Mutter im Kampf mit Steinadler: Greifvogel will Tochter mitschleppen

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Ein Kleinkind spielt auf einer Farm, als plötzlich ein Steinadler angreift. Die Mutter reagiert schnell, doch das Tier lässt nicht ab. Kein Einzelfall.

Trøndelag – Es ist ein Vorfall, der gleichermaßen schockiert und verblüfft: Ein Steinadler hat in Norwegen ein kleines Mädchen angegriffen und versucht, es zu verschleppen. Darüber berichtet der Nachrichtensender NRK. Selbst als die Mutter eingriff, hörte der Greifvogel nicht auf.

„Die Mutter musste kämpfen, damit er losließ“: Steinadler versucht Mädchen weg zu zerren

Das 20 Monate alte Kind spielte gerade auf dem Hof einer kleinen Farm in der Mitte Norwegens, als der Vogel unerwartet aus der Luft herabstürzte und versuchte, es zu packen. „Der Adler ist aus dem Nichts aufgetaucht und hat sich unsere jüngste Tochter gekrallt“, berichtete der Vater dem staatlichen Nachrichtensender Norwegens. Er war zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht vor Ort.

Die Mutter reagierte schnell und griff ein, so der Bericht. Aber selbst dann ließ der Steinadler das Mädchen nicht los. Obwohl es der Mutter gelang, den Vogel kräftig wegzustoßen, kehrte er im nächsten Moment zurück und griff das Kleinkind erneut an. „Die Mutter musste kämpfen, damit der Adler losließ“, zitiert NRK den Vater.

Ein Steinadler im Sturzflug. (Symbolfoto)
Ein Steinadler im Sturzflug. Die Vogelart zählt zu den größten Greifvögeln seiner Gattung und macht auch Jagd auf Steinböcke. Menschen greift er eigentlich nicht an. © Siegma/Imago

Erst als ein Nachbar zur Hilfe kam, konnte der Raubvogel in die Flucht geschlagen werden. Das Mädchen wurde danach ins Krankenhaus gebracht und musste am Hinterkopf genäht werden, berichtet NRK. Es hatte auch Kratzer im Gesicht und am Nacken. „Die Klaue des Adlers war zwei Zentimeter vom Auge des Mädchens entfernt“, sagte der Jagdaufseher Per Kare Vinterdal, der den Vogel schließlich einfing und einschläferte. Dieses Schicksal traf auch einen Hund in Österreich, der vor einigen Wochen aus heiterem Himmel eine Joggerin angegriffen und totgebissen hatte.

Können selbst Steinböcke erlegen: Steinadler sind geschickte Jäger

Steinadler sind nach den Seeadlern die größten Raubvögel ihrer Art und sind auch in Deutschland heimisch. Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) sind ihre Körper zwischen 79 und 95 Zentimeter lang und ihre Flügelspannweite kann bis zu zweieinhalb Meter betragen. Angriffe auf Menschen sind laut Experten äußerst ungewöhnlich.

Der Steinadler ernährt sich hauptsächlich von mittelgroßen Säugetieren, anderen Vögeln oder Aas. Er jagt hauptsächlich Hasen, Murmeltiere oder Hühner, aber auch Tiere, die deutlich schwerer sind als er selbst, wie Steinböcke oder Rehkitze. Sie können sie jedoch nicht wegtragen, erklärt der Biologe Samuel Furrer vom Zoo Zürich.

„Beutetiere dieser Größe greifen sie am Kopf und schlagen dann ihre außerordentlich scharfen und kräftigen Krallen durch die Schädeldecke ins Gehirn“, sagte der Experte bereits 2012 dem Nachrichtenportal 20min.ch, als ein Video von einem ähnlichen Fall in Kanada kursierte. „Kleinkinder sind für Steinadler absolut uninteressant“, so Furrer damals. Allerdings griff im Mai dieses Jahres ein Raubvogel einen Jogger in der Schweiz an.

Mysteriöse Vorfälle in Norwegen: Adler-Angriff auf Mädchen war der vierte in fünf Tagen

Der Ornithologe Alv Ottar Folkestad bezeichnet den Vorfall in Norwegen als Sensation, die keiner Logik folgt. Wenn man den Tieren in der Natur zu nahe kommt, könnten sie aus Angst angreifen. Ansonsten seien sie für den Menschen harmlos. Der Experte äußerte sich gegenüber NRK zum Jagdverhalten der Tiere, nachdem in Norwegen vier Angriffe innerhalb von fünf Tagen gemeldet worden waren.

Bevor das Mädchen angegriffen wurde, hatte am Dienstag (3. September) ein Steinadler einen Tierbeobachter angegriffen, kurz darauf wurde auch ein Wanderer angegriffen. Einen Tag später traf es eine Frau an einer Hütte. Ähnlich verblüffend ist für die Wissenschaft eine Reihe von gezielten Orca-Angriffe auf Schiffe. (rku)

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