„Schön, machen wir“ war einmal: Schongau speckt Pläne zur Sanierung rund um die Stadtmauer ab

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Die Schongauer Stadtmauer ist zu 80 Prozent erhalten und soll mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Das Umfeld und auch die Eingänge sollen weiter saniert werden. © Hans-Helmut Herold

Das Umfeld der Schongauer Stadtmauer soll weiter saniert werden. Doch die angespannte Haushaltslage zwingt zum Sparen – auch bei der Planung.

Zum Auftakt der städtebaulichen Aufwertung war im Norden der Altstadt ab 2019 das Münzgebäude saniert und der östlich davon gelegene Platz „An der Fronveste“ gestaltet worden. Der Abschnitt an der Stadtmauer im Süden der Altstadt – der Bereich Sonnengraben und die Himmelsleiter vom Volksfestplatz hinauf bis zum Polizeidienerturm – wurden bereits 2024 eingeweiht. Nun stellte Ursula Hochrein vom Münchener Planungsbüro Lohrer-Hochrein im Stadtrat noch einmal das Gesamtkonzept vor und legte dar, wie es mit Sanierung und Ausbau rund um den Schongauer Stadtwall weitergehen könnte.

Fußweg rund um die Stadtmauer soll ausgebaut werden

Die Planung sieht vor, den gesamten Fußweg um die Stadtmauer auszubauen auf eine Breite von 2,5 Meter (an Engstellen mindestens 1,8 Meter) und zu sanieren – auch die Eingänge zur Stadt. Der Zustand sei teils desolat. „Wenn Sie heute durchlaufen, ist an vielen Stellen etwas zu tun“, so Hochrein. Der gesamte Weg soll beleuchtet werden. An steilen Stellen soll ein Handlauf das Begehen erleichtern. Ein Augenmerk gesetzt werden soll auf Sichtbeziehungen zur Stadtmauer. Hierzu müssten entstandene Verbuschungen entfernt und kleinere pflanzliche Maßnahmen gemacht werden. Wo möglich, sollen Mauern entfernt und durch natürliche Böschungen ersetzt werden. Auf einer Terrasse oberhalb der Köhlervilla stellt sich die Planerin einen Spielplatz für Kinder vor. Bänke, wie sie auch schon am Sonnengraben aufgestellt wurden, und Sitzkörbe sollen überall zum Verweilen einladen. Erinnert werden soll an verschiedenen Stellen an Themen rund um das historische Handwerk oder zur Stadtgeschichte.

Viele Arbeiten sind notwendig und können nicht aufgeschoben werden

Die Planerin ging unter anderem auf das Tor Richtung Bahnhof ein. Die bereits genutzte Abkürzung am Bahnberg könnte vom Trampelpfad in eine einfache Treppenanlage umgewandelt werden. An der nördlichen Treppe am Lechberg ist ein kleines Podest geplant, „damit man nicht gleich in den Verkehr stolpert“, so Hochrein. Von Grund auf erneuert werden soll die südliche Treppenanlage beim Lechberg. Der Kasselturm nimmt gerade im Bereich Tourismus eine wichtige Rolle ein, ist immer Haltepunkt bei Stadtführungen. Dort könnte ein Aufenthaltsbereich geschaffen werden mit Hochbeet, Sitzkörben und einem Bouleplatz. Die vorgestellten Sitzkörbe sind angelehnt an die Form von Körben, die einst dem Transport von Gütern entlang der historischen Handelsstraßen dienten.

Stützmauer am Frauentor wird derzeit untersucht, weil sie erhebliche Schäden aufweist

Am Frauentor wird derzeit die Stützmauer zum Toreinlass untersucht, diese weise „erhebliche Schadensbilder“ auf. Nicht zuletzt soll am Maxtor der Weg gepflastert werden. Auf der Nordseite der Stadtmauer sieht die Vorplanung einen Ausbau der Wegeverbindung westlich des Münztors vor. Da dieser kaum genutzt werde, könne man diesen auch zurückbauen, so die Planerin. Fraglich sei zudem, ob die Sitzplätze im Norden der Stadtmauer überhaupt genutzt werden. Verzichten könne man auch auf die Treppenanlage vom Schwanenweiher zur Stadtmauer.

Baubeginn erst ab 2027 leistbar und nur mit Förderung

„Ein Baubeginn wäre erst 2027 und nur mit hoher Förderung des Freistaates leistbar und unter Bildung von Bauabschnitten“, fasste es Stadtbaumeister Sebastian Dietrich zusammen. Dass es vorangehen müsse, daran ließ er jedoch keine Zweifel: „Teilweise müssen wir handeln im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht.“ Weitaus günstiger sei es, das als Gesamtmaßnahme zu machen. In der Kostenschätzung stehen derzeit Gesamtkosten von rund 3,23 Millionen Euro, wovon auf die Lichtplanung rund 211 000 Euro entfallen.

„Finanzierung liegt mir im Magen“

„Die Planung gefällt mir gut, aber die Finanzierung liegt mir im Magen“, so Kornelia Funke (CSU). Bürgermeister Falk Sluyterman machte deutlich, dass man auf eine hohe Förderung aus der Städtebauförderung spekuliere, nämlich 80 Prozent. „Wir müssen jetzt planen, planen, planen“, erinnerte er daran, dass es beim Eisstadion geklappt habe, mit fertigen Unterlagen sofort bei Programmstart den Zuschlag zu bekommen. Die Planungskosten seien gut investiert. „Ohne staatliche Förderung kriegen wir das aber natürlich nicht gewuppt.“ Stephan Hild (UWV) richtete den Blick auf die desolate Haushaltssituation, der Eigenanteil müsse trotzdem finanziert werden. „In den Jahren 2026, 2027 und 2028 können wir das nicht stemmen.“ Hild plädierte dafür, die Planung auf das Notwendigste zu reduzieren, die Zeiten eines „schön, machen wir“ seien vorbei. So ähnlich sah es Gregor Schuppe (ALS). „Nice to have“ sei das Stichwort, auch eine Förderung müsse man sich leisten können. Man müsse weg vom extrem aufwändigen Bauen, „weg vom Mercedes, hin zum praktischen VW“.

Entwurf soll abgespeckt werden

Der Stadtrat billigte gegen die Stimme von Gregor Schuppe eine abgespeckte Entwurfsplanung. Diese soll so reduziert werden, dass man auf der einen Seite der Verkehrssicherungspflicht gerecht werden könne, auf der anderen Seite die Städtebauförderung noch einen Ansatz sehe. An Planungskosten werden jetzt etwa 50 000 bis 60 000 Euro fällig.

Wie wichtig die weitgehend intakte Stadtmauer für die Stadt Schongau ist, hatte auch Standortförderer Jürgen Erhard festgestellt.

Auch ein Außenbalkon an der Stadtmauer war schon geplant.