„Es ist uns so kalt“: Paar aus Italien am Mont Blanc vermisst – sie schickten zuvor beklemmende SMS
Dramatischer Rettungseinsatz am Mont Blanc: Zwei Seilschaften aus Italien und Südkorea sind verschollen. Eine SMS ist das bislang letzte Lebenszeichen.
Chamonix – Der 4805,59 Meter hohe Mont Blanc an der Grenze zwischen Frankreich und Italien ist der König der Alpen. Und nach gängiger Definition der höchste Gipfel Europas. Jedes Jahr zieht der „weiße Berg“ Touristenscharen an. Immer wieder gibt es auf dem Giganten auch tödliche Unglücke. Jetzt werden gleichzeitig vier Menschen im ewigen Eis vermisst.
Sara S. und Andrea G. – sie stammt aus der Provinz Ligurien bei Genua und er aus der Lombardei – sind um die 40 und wollten auf der französischen Seite den Mont Blanc erklimmen. Sie waren laut fanpage.it in der Nacht von Freitag (6. September) auf Samstag (7. September) an der Cosmiques-Hütte auf einer Höhe von 3600 Metern Richtung Gipfel aufgebrochen. Vermutlich hatten die beiden eine Höhe von 4800 Metern erreicht, berichtet suedtirolnews.it. Sie machten sich wohl an den Abstieg, als sie plötzlich von einem Temperatursturz und Nebel überrascht wurden.
Am Mont Blanc vermisstes Paar aus Italien schickte Not-SMS: „Holt uns, wir könnten erfrieren“
Das Bergsteigerpaar hat sich beim Abstieg offenbar verirrt. Gegen 17.30 Uhr schickten sie eine SMS an die Rettungskräfte: „Wir sind in eine Gletscherspalte gestürzt, aber wir sind wieder herausgekommen. Jetzt wissen wir nicht genau, wo wir sind, und es ist uns so kalt.“ Das Thermometer sank an der Wetterstation Arpa Valle d‘Aosta auf 4750 Metern Höhe auf unter minus 12 Grad.

„Wir sehen nichts, holt uns, wir könnten erfrieren“, lautete eine ihrer letzten Nachrichten an die Retterinnen und Retter, die zunächst erfolglos versuchten, sie zu Fuß zu erreichen. Seit Sonntag (8. September) sind die beiden am Handy nicht mehr erreichbar. Vermutlich sind die Akkus leer. 300 Meter tiefer läge die rettende Notunterkunft der Vallot-Hütte, wo es auch Decken gibt.
Rettungskräfte brechen Einsätze ab, weil es zu gefährlich für sie wird
„Wir wurden am späten Samstagnachmittag auf drei in Not geratene Seilschaften unweit des Gipfels des Mont Blanc bei sehr schlechten Wetterbedingungen aufmerksam gemacht“, teilte der Hochgebirgs-Gendarmeriezug (PGHM) am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP mit. Helikopter können wegen der schlechten Sicht nicht aufsteigen.
Am Sonntag brach in den frühen Morgenstunden ein neues Team von Bergretterinnen und Bergrettern von der in einer Höhe von 3815 Metern gelegenen Goûter-Hütte auf. Das Team musste jedoch gegen 10 Uhr am Dôme du Goûter auf 4200 Metern Höhe abbrechen. Wind und Nebel machten ein Weiterkommen unmöglich. Am Montag (9. September) wurde gegen 7 Uhr ein erneuter Versuch von Retterinnen und Rettern gestartet, die Vermissten zu erreichen. Aufgrund widriger Wetterbedingungen und um die Sicherheit der eingesetzten Rettungskräfte zu gewährleisten, wurde der Einsatz wieder abgebrochen. Es herrschten Windgeschwindigkeiten von 70 Kilometern pro Stunde.
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Einer der beiden Vermissten hatte bereits mehr als 60 Viertausender bestiegen
Angehörige des Paares sind nach Chamonix gereist. Andrea G. ist Zoologe an der Universität Mailand, er hat bereits über 60 Besteigungen von 4000ern absolviert. Er war erst am 1. September mit der zweiten vermissten Sara S. auf dem Matterhorn (4478 Meter) gewesen. Am 22. August hatte er das Rimpfischorn (4199 Meter) und am 23. August das Allalinhorn (4027 Meter) bestiegen, beides in der Schweiz. Am 4. August überschritt er den Lyskamm im Wallis (4027 bis 4481 Meter hoch). Und am 19. Juli hatte er bei Facebook die Bezwingung der Aiguille de Bionnassay (4052 Meter) nahe des Mont Blanc als seine 63. Besteigung der 82 Viertausender der Alpen gemeldet. Sara S. ist ebenfalls passionierte Bergsteigerin. Ihr Motto bei Facebook: „Steige auf die Berge, nicht damit die Welt dich sieht, sondern damit du die Welt siehst.“
Auch zwei Koreaner sind am Mont Blanc verschollen. Eine weitere koreanische Zweierseilschaft konnte Sonntagmorgen unter Einsatz zahlreicher Rettungskräfte aus 4100 m Höhe unweit des Brenva-Passes geborgen werden.
Wie tödlich der Mont Blanc ist, hat er erst vor wenigen Tagen bewiesen: Ein Tourist stürzte am „Todeskorridor“ und starb. Ein abstürzender Eisblock wurde im Juli drei Bergsteigern zum Verhängnis. Und ein Bergsteiger, der Geld für krebskranke Kinder sammeln wollte, stürzte ebenfalls im Juli am Mont Blanc in den Tod.