Freitaucher Peter Colat knackt Weltrekord im eisigen Vilsalpsee

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Gleich geht es los: Peter Colat reguliert durch eine spezielle Atemtechnik seinen Kreislauf. © Gschwend

Der Schweizer Apnoe-Streckentaucher Peter Colat gibt alles und schafft im gefrorenen Vilsalpsee in der ersten und schwersten von drei Disziplinen den neuen Weltrekord.

Tannheim - „Es isch recht kalt“ ist der erste Satz, den Peter Colat von sich gibt, nachdem er mit nur einem Atemzug eine Strecke von 106,25 Meter ohne Neopren-Anzug im zwei Grad kalten Vilsalpsee getaucht ist. Der 52-jährige Schweizer hat soeben einen Weltrekord geknackt. Es ist der erste von drei Weltrekordversuchen in verschiedenen Disziplinen, denen sich der Extremtaucher am heutigen Freitag und morgigen Samstag stellt.

Als er aus dem Eisloch klettert, wirkt Colat mitgenommen, ist aber wohlauf. Ein Sanitäter legt dem zitternden Freitaucher ein Handtuch um die Schultern. „Ich kann nimmer“, seufzt dieser glücklich, aber erschöpft. Er und sein Sicherheits- und Helferteam haben aufregende Minuten hinter sich. Die Disziplin ohne Anzug ist die herausforderndste, denn hier macht die Kälte des eisigen Wassers dem Athleten am meisten zu schaffen. „Das Auskühlen ist die größte Gefahr“, erklärt Schiedsrichter Christian Fötinger. Es könne passieren, dass die Arme und Beine nicht richtig durchblutet werden. Durch einen Kälteschock können Eistaucher ertrinken.

Durch Löcher im Eis wird kontrolliert

Damit nichts passiert, sind alle 25 Meter Löcher in die Eisdecke des Vilsalpsees geschnitten und Fötinger und das Team kontrollieren durch einen Blick nach unten, ob es dem Taucher gut geht. „25 metres, diver okay“, ruft der Schiedsrichter auf Englisch, als Colat das erste Loch passiert. Auch beim 50- und 75-Meter-Loch ist alles in Ordnung. Dann das Auftauchen nach 106 Metern und Erleichterung und große Freude.

Um diese extreme Herausforderung zu schaffen, ist neben der körperlichen Fitness höchste Konzentration unabdingbar. Bevor Peter Colat in die Tiefe gleitet, blendet er die Außenwelt aus und wendet eine spezielle Atemtechnik an, die aussieht, als würde er große Mengen Luft in den Körper pumpen. Doch Schiedsrichter Fötinger stellt klar: „Darum geht es nicht, sein Sauerstoff ist bei 99 Prozent. Es geht darum, den Kreislauf runter zu regulieren.“ Denn ein verlangsamter Herzschlag senkt den Sauerstoffbedarf des Körpers. Und je ruhiger der Taucher ist, desto besser kann er seine Aufgabe bewältigen.

Im vergangenen Jahr gescheitert

Ruhig war Peter Colat im Vorfeld übrigens keineswegs: „Ich war so nervös, ich habe so schlecht geschlafen“, erzählt er. Vielleicht auch deshalb, weil der Weltrekord-Versuch im vergangenen Jahr an derselben Stelle gescheitert war. Damals musste der Athlet abbrechen, weil die Sicht zu schlecht war und er Orientierungsschwierigkeiten hatte. Diesmal, berichtet er hinterher, seien die Bedingungen wesentlich besser gewesen.

Trainiert hat der Extremtaucher seit Herbst bis zu drei Mal täglich. Der Fluss Limmat, der durch Zürich fließt, war dabei ebenso Trainingsort wie das Hallenbad. Unter die Eisdecke des Vilsalpsees tauchte Colat erst für die Rekordversuche. Für ihn sind die Rekorde nicht nur ein Höhepunkt in seiner Karriere als Apnoe-Streckentaucher, sondern auch ein krönender Abschluss.

„Ich fühl mich wie im Rocky-Film“

Eigentlich wollte er schon im vergangen Jahr Schluss machen, aber mit einem Scheitern wollte er sich dann doch nicht verabschieden. „Du willst einen sauberen Abschluss“, meint der 52-Jährige. Den hat er nun geschafft und so scherzt er beim Gang über den gefrorenen Vilsalpsee – in Badehose und nur mit einem Handtuch über den Schultern – „Ich fühl mich wie im Rocky-Film.“

Geschafft! Der Weltrekord ist geknackt.
Geschafft! Der Weltrekord ist geknackt. © Gschwend

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