Aus für E-Auto-Förderung: Autohäuser nehmen Streichung sportlich
Autohändler aus dem Landkreis gehen gelassen mit dem Förderungs-Aus für E-Autos um. Auch mit Umweltbonus gab es wenig Nachfrage nach E-Fahrzeugen.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Die Streichung kam plötzlich und unangekündigt – ohne jede Chance, sich darauf einzustellen: Es sorgte für einige Aufregung, als das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) am 16. Dezember, einem Samstag, mitteilte, dass die Frist zum Beantragen einer Förderung zum E-Auto-Kauf am 17. Dezember auslaufen würde. Bei den Autohäusern im Landkreis schlugen die Wogen nicht so hoch und wenn, dann haben sie sich rasch geglättet. In einem sind sich die Händler einig: Die ohnehin maue Nachfrage nach Elektrofahrzeugen wird nun weiter zurückgehen.
Keine Förderung beim E-Auto-Kauf: Händler aus dem Tölzer Land nehmen es gelassen
„Ich habe übers Wochenende viele E-Mails reinbekommen“, erinnert sich Marion Lindner, Geschäftsführerin des Autohauses Schreindl in Bad Tölz, an jenem Tage der Kaufprämien-Streichung von jetzt auf gleich. Vor allem bei einem Kunden, dessen E-Auto in der darauffolgenden Woche zugelassen werden sollte, dürfte der Puls nach oben gegangen sein. Doch Marion Lindner konnte ihre Kunden schon am Montagmorgen beruhigen. Nissan hatte umgehend zugesichert, die E-Auto-Prämie für die betroffenen Kunden zu übernehmen. Das galt freilich nur, wenn der Kaufvertrag schon abgeschlossen war.
Seit Wegfall der Prämie seien einige Kunden, die mit dem Kauf eines E-Autos geliebäugelt hatten, abgesprungen, berichtet Lindner. „Die Prämie hat man schon sehr gut als Anzahlung einrechnen können“, meint die Geschäftsführerin. Jetzt würden interessierte Kunden eher abwarten, ob sich die Zuschussregeln in Zukunft nicht doch wieder ändern.
Die Nachfrage nach Elektroautos sei aber schon „extrem zurückgegangen“, seit der Umweltbonus Ende 2022 von maximal 6000 Euro auf zuletzt bis zu 4500 Euro vom Staat reduziert wurde. „Und dazu kam noch die allgemeine Preissteigerung“, erklärt Marion Lindner. Gefragt seien jetzt bei ihr eher noch Modelle mit Hybridantrieb („E-Power“). Unter Strich sei das abrupte Ende des Umweltbonus’ aus ihrer Sicht zwar „schade, weil es so kurzfristig kam“, sagt die Tölzer Autohändlerin. „Aber es hat uns auch nicht massiv wehgetan.“
Es gibt schon private Käufer, aber die sind nicht die ganze große Masse
Auch im Tölzer Autohaus Rinner nimmt Verkaufsleiter Daniel Voggenauer die Nachricht der abgeschafften Förderung relativ entspannt zur Kenntnis. „Es gibt schon private Käufer, aber die sind nicht die ganze große Masse“, sagt er. „Die meisten E-Autos verkaufen wir an Unternehmen als Firmenwagen“ – und die staatliche E-Auto-Förderung für Wirtschaftsbetriebe ist schon vor Monaten eingestellt worden. Die nun eingestellte Privatförderung werde auf das Tölzer Autohaus also nur geringfügige Auswirkungen haben, schätzt Voggenauer. „Der Trend ist eh momentan rückläufig.“ Vor nicht allzu langer Zeit, „als es noch hohe Boni gab und der Strompreis niedriger war“, sei die Nachfrage bedeutend stärker gewesen. Für den Rinner-Verkaufsleiter bedeutet das im Umkehrschluss: „Wenn man politisch mehr dafür machen würde, dann würde mehr gehen in der E-Mobilität.“
Keine großen Auswirkungen auf sein Geschäft verzeichnet Engelbert Stapf. Ein einziges Elektromobil hat der Geltinger Kfz-Fachmann nach eignen Angaben 2023 verkauft – genau wie im Vorjahr. Der Inhaber von „Auto Stapf“ vermutet aber, dass das plötzliche Aus der Prämie noch ein Nachspiel haben wird. „Da werden einige Menschen vor Gericht gehen.“ Schließlich lägen die Wartezeiten für ein E-Auto bei gut einem halben Jahr – und Menschen, die in den vergangenen Monaten einen Kaufvertrag unterschrieben haben, rechneten seinerzeit fest mit den Zuschüssen.
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E-Autos: „Allgemein ist die Nachfrage ziemlich eingebrochen“
Wahnsinnig viele Menschen seien allerdings nicht betroffen, wie Stapf vermutet. „Allgemein ist die Nachfrage ziemlich eingebrochen“ – unter anderem, weil der Strompreis immer noch relativ hoch sei und die Lade-Infrastruktur nur schleppend ausgebaut werde.
Das Unternehmen „17er-Oberlandenergie“ betriebt im ganzen Landkreis Elektro-Ladesäulen. Geschäftsführerin Stephanie Grill wagt keine Prognose zur weiteren Entwicklung der Elektromobilität. Sie hat aber bisher einen komplett anderen Trend beobachtet als Stapf und Voggenauer: „Die Nachfrage nach E-Mobilität nimmt extrem zu.“ Ob das bei den Autofahrern lediglich ein „Mitnahme-Effekt wegen der Förderungen“ war, könne sie nicht einschätzen. Bei vielen Gemeinden sei das aber unweigerlich der Fall. „Kommunen investieren verhaltener, wenn es keine Fördermittel gibt.“ Die 17er-Oberlandenergie arbeite notfalls alleine weiter an einem Ausbau der Lade-Infrastruktur. Grill: „Für uns als regionaler Energieversorger ist das wichtig.“
Auch für die private Mobilitätswende sei das wichtig, findet Autohändler Stapf. „Im Moment reicht die Infrastruktur nicht.“ Lediglich Grundstückseigentümer könnten über eine Elektro-Neuanschaffung nachdenken, weil sie in der eigenen Garage eine Wallbox oder eine Ladesäule installieren könnten. Mieter in Mehrfamilienhäusern hätten diese Möglichkeit oft nicht. Und auch Stapf selbst wäre vermutlich nie umgestiegen, hätte er nicht zuhause und in seiner Werkstatt einen eigenen Ladeanschluss.
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