• Tschechien: Hamburg
• Türkei: Barsinghausen (Niedersachsen)
• Play-Off-Teilnehmer Gruppe D: offen
• Play-Off-Teilnehmer Gruppe E: offen
• Play-Off-Teilnehmer Gruppe F: offen
Quelle: UEFA