Etwas über die Landwirtschaft und damit über die Erzeugung von Lebensmitteln erfahren: Das sollen Schüler bei einem Projekt, an dem sich im Landkreis zwei Dutzend Bauernhöfe beteiligen.
Landkreis/Huglfing – „Immer mehr Kinder wissen nichts mehr von der Landwirtschaft.“ Das sagte Cornelia Nitschke vom Landwirtschaftsamt Weilheim bei einer Info-Veranstaltung für Lehrer auf Gut Grasleiten bei Huglfing. Sie machte dort Werbung für das Projekt „Erlebnis Bauernhof“, das Schülern Wissen vermitteln soll. Auch bei jungen Menschen, die auf dem Land leben, bestehe diesbezüglich deutlicher Bedarf, so Nitschke.
Wie viel Heu benötige ich, um eine Kuh zu ernähren? Und was braucht diese sonst noch? Solche Fragen werden laut Nitschke im Rahmen des Bildungsangebots „Erlebnis Bauernhof“ beantwortet, das das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten anbietet und das Schüler bis zur zehnten Klasse auf Höfe auch im Landkreis Weilheim-Schongau bringen soll.
Realistische Einblicke bieten
Zu diesen Höfen gehört das Gut Grasleiten. Dort begrüßte Alois Schmid kurz vor den Sommerferien die Grund- und Mittelschullehrer, die an ihren Schulen als Umweltbeauftragte tätig sind, und bot ihnen auch Führungen an. In dem idyllisch gelegenen Betrieb, der seit 1854 von Schmids Familie geführt wird, können Schüler etwa Einblicke in die Haltung von Mutterkühen bekommen. Er habe schon immer gern mit Kindern gearbeitet, sagte der Gastgeber, der Landwirtschaft studiert hat.
Sein Bio-Grünlandbetrieb, wo es etwa auch Ponys, Schweine und Hasen gibt, beteiligt sich nicht nur am Programm „Erlebnis Bauernhof“, sondern dient auch drei Tage pro Woche als Kindergarten (für Buben und Mädchen der Kita in Huglfing und ihre Erzieherinnen). Zudem gibt es auf dem Gut Übernachtungsmöglichkeiten für 40 Gäste.
Zwar seien beileibe nicht alle der Höfe, die am Projekt „Erlebnis Bauernhof“ teilnehmen, so schön wie der in Grasleiten, sagte Nitschke, doch alle böten jungen Menschen realistische Einblicke, wie Landwirtschaft wirklich funktioniert. „Unwissen“ könne auf diese Weise entgegengewirkt werden. Wenn man erst einmal darüber informiert sei, wie viel Arbeit in der Herstellung von Lebensmitteln – beispielsweise von Milch – steckt, schätze man deren Wert höher ein. Durch Hofbesuche bekommen Kinder laut Nitschke auch mehr Bezug zu Tieren.
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Erfreut zeigte sich die Mitarbeiterin des Landwirtschaftsamts, dass das Landratsamt Weilheim-Schongau jetzt Geld für Busfahrten im Rahmen von „Erlebnis Bauernhof“ bereitstellt. Und sie selbst ist nach ihren Worten dabei, für das Projekt weitere Landwirte und Landfrauen zu schulen, die dann junge Menschen über Themen wie „Von der Milch zum Käse“ informieren sollen.
Zwei Dutzend Höfe im Landkreis dabei
Bislang erreichte das 2012 ins Leben gerufene und vom Landwirtschaftsministerium geförderte Programm in ganz Bayern über 590.000 Schüler in etwa 29.500 Klassen. Im Landkreis waren es im Schuljahr 2023/24 mehr als 70 Klassen. Derzeit beteiligen sich dort zwei Dutzend Höfe an dem Projekt. Sie befinden sich in Raisting, Eberfing und Sindelsdorf genauso wie etwa in Prem, Schwabsoien und Bernbeuren.
Organisiert wurde die Veranstaltung für Lehrer von Alexandra Link-Lichius. Sie ist selbst Lehrerin und zugleich Fachberaterin für Umwelterziehung, Klimaschutz und Bildung für nachhaltige Entwicklung für die Grund-, Mittel- und Montessorischulen im Schulamtsbezirk Weilheim-Schongau.
Mehr Informationen über das Projekt „Erlebnis Bauernhof“, das Grund- und Förderschüler genauso erreichen soll wie Mittel-, Real- und Wirtschaftsschüler sowie Gymnasiasten, gibt es online unter www.erlebnis-bauernhof.bayern.de; Kontakt zu Cornelia Nitschke vom Landwirtschaftsamt unter der Rufnummer 0881/994-1147.